Linda Lael Miller
über Santa Claus.«
»Gracie«,
sagte Lincoln.
»Aber das
stimmt doch, Papa, ich habe Mr Moores Gedichte tausendmal gelesen.«
»Es gibt
Maisbrei«, beschloss Tom laut. »Und vielleicht etwas Wurst.«
»Wie bitte?«,
fragte Lincoln.
»Zum
Frühstück«, erläuterte Tom mit einem kleinen Lächeln. Dann drehte er sich zu
Joseph um. »Kannst du mit der Milchschleuder umgehen?«
Der Junge
nickte. »Wir hatten in der Schule eine Milchkuh. Eine Zeit lang zumindest.«
Bisher
hatte immer Theresa den Rahm von der Milch getrennt, weil Joseph das als »Frauenaufgabe«
betrachtet hatte. Mary Rose und Angelique hatten hinterher abwechselnd die
Butter geschlagen.
Doch dann
war die Kuh krank geworden und gestorben, und Mr Philbert hatte keine weitere
Kuh bei der Regierung angefordert.
Traurigkeit
und Wut überwältigten Juliana, was sich offenbar auf ihrem Gesicht abzeichnete,
denn zu ihrer völligen Überraschung legte Lincoln eine Hand auf ihre Schulter.
Die
Berührung jagte einen glühenden Schauer durch ihren Körper, beinahe wäre sie
zusammengezuckt. An seinem Blick sah sie, dass er es bemerkt hatte.
»Setzen Sie
sich«, bat er. Seine Augen blitzten belustigt auf, als sie errötete. »Ich hole
Ihnen einen Kaffee.«
Kapitel 3
Der Himmel war klar, zum Herzerweichen
blau, die Sonne glitzerte auf den Schneefeldern der Gebirgsausläufer und den
schneebedeckten Bäumen. Das Wasser des Bachs schimmerte unter den Eisschichten,
die Rinder – mehr als einhundert – brüllten ungeduldig nach der ersten Ladung
Heu. Lincoln saß im Sattel und zog den Hut tief ins Gesicht, um sich gegen das
blendende Licht zu schützen.
Er sah, wie
Joseph hinten auf den Schlitten kletterte – der Schnee war zu hoch für einen
Planwagen –, während Tom damit beschäftigt war, die beiden riesigen Pferde zu
besänftigen.
Ben Gainer,
der über den Winter auf der Ranch blieb, weil seine Frau Rose-of-Sharon
demnächst ihr erstes Kind bekommen sollte, ritt auf einem gefleckten Pony und
mit einer Schaufel in der Hand neben Lincoln her.
»Am besten
breche ich mal das Eis am Bach auf«, sagte Ben.
Lincoln
nickte und schwang sich aus dem Sattel. Die Dinge waren da, um erledigt zu
werden, wie sein Vater immer gesagt hatte. Wenn die Tiere nicht hungrig
waren, dann hatten sie Durst, und sie waren nicht klug genug, um Schnee zu
fressen oder das his mit ihren Hufen aufzubrechen, damit sie an das Barunterliegende
Wasser gelangten. Er ging zum Schlitten und nahm eine der Spitzhacken herunter,
die Tom aufgeladen hatte.
Als er
begann, an einigen Stellen des Bachs auf das dicke Eis einzuhacken, wünschte er
sich nicht zum ersten Mal, dass er sich für ein leichteres Leben entschieden
hätte. Beth' Vater hatte ihm immerhin die Partnerschaft in seiner Bostoner
Anwaltskanzlei angeboten.
Wenn ich in
Boston geblieben wäre, würde Beth vielleicht noch leben – und die beiden Kinder
auch, dachte er. Und Gracie könnte eine richtige Schule besuchen.
Hätte er
die Ranch seinem unfähigen Bruder Wes überlassen, wäre sie schon längst
Geschichte. Seine Mutter hätte kein Heim mehr, und Tom Dancingstar hätte sein
Land verlassen und in einer Welt leben müssen, die ihn nicht nur vollkommen
unterschätzte, sondern vor allem verachtete. Und das nur, weil er Indianer
war.
Lincoln
hatte sich zwischen Pest und Cholera entscheiden müssen, und falls er den
falschen Weg gewählt hatte, konnte er es jetzt nicht mehr ändern. Die Ranch
machte ihn nicht zu einem reichen Mann, aber zumindest hatte er sie mit jeder
Menge harter Arbeit und typisch Creed'scher Entschlossenheit wieder in die
schwarzen Zahlen gebracht.
Doch
welchen Preis hatte er dafür gezahlt!
Tom
gesellte sich mit einer weiteren Hacke zu ihm und schickte Ben und Joseph
zurück zum Heuschuppen, wo die beiden anderen Helfer, Art Bentley und Mike
Falstaff, darauf warteten, den Schlitten neu zu beladen.
»Du siehst
heute Morgen ziemlich schlecht gelaunt aus«, stellte Tom fest.
»Harte
Arbeit«, erwiderte Lincoln, ohne seinen Freund anzusehen.
»Du
arbeitest, seit du neun bist. Ich glaube nicht, dass es daran liegt.«
Lincoln
unterbrach die Arbeit, um kurz Atem zu holen, dann seufzte er. Ein paar Rinder,
die das Wasser gewittert hatten, tauchten hinter ihm auf. »Bestehst du darauf,
zu plaudern?«
Tom lachte.
Die Rinder drückten sich an ihnen vorbei, um zum Bach zu gelangen. Die beiden
Männer gingen ein paar Schritte am Ufer entlang, um ihnen den Weg freizumachen.
»Irgendwas treibt dich um, so viel
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