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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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auf dem Gemälde herumturnte, konnte ja wohl nicht heißen, daß ich schwanger war. Blödsinn! Ich sollte mich langsam mal am Riemen reißen!
    Abrupt wandte ich mich ab und ließ Greta stehen. Ich und ein Baby … Manchmal, das mußte ich zugeben, stellte ich mir vor, wie es sein würde, wenn so ein einjähriges süßes Etwas auf mich zukrabbelte und dann auf meinen Arm wollte. Dieser merkwürdige Geruch, diese weiche Haut und dieses Lachen. Klar war das schön, aber nicht unbedingt lebensnotwendig. Oder etwa doch?
    Draußen schien immer noch die Sonne, ich reckte meinen Kopf gen Himmel und versuchte, den Moment, so wie er war, einfach nur zu genießen. Kinderloser Moment, dachte ich automatisch.
    »Greta, ich muß in die Klapsmühle«, sagte ich, als sie endlich rauskam.
    »Wieso das?«
    »Ich hatte eben so Anwandlungen von fetten Engeln und Babys und Filmausschnitten, ich weiß auch nicht. Vielleicht bin ich ja wirklich schwanger.«
    »Es wäre doch vielleicht auch ganz schön«, sagte Greta leise und legte den Arm um mich.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendwann der Bauch dick wird und der Bauchnabel rausploppt!« jammerte ich.
    »Ach – da wächst man rein. Ganz von selbst.« Greta hakte sich bei mir ein. »Als ich aufs Gymnasium kam, hab ich gedacht, mein Gott, sind die Abiturienten alt und so schlau, da kommst du ja nie hin – und jetzt geh ich plötzlich auf die Vierzig zu.«
    »Phantastischer Vergleich. Ich glaube, es fängt gleich an zu regnen.« Tatsächlich hatte sich der Himmel schnell zugezogen, und die Wolken senkten sich schwer auf die Lagunenstadt. »Worauf hast du noch Lust?«
    Greta zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ich hab meine ganze Lust verbraucht. Ich könnte jetzt alles oder gar nichts tun.«
    »In dieser kleinen Bar in der Nähe vom Campo S. Salvador Cappuccino trinken? Ich hätte riesige Lust auf Kuchen. Oder Vaporetto fahren? Zum Lido reicht die Zeit aber nicht mehr.«
    »Cappuccino und Kuchen«, entschied Greta.
    Während wir Richtung Campo S. Salvador schlenderten, versuchte ich, den Gedanken an eine mögliche Schwangerschaft ganz weit von mir zu schieben, aber es gelang mir nicht. Wenn ich nun tatsächlich ein Kind erwartete, würde ich nicht so schnell wiederkommen, vielleicht in anderthalb Jahren mal an die Ostsee fahren – wenn überhaupt.
    Nein, bestimmt war ich nicht schwanger, eigentlich wollte ich doch gar kein Baby, zu keiner Sekunde meines Lebens hatte ich diesen Wunsch so richtig verspürt! Und sowieso lautete meine These: Wenn du für ein Kind nicht bereit bist, kriegst du auch keins.
    Allerdings mußte ich zugeben, daß mich Gretas Antithese irritierte, die da lautete: Wenn du jemanden wirklich liebst, ist es ziemlich wahrscheinlich, daß du von diesem Jemand schwanger wirst. Und wie lautete die Synthese? Viel Arbeit und jede Menge Affären? Oder besser: noch mehr Arbeit und eine Riesenaffäre mit einem Kind auf Lebenszeit?
    »Greta, bitte! Erzähl mir was! Ich will in dieser Stadt nicht mehr an Babys denken!«
    »Aber wenn es nun mal so ist … Du mußt dich damit auseinandersetzen.«
    »Komm mir bitte nicht mit so einem Psychomist. An meinem dreißigsten muß ich mich mit gar nichts auseinandersetzen!«
    »Okay, dann reden wir über …« Greta hüpfte ein paar Meter vor und kratzte sich dann übertrieben am Kopf. »Ehrlich, mir fällt kein Thema ein, bei dem man sich mit nichts auseinandersetzt. Nicht mal das Nichts eignet sich – fällt dir was ein?«
    »Blöde Kuh!« Ich schubste Greta die paar Stufen zur Bar runter.
    »Drück uns lieber die Daumen, daß wir einen Platz kriegen.«
    Wir hatten Glück. Einer der drei Bistrotische war in dem ohnehin nur winzigen Café noch frei. Ich ließ mich auf einen Stuhl plumpsen und beauftragte Greta, mir ein schönes Stück Geburtstagskuchen auszusuchen, was sie sogleich brav erledigte. Als sie wenig später mit zwei Tellern, auf denen unzählige Kuchenstücke lagen, zurückkam, bemerkte ich trocken: »Ich hab mal gehört, daß jede Frau im Alter zwischen dreißig und vierzig sechs Kilo zunimmt.«
    Ohne jegliche Regung stellte Greta den Teller ab und setzte sich neben mich. »Ja, und?«
    Ich griff nach einer Art Mandelschnitte und biß ein riesiges Stück ab. »Keine Chance, sie je wieder loszuwerden.«
    Greta langte jetzt auch zu und sagte dann kauend: »Aber Männer mögen doch üppige Frauen.«
    »Ja, und die meisten Frauen reiben sich schadenfroh die Hände, wenn sie sehen, daß ihre Freundin einen fetten

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