Lindberg, Ich spiel mit Dir
die Nase aus. Und dann fange ich an zu lachen. Erst ist es nur ein kleines Kichern, doch dann wird es lauter, lauter und immer lauter. Ich lache über meinen Plan. Ich lache über mich in meinem Power-Outfit zwischen all den Girlies. Ich lache, weil ich daran denke, wie Mellie und ich am nächsten Morgen beim Frühstück neue Pläne schmieden werden. Ich lache, lache, lache. Merke, wie meine Augen feucht werden. Wie mein Zwerchfell sich zusammenkrampft, wie mein ganzer Körper geschüttelt wird. Ich lache, weil ich an Kai denke, meinen lieben, süßen Bruder, der sich nicht getraut hat, mir Kontra zu geben, als ich ihm von meinem Plan erzählte. Ich lache, weil ich so dumm ausgesehen haben muss, als Luca mich mit meinem Namen ansprach. Ich lache über mich und das Leben und den ganzen Rest, und als der Barkeeper mir mit irritiertem Blick den Wodka hinstellt, muss ich noch mehr lachen, und dann proste ich mir selbst zu und trinke. Denn erstaunlicherweise merke ich, wie es mir plötzlich wieder richtig gut geht.
Es war eine nette Idee, aber ein blöder Plan. Der nächste wird besser werden – und es wird sicher einen nächsten geben. Verdammt noch mal, ich bin nicht irgendeine blöde Kuh, sondern Lola Lindberg! Ich werde also nicht reich mit der Enthüllungsgeschichte? Dann zur Hölle damit!
„Du siehst toll aus, wenn du lachst.“
Erstaunt drehe ich mich zur Seite. Neben mir steht …
Oh!
… Rick! Der Mann, an den jedes zweite deutsche Mädchen in einsamen Nächten denkt. Der Mann, dessen Bild in meinem Badezimmer hängt. Der Mann, bei dessen bloßem Anblick ich vorhin feucht geworden bin.
„Ach was“, sage ich.
Tolle Antwort, Lindberg.
„Doch, wirklich“, grinst er. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass die Leute uns mustern. Einige KKKKs werfen mir giftige Blick zu. Und das gibt meinem Selbstbewusstsein einen unerwarteten Kick. „Tja, wer bin ich, dir zu widersprechen“, schnurre ich Rick also an. Und dann stehe ich auf, strecke mich, drücke den Rücken durch – und lasse ihn stehen.
Meine Oma war eine sehr weise Frau. Sie hat mir mal gesagt: Noch besser, als beim Tanztee vom tollsten Mann der Welt angesprochen zu werden, ist es, ihn vor allen Leuten stehen zu lassen. Und genau das mache ich!
Mit hoch erhobenem Kopf und dem wippenden Gang eines Models schwinge ich davon. Die Menge scheint sich vor mir zu teilen wie das Meer vor Moses. Ich gehe, ich lächle, ich lache – und fühle mich großartig!
„Lindberg“, sage ich. „Es ist auf Lindberg hinterlegt.“ Ich stehe an der Garderobe und warte auf mein Diktiergerät. Die Garderobiere nickt. „Einen Moment bitte, die haben wir hinten hingelegt, damit nichts wegkommen kann.“ Sie verschwindet durch eine Tür.
„Das war aber nicht nett“, sagt eine Stimme hinter mir.
Ich erschrecke kurz. Oma, dass hier wird immer cooler – ich habe ihn nicht nur stehen lassen, ich habe ihn sogar dazu gebracht, mir hinterherzulaufen! Ich drehe mich um.
„Was genau willst du von mir?“
„Ich möchte mich bei dir bedanken“, sagt er und hält mir ein schmales Futteral entgegen. Tiffanys steht in fein geprägten Buchstaben darauf. Rick grinst. Mein Magen spielt verrückt. Im Hintergrund singt Nora Jones Fly away with me – was für eine Situation!
„Wie bitte?“ Instinktiv greife ich zu. Das sollte ich vermutlich nicht tun, wenn ich Oma stolz auf mich machen wollen würde. Aber … immerhin ist es Tiffanys ! „Wofür?“
„Für deinen miesen kleinen Erpressungsversuch“, lächelt er. „Ohne dich hätte sich Luca nie outen wollen.“
Vermutlich präsentierte ich ihm gerade nicht den intelligentesten Gesichtsausdruck. „Und was hast du davon?“
„Na, alles.“ Sein Lächeln hat etwas Teuflisches, Durchtriebenes, Hintergründiges … der pure Sex. Ich schlucke schwer. Kurz schießt mir mein Gedanken vom Anfang des Abends durch den Kopf: Da dachte ich noch, ich würde zu vorgerückter Stunde mit einem anderen Journalisten auf meine glorreiche Zukunft anstoßen. Nun, vielleicht findet die Party doch noch statt – nur etwas anders als erwartet … Der Gedanken prickelt wie Brause und Champagner.
„Was alles?“
„Mitch ist sexy“, beginnt mir mein unerhört attraktives Gegenüber zu erklären, „aber er kommt bei den Mädchen nicht so gut an, frag mich nicht warum. Luca aber, den finden sie alle klasse. Nicht so toll wie mich“, er zieht herausfordernd eine Augenbraue in die Höhe, „aber doch schon sehr. Dank dir wird sich dieses
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