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Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen

Titel: Die Elfen 03 - Die Stunde der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Louis Fetjaine
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Prolog
      
    Die Welt war im Chaos versunken. Möglicherweise würde man sich dereinst eines fernen goldenen Zeitalters erinnern, einer glücklichen Epoche, in der zwar
    nicht immer Frieden zwischen den vier Stämmen der Göttin Dana geherrscht hatte, aber zumindest ein ausgewogenes Kräfteverhältnis, und in der das Überleben der Stämme durch die großen Talismane gesichert gewesen war. Das Schwert des Gottes Nudd, von den Menschen Excalibur genannt, war den Zwergen geschenkt worden. Der Fal Lia, der Heilige Stein, der ächzte, sobald sich ein echter König näherte, gehörte den Menschen. Die Dämonen besaßen die mörderische Lanze von Lug und die Elfen den Kessel von Dagda, dem Gott des Wissens ... So war es von Anbeginn der Zeiten gewesen.
    Man glaube bloß nicht den Märchen: Die Menschen waren es, die dieses Gleichgewicht zerstörten, und nicht etwa die bösartigen Zwerge, denen alle Übel angelastet werden. Die Menschen und ihre neue Religion, deren Verfechter die Einzigartigkeit einer auserwählten Rasse predigten und ihre Überlegenheit über alle anderen verkündeten. Eine einzige Erde, ein einziger König, ein einziger Gott, das verkündeten sie und im Namen ebenjenes Gottes wurde die abscheulichste Gemeinheit begangen, die die Welt je gesehen hat ... um dann dem Vergessen anheim zu fallen.
    Die Menschen raubten dem Volk der Zwerge Excalibur und schafften es, dieses schwere Verbrechen den Elfen anzulasten. Der alte König Pellehun und sein Seneschall, Herzog Gorlois von Tintagel, bezahlten zwar für dieses schändliche Vergehen mit ihrem Leben, aber das Unglück war geschehen. Weder Lliane, die Königin der Hohen Elfen aus dem Wald von Broceliande, noch der Ritter Uther, der dank der überwältigenden Kraft ihrer Liebe zum Pendragon geworden war, noch der Druide Merlin vermochten die daraus erwachsenden Kriege zu verhindern, den Hass und die Zwietracht, durch die das Königreich von Logres in blutige Wirren gestürzt wurde. Kaum befand sich ihr Talisman nicht mehr in ihren Händen, verschwanden auch schon die Zwerge. Ihre ausgedehnten Herrschaftsgebiete unter dem Berg lagen unter Felstrümmern vergraben, und man sah in den Siedlungen der Menschen sonderbare Wesen, zugleich Mensch und Zwerg, als seien die beiden Rassen zu einer verschmolzen.
    Der Krieg war augenblicklich vorüber, doch der Talisman war den Königreichen unter dem Berg noch nicht wieder zurückgegeben worden.
    Noch war der Frieden nicht wiederhergestellt…
     
     

Die Jäger
      
    Nach und nach vertrieb der Wind die düsteren, nächtlichen Wolken. Frehir, der trotz der beißenden Kälte der frühen Morgenstunden mit nacktem Oberkörper um-
    herlief, schob mit einer schwungvollen Handbewegung den Teppich aus welkem Laub beiseite, der das schwarze Nass einer Pfütze bedeckte, und spritzte sich, schnaubend und prustend, das Wasser ins Gesicht. Um ihn herum hingen noch zähe Nebelschwaden über dem Farnkraut. Trotz der jähen Böen, die die Zweige in den Baumwipfeln über ihm peitschten, lag das Unterholz ruhig, verschlafen, unberührt von dem wilden Treiben am Himmel. Frehir reckte und dehnte sich, kratzte sich heftig den struppigen Bart, in dem sich allerlei Pflanzenreste verfangen hatten, dann streifte er wieder sein wollenes Hemd über und zog sich den schweren Fellumhang über die Schultern. Der trübe, graue Morgen kündigte bereits den Winter an, und es versprach ein trostloser und kalter Tag zu werden, doch zumindest würde es nicht regnen. Das stand jedenfalls zu hoffen ...
    Die Menschen des Clans hatten im Schutze eines efeuüberwucherten Baumstammes genächtigt, eingewickelt in ihre Mäntel und eng aneinander geschmiegt wie Tiere; im Großen und Ganzen unterschieden sie sich hierin kaum von den Bären, die sie bereits seit zwei Tagen verfolgten. Vermutlich eine Sippe, eines oder sogar mehrere Weibchen mit ihren Jungen, die zu sehr damit beschäftigt waren, sich im Hinblick auf den nahenden Winter den Bauch voll zu schlagen, als dass sie darauf geachtet hätten, ihre Fährte zu verwischen. Die Tiere ließen eine Spur aus blutigen Fleischresten, Dunstwolken und abgenagten Holunderzweigen zurück, doch sie entkamen ihnen immer wieder und lockten sie zunehmend tiefer in den Wald hinein; schon jetzt waren sie Meilen von Seuil-des-Roches entfernt. Ein langer Weg über Berg und Tal, den sie wieder zurückgehen und dabei auf behelfsmäßigen Tragen die ungeheuerliche Masse ihrer erlegten Beute hinter sich herschleifen mussten, sofern

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