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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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Die 29jährige Katja lebt seit acht Jahren mit Tom zusammen. Eine Beziehung wie eingeschlafene Füße. Schon länger geht jeder seiner Wege. Dann lernt Katja Jan kennen: ein Blickkontakt in der U-Bahn. Wenig später trifft sie den charismatischen Mann auf einem Fest wieder und läßt sich von ihm den Kopf verdrehen.
    Dabei sind die Konstellationen mehr als ungünstig: Jan ist nicht nur verheiratet, er hat auch drei kleine Kinder. Trotzdem nimmt die leidenschaftliche Affäre ihren Lauf. Katja folgt Jan auf eine erotische Odyssee nach Portugal und Italien und versucht zugleich ihre Karriere als Daily-Soap-Autorin ins Rollen zu bringen. Immer wieder funkt Hans, der Mann für alle Fälle, dazwischen, wodurch ihr Leben noch chaotischer wird. Hin- und hergerissen zwischen den beiden Männern, taumelt Katja durch die schönsten Cafés Europas, von deren Erotik sie sich magisch angezogen fühlt.
    Ein unkonventioneller Roman über Sex, Liebe und Freundschaft.
    Unter den unzähligen Gründen, warum man in ein Café gehen sollte, ist mir einer der liebste: die Pose. Sich hinsetzen, die Ellenbogen auf den Tisch stützen und manchmal die Beine mehr oder weniger elegant übereinanderschlagen.
    Ich liebe Cafés aber auch aus anderen Gründen: weil man Zeitung lesen und einen ausgezeichneten Kaffee trinken kann, weil man einen hoffentlich geschmackvoll gestalteten Raum vorfindet, in dem auch andere Menschen sitzen, für deren Gesellschaft man nicht einen Pfennig dazubezahlen muß.
    Meistens bin ich enttäuscht. Wenn der Kaffee nicht der ist, den man erwartet hat, und wenn die Bedienung einem die Tasse hinknallt, als wäre sie ein Silvesterböller, ist es eigentlich Zeit zu gehen.
    Aber natürlich tut man das nicht, weil man sich gerade vorgenommen hat, die kleinen Katastrophen des Lebens nicht mehr so ernst zu nehmen. Also trinkt man seinen Kaffee, der möglicherweise zu gallig oder zu kalt oder zu wässerig ist, und blättert eine Zeitschrift durch, die einen nicht die Bohne interessiert. Das ist wunderbar.
    Es ist das Drama meines Lebens, daß ich mich nicht verlieben kann. Weder in die Richtigen, noch in die Falschen, nicht mal in Zahnärzte, die Comme des Garçons tragen. Ich meine, jede Frau jenseits der neunundzwanzig sollte sich die Finger nach einem Mann lecken, der ein dickes Bankkonto und gesunde Spermien hat und zudem nicht geizt, wenn es um Ausstattung und Pflege seines Körpers geht, dem Autos und Fußball egal sind und der bei einer Unterhaltung fünf Sätze am Stück hervorbringt, die auch noch halbwegs einen Sinn ergeben.
    Im übrigen bin ich sowieso dafür, daß Männer gebacken und anschließend beim Bäcker, möglicherweise auch im Supermarkt, verkauftwerden. Man stelle sich vor, was für einen enormen Vorteil es hätte, wenn man einfach seine Bestellung aufgeben könnte: Suche Tomatenliebhaber, 1,80 groß, spärlich behaart, mittelbraunes Haar, leicht ausgebildeter Bi- und Trizeps, wenig Bauchansatz, 6000 netto, mit Vorliebe für 85er Brunello di Montalcino und mindestens einem Dries van Noten im Schrank. Die Bäckersfrau tippt die Angaben in den Computer, das dauert nicht länger als fünfundzwanzig bis dreißig Sekunden, und nach fünf Tagen kann man das gewünschte Exemplar abholen. Ach, fast hätte ich die steile Stirnfalte vergessen – einen Milchbubi wollen wir natürlich nicht, und die Rückgabegarantie sollte auch noch erwähnt werden.
    Mein Modell hatte ich bereits vor acht Jahren abgeholt – von der Stange, versteht sich –, genaugenommen war es ein Überbleibsel aus einer Zeit, in der man bei Brot- und Brötchensorten noch keinen großen Wert auf Vielfalt legte, als man sich einfach für die Schrippe entschied, weil sie preisgünstig war und weil man sich nicht die Zähne an ihr ausbiß. Meine Schrippe hieß Tom und hatte im Laufe der Jahre vom Vollbart über den Schnauzer bis zum Dreitagebart alle Bartvariationen durchlaufen – als erfolgreicher Anwalt der Endneunziger war er schließlich beim dezenten Ziegenbart geblieben. So wie unsere Streitereien zum Thema Bart aufgehört hatten, waren auch unsere Gefühle füreinander langsam eingeschlafen, und wir fanden nur nicht den Absprung, die eine oder andere unserer gelegentlichen Affären als neues Brötchenmodell zu etablieren.
    Es war einer der Tage, an denen ich mich verquollen und verpikkelt fühlte und mein Selbstbewußtsein an meine Gehirnpforte klopfte, um mir seinen Dienst zu quittieren. Das war ein ziemlicher Schlag, und noch während ich

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