Linda Lael Miller
Gin Rummy.« Brad stellte eine dritte Kiste zwischen sie
beide. »Du glaubst also, du könntest mich über den Tisch ziehen, ja?« Sein
Blick verriet, dass er vorhatte, sie über den Tisch zu ziehen – und dass
er dabei nicht an die Karten dachte.
Kapitel 4
Für
Brad war es wie ein Wunder, dass er in einer Schutzhütte saß und mit Meg
McKettrick Gin Rummy spielte, obwohl er seit seiner Rückkehr nach Stone Creek
nur daran dachte, sie ins Bett zu bekommen. Und dann hatte sie ihn praktisch
dazu eingeladen, der Vater ihres Babys zu werden.
Natürlich
störte es ihn, dass sie es allein aufziehen wollte – noch dazu auf der
Triple-M-Ranch. Trotzdem hätte er nichts dagegen, ein Kind mit ihr zu zeugen.
Warum
liege ich dann nicht längst auf ihr?
Er
betrachtete seine Karten und analysierte die Situation. Ganz abgesehen davon,
dass Meg auch diese Runde gewinnen würde, heulte draußen der Wind wie eine
Horde Gespenster, die sie aus der Hütte vertreiben wollte. Die Wände zitterten,
und obwohl es noch nicht einmal Mittag war, wurde es draußen immer dunkler.
»Spiel
schon«, sagte Meg ungeduldig. In ihren Augen blitzte außer dem Triumph noch
etwas anderes auf.
»Wenn
ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast die Karten gezinkt. Gleich
legst du dein Blatt hin, und ich habe schon wieder verloren, stimmt’s?«
Sie
lächelte herausfordernd. »Das liegt ganz bei dir.«
Sie
ist eine Cowboy-Geisha, dachte Brad. Später, wenn er allein auf der Ranch war,
würde er vielleicht einen Song daraus machen. Auch wenn er sich für immer von
Tourneen und Tonstudios verabschiedet hatte, war die Musik noch immer sein
Leben.
Resigniert
nahm er eine Karte vom Stapel, warf einen Blick darauf und legte sie fort.
Meg
nahm sie, schob sie in ihr Blatt und breitete es auf der Kiste aus.
»Tja,
das Glück der McKettricks!«, verkündete sie strahlend.
Spontan
legte er seine Karten hin, beugte sich vor und küsste sie zärtlich auf den
Mund. Zunächst erstarrte sie, dann erwiderte sie den Kuss und stöhnte leise
auf, als er seine Zunge ins Spiel brachte.
Sie
legte die Hände um seinen Nacken.
Am
liebsten hätte er die Kiste, die sie trennte, beiseitegeschoben, sich mit Meg
hingelegt und hier und jetzt mit ihr geschlafen.
Ganz
ruhig, befahl er sich. Mach ihr keine Angst.
Sie
hatte Tränen in den Augen, als sie sich von ihm löste, und blinzelte verwirrt,
als könnte sie kaum glauben, dass sie inmitten eines Schneesturms mit ihm
allein war.
Wie
die meisten Männer war Brad unsicher, wie er reagieren sollte, wenn eine Frau
weinte. Einerseits wollte er alles tun, um sie glücklich zu machen.
Andererseits wusste er, dass er das nicht erreichen konnte.
Meg
wischte mit dem Handrücken über ihre Wangen und straffte die Schultern.
»Was
ist los?«, fragte er.
»Nichts«,
antwortete sie und wich seinem Blick aus.
»Du
lügst.«
»Nein,
ich weiche dir nur aus«, gab sie zu und versuchte zu lächeln. Sie schaffte es
nicht. »Es war wie früher, das ist alles. Der Kuss, er hat mich aufgewühlt.«
»Würde
es dir helfen, wenn ich sage, dass es mir genauso ergeht?«
»Nicht
wirklich.«
Brad
schob die Kiste zur Seite und beugte sich wieder vor. Er musste wissen, was Meg
dachte. »Was ist los?«
»Viele
Leute haben Sex, ohne dass jemand schwanger wird.«
»Soweit
ich weiß, kommen Babys daher, dass ein Mann und eine Frau sich lieben.«
»Sich
zu lieben, ist nicht unbedingt das Gleiche, wie Sex zu haben.«
Brad
räusperte sich. »Das stimmt«, begann er vorsichtig. Spielte sie mit ihm? Machte
sie ihm Hoffnung, nur um ihn dann zurückzuweisen? Meg war kein besonders
rachsüchtiger Mensch, jedenfalls soweit er wusste, aber er hatte ihr vor all
den Jahren sehr wehgetan. Vielleicht wollte sie es ihm heimzahlen!?
»Was
mir vorschwebt«, sagte sie mit fester Stimme, »ist Sex, nicht Liebe.«
Vorfreude
stieg in ihm auf, und sein Herz schlug schneller. Aber zugleich versetzten ihre
Worte ihm einen Stich. Meg machte ihm gerade klar, dass jegliche Intimität
zwischen ihnen nur der körperlichen Befriedigung dienen würde. Ein kurzes
Aufflackern von Leidenschaft – eine emotionslose Auszeit von der Realität.
Mehr
als das zu verlangen, stand ihm nicht zu, aber er wollte mehr von Meg als einen
unverbindlichen Quickie. Schließlich war sie kein Groupie, mit dem man sich
hinten im Tourneebus vergnügte, um es danach sofort wieder zu vergessen.
Sie
kniff die Augen zusammen. »Das gefällt dir nicht?«
Er
rang sich ein schiefes
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