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Lipstick

Lipstick

Titel: Lipstick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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willst.«
    »Du schreckst aber auch vor gar nichts zurück!« sagte ich, indem ich die letzten Briochekrümel von meinem Teller pickte.
    »Soweit ich mich erinnere – du auch nicht! So, weiter im Text.« Greta zog die Cappuccinotasse, die der Kellner soeben gebracht hatte, näher zu sich heran, trank aber nicht davon. »Wenn man sich küßt, stellt sich automatisch die Frage, was kommt jetzt. Geht jeder seiner Wege oder …«
    Ich mußte laut lachen. »Soll das schon der fertige Text für ein Aufklärungsbuch sein?«
    »Willst du die Geschichte nun hören oder nicht?« Greta funkelte mich an, nippte dann an ihrer Tasse.
    »Klar will ich.«
    »Okay. Wir sind also rausgegangen.«
    »Ohne euch zu verabschieden?«
    »Ja, einfach so. Und dann hat Maurizio mich gefragt, ob ich noch etwas Bestimmtes vorhätte.« Greta kicherte in sich hinein. »Was sollte ich schon mitten in der Nacht in einer fremden Stadt vorhaben?«
    »Dich zum Beispiel zu mir ins Bett legen.«
    »Ja, Mutti«, sagte Greta gedehnt. »Und dann war plötzlich alles klar.«
    »Wie – alles klar?«
    »Wir mußten es eben nicht aussprechen … sind einfach Hand in Hand losmarschiert – in seine Richtung.«
    »Wußtest du denn, daß er ein Einzelzimmer hat?«
    »Ich bin mal davon ausgegangen. Wenn jemand auf Geschäftsreise ist …«
    »Und dann?«
    »Kannst du dir den Rest nicht denken?«
    »Immer, wenn’s interessant wird, machen die Leute einen Rückzieher!«
    »Okay, also es war … bombastisch.« Greta trank jetzt in kleinen, genießerischen Zügen.
    »Kondome?«
    »Er hatte keine, ich hatte keine, also …«
    »Sag bloß, du hast ohne?« fragte ich entsetzt.
    »Nein! Natürlich nicht! Wir haben eben nur den einen Teil des Unterhaltungsprogramms ausgelassen, und es war auch so …« Da Greta offensichtlich die Worte fehlten, verdrehte sie die Augen.
    »Der Junge hat einfach alles drauf!«
    »Und ich dachte immer, Latin Lover halten nicht, was sie versprechen.«
    »Pah!« machte Greta nur, und ich fragte mich, was Micha überhaupt all die Jahre mit ihr angestellt beziehungsweise nicht angestellt hatte. »Und du? Ist dir noch schlecht?« Greta lehnte sich besorgt zu mir rüber.
    »Heute morgen war mir wieder ein bißchen übel.«
    Greta stieß einen kleinen Schrei des Ensetzens aus. »Sag mal – kann es vielleicht sein, daß du schwanger bist?« fragte sie.
    »Quatsch, wie denn?«
    »Na, neulich in Italien.«
    »Unmöglich. Ich hatte zu der Zeit doch gar keinen Eisprung.«
    »Was ist mit deiner Regel? Hast du sie schon?«
    »Nein.«
    »Nein???«
    »Nein!« Gretas Hysterie ging mir wirklich auf die Nerven. »Ich bin ein paar Tage überfällig. Ist doch kein Wunder, die Reise und so. Ich schätze, noch ein, zwei Tage, und dann geht’s los.«
    »Ich wollte es dir schon neulich sagen. Irgendwie siehst du schwanger aus.« Greta lachte dabei, so daß ich sie sowieso nicht ernst nehmen konnte.
    »Und wie sehen Schwangere bitte schön aus? Abgesehen vom Altweiberleib?«
    »Sie haben so einen Glimmer in den Augen.«
    »Jaja, natürlich!« Ich bestellte noch einen Cappuccino, auch wenn dieses erotischste aller erotischen Cafés langsam den ganzen Inhalt meines Geldbeutels auffraß.
    Als wir später gingen, bestand Greta darauf, daß ich mir einen Schwangerschaftstest besorgte.
    »Du hast sie ja nicht mehr alle«, sagte ich, nicht ohne plötzlich selbst ein mulmiges Gefühl im Bauch zu verspüren.
    Greta steuerte die nächste Apotheke an. »Verdammt noch mal, was heißt Schwangerschaftstest bloß auf italienisch?«
    »Laß doch den Blödsinn!« versuchte ich sie davon abzuhalten.
    »Ist nur rausgeworfenes Geld!«
    Aber schon war sie reingegangen und warf dem fast glatzköpfigen Pharmazeuten italienisch-englische Brocken hin, deutete, als er nicht begriff, einen Schwangeren-Bauch an. Aha, er verstand, suchte in einer Schublade herum und schob kurz darauf eine blau-weiße Packung über den Tresen. Absurderweise klopfte mein Herz viel zu schnell – Greta zahlte. »Den kriegst du auch noch zum Geburtstag«, sagte sie.
    Nur widerwillig nahm ich ihr Geschenk entgegen.
    »Hauptsache, du hast dir heute nacht kein Balg eingefangen.«
    »Wie denn?« Wir liefen durch die Gassen Richtung Hotel. Nieselig-trübes Wetter.
    »Manche werden auch vom Petting schwanger.«
    Greta sah mich vorwurfsvoll an. »Ich bin nicht mehr fünfzehn!«
    »Ja eben. Je älter man wird, desto risikofreudiger!«
    Noch war alles ein Spaß. Ich hatte Geburtstag, der Hotelier überreichte mir eine

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