Linda Lael Miller
flackerten vor Zorn, und Bonnie erinnerte sich
plötzlich an seine Drohung, ihr einen höchst beschämenden Platz in der
Geschichte ihres Landes zu sichern.
Aber
wenigstens lebte er! Bonnie lachte und weinte vor Freude, und auch sein Gesichtsausdruck
verlor etwas von seiner Strenge, als er sich ihr näherte. Vor allen Leuten hob
er sie auf die Arme und küßte sie, was ihnen schallenden Applaus einbrachte.
Aber als er Bonnie wieder absetzte und ihr einen harten Klaps auf den Po gab,
klatschten die Männer noch viel begeisterter.
Bonnie
errötete vor Ärger und versetzte Eli einen Tritt gegen das Schienbein. Die
Zuschauer heulten vor Lachen, und Eli heulte auf vor Schmerz.
»Ich danke
dem lieben Himmel, daß du nicht tot bist, Eli«, schrie Bonnie, »denn jetzt kann
ich dich wenigstens selbst umbringen! Mich zu verschnüren wie ein Schaf, bevor
es geschoren wird, was?« Sie stürzte wieder auf ihn zu, aber er wich vor ihr
zurück und hielt schützend beide Hände vor sich.
»Beruhige
dich, Bonnie, also wirklich ...«
»Beruhigen?
Und ob ich mich beruhigen werde! Sobald ich dir die Eingeweide herausgerissen
habe, du abscheulicher Rohling!«
Eli schrie
vor Lachen und rannte – sehr zum Entzücken seiner Männer – um sein Leben.
Die
Liebe schien
überall zu sein.
Genoa und
Seth, Webb Hutcheson und Susan, Lizbeth und Forbes – für alle hielt das
Schicksal an diesem Tag nur Liebe und Glück bereit. Sogar Bonnies eigener Vater
mußte sich auf diesem Fest zur Feier von Genoas und Seth' Verlobung zum Narren
machen, indem er mit einer aufgeputzten Earline Kalb herumlief, ihr Limonade
holte und sogar seine Jacke auf dem Rasen ausbreitete, damit sie ihr neues
Musselinkleid nicht beschmutzte.
Es war
widerlich.
Die Musiker
stimmten ihre Fiedeln, als die Dämmerung hereinbrach, und auf der großen
hölzernen Plattform, die zum Tanzen vorgesehen war, begann ein munteres
Treiben.
Bonnie
hatte Eli seit dem Morgen, als sie ihn durch die halbe Stadt verfolgt hatte,
nicht mehr gesehen. Als sie jetzt einsam und in einiger Entfernung von der
fröhlichen Gesellschaft an einer Birke lehnte, seufzte sie entmutigt. Er hatte
den Tritt verdient, genau wie alle die Beleidigungen, die sie ihm zugerufen
hatte. Trotzdem fühlte sie sich so allein, daß ihr fast die Tränen kamen. Aber
sie würde verdammt sein, wenn sie weinte. Sie hatte genug Tränen um Eli
McKutchen vergossen. Er war es einfach nicht wert.
Ihre Kehle
wurde eng, als das erste Lied verklang und zu einem Walzer aufgespielt wurde. O
doch, flüsterte ihr Herz, Eli ist deine Tränen wert und noch viel mehr. Und nun
hatte er bestimmt den nächsten Zug bestiegen und war nach irgendeinem
unbekannten Ziel abgereist!
Als sie
eine Hand auf ihrem Ellbogen spürte, erschrak sie zunächst, aber dann sah sie,
daß es Eli war, der lächelnd an ihrer Seite stand. Er sah so unverschämt gut
aus, daß Bonnie ihn fast wieder getreten hätte.
»Wo hast du
gesteckt?« flüsterte sie, als er sie zur Tanzfläche führte.
»Ich habe
geschlafen«, antwortete er. »Es ist sehr erschöpfend für einen Mann, mit einer
Frau wie dir verheiratet zu sein.«
Bonnie
schaute zu Eli auf und legte ihre ganze Zuneigung zu ihm in ihren Blick.
»Willst du etwa das Handtuch werfen?«
Er führte
sie mitten auf die Tanzfläche, und sie hätten dort mutterseelenallein sein
können angesichts der Aufmerksamkeit, die sie den anderen Tänzern schenkten. Es
gab nur sie beide und höchstens noch den dunklen Sternenhimmel über ihnen.
Elis
goldbraune Augen glühten vor Bewunderung, als er seine Frau ansah und das neue
Kleid betrachtete, das sie am Nachmittag extra für ihn gekauft hatte – mit der
Absicht, ihm zu imponieren, sollte sie ihn jemals wiedersehen.
»Ich liebe
dich«, sagte sie leise.
Eli nickte
zustimmend und zog Bonnie noch fester in die Arme, als ein neuer Walzer den
alten ablöste. »Kostet es noch immer einen Dollar, mit einem Engel zu tanzen?«
Bonnie
schaute ihm lächelnd in die Augen. »Für dich«, sagte sie, »macht es zwei
Dollar.«
Weitere Kostenlose Bücher