Linda Lael Miller
brachte die einzige Ausrede vor, die ihr auf die Schnelle
einfiel. »Ich bin die Bürgermeisterin dieser Stadt!«
Eli löste
sich von ihr und begann sich anzuziehen. »Ich habe genug Hilfe, Bonnie – ich
brauche keine Frau, auf die ich aufpassen muß.« Er drohte ihr mit dem Finger.
»Du solltest meine Warnung nicht mißachten, denn sie ist mir ernst gemeint.
Wenn ich dich heute nacht irgendwo in der Nähe der Werke sehe, wirst du die
erste Bürgermeisterin in der Geschichte sein, die öffentlich den Po versohlt
bekommt!«
Bonnie war
viel zu verängstigt, um ärgerlich zu werden. Dazu war später Zeit, wenn – und
falls – Eli diese Nacht überlebte. »Abe ich würde mir solche Sorgen machen
...«
Elis
Gesichtsausdruck war kalt und hart wie Granit. Ganz offensichtlich war es ihm
sehr ernst, was er gesagt hatte, und es wäre sinnlos gewesen, mit ihm zu
diskutieren. Es gab nur eine Möglichkeit, sein unmögliches Verbot zu umgehen,
und dazu mußte sie so tun, als fände sie sich damit ab.
Mit
hängenden Schultern ging Bonnie ins Bett zurück. Sie seufzte und schloß sogar
die Augen. »Na schön. Dann sehen wir uns morgen früh.«
Eli fluchte
verhalten, und dann schloß sich seine Hand über Bonnies Mund. Sie riß
erschrocken die Augen auf und versuchte, sich zu befreien, aber Eli hielt sie
nicht nur fest, sondern knebelte sie sogar mit ihrem eigenen Unterhemdchen.
Dann, um die Demütigung komplett zu machen, band er ihre Hände zusammen und
befestigte sie mit einem Gürtel am Bettpfosten.
Bonnie
zappelte hilflos, aber der Knebel hinderte sie am Schreien, und der Gürtel erlaubte
ihr ohnehin keine großartigen Bewegungen.
Grinsend
küßte Eli sie auf die Stirn. »Tut mir leid, mein Liebling«, sagte er leichthin,
»aber ich fürchte, nur so kann ich sicher sein, daß du im Haus bleiben wirst.
Ich komme zurück, sobald ich kann.«
Stunden schienen zu vergehen, während
Bonnie versuchte, sich aus ihrer mißlichen Lage zu befreien. Sie war noch nie
in ihrem Leben so wütend gewesen, hatte sich noch nie so hilflos gefühlt und
noch nie eine solche Angst um Eli ausgestanden. Irgendwann sank sie in einen
unruhigen Schlaf.
Die
Explosion erschütterte das Haus und ließ die Fenster klappern, und Bonnie
erwachte mit einem Schrei, den der Knebel in ihrer Kehle erstickte. Sie zerrte
wie wild an dem Gürtel, der ihre Hände am Bettpfosten festhielt, und gab halb
erstickte Laute von sich, als jemand an ihrer Tür klopfte.
Gott sein
Dank, dachte Bonnie, als ihre Schwägerin hereinkam. Genoa war leichenblaß und
riß entsetzt die Augen auf, als sie Bonnies Lage sah.
»Ich wußte
ja, daß ihr sehr leidenschaftlich seid«, schimpfte sie, als sie Bonnies Fesseln
und den Knebel löste. »Aber ich finde, das geht doch etwas zu weit!«
Als Bonnie
endlich frei war, erschütterte eine zweite Explosion die Mauern.
»Was in
aller ...« Genoa rannte zum Fenster hinüber. »Wo ist Eli, und warum warst du
gefesselt?«
Bonnie
hatte keine Zeit für Erklärungen. Während sie sich hastig anzog, kam weinend
Rose Marie herein, gefolgt von einer sehr verschreckten Katie. »Um Himmels
willen! Was hat das zu bedeuten?«
»Es sind
die Werke!« stieß Bonnie hervor und gab ihrer Tochter rasch einen Kuß. »Ihr
bleibt alle hier – und paßt mir gut auf Rose Marie auf!«
»Unsinn!«
rief Genoa und eilte auf ihr Zimmer zu. »Du wartest auf mich, Bonnie«, rief
sie drohend. »Ich gehe mit dir!«
Aber Bonnie
wartete nicht. Sie rannte, so schnell sie konnte, auf die Werke zu und hoffte,
daß noch etwas von ihnen übrig war. Vor allem von ihrem eigensinnigen,
arroganten Eigentü mer! O Gott, flehte sie stumm, laß ihn noch am Leben sein.
Bitte, bitte, laß Eli nicht tot sein!
Vielleicht
hundert Männer standen vor dem teilweise zerstörten Werk herum, aber Bonnie
drängte sich rücksichtslos durch ihre Reihen. Eli stand bei Forbes und Seth und
schaute zu, wie ein Dutzend Gewerkschafter einer nach dem anderen gefesselt in
einen Wagen gestoßen wurde.
Im ersten
Moment war Bonnie so erleichtert, daß sie weder etwas sagen noch sich bewegen
konnte. Sie stand einfach da, am Rand der Menschenmenge, und starrte auf Elis
schmutziges Gesicht und seine zerrissene Kleidung.
Forbes, der
mindestens so schmutzig war wie Eli, bemerkte sie als erster. Seine Zähne
blitzten bemerkenswert weiß in seinem rußgeschwärzten Gesicht, als er grinsend
seinen Arbeitgeber anstieß und etwas sagte, was Bonnie nicht hören konnte.
Eli
lächelte nicht, seine Augen
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