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Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition)

Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition)

Titel: Little Red Riding Hood - ein Thrillermärchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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der Tod sein. Und er tat nicht einmal weh. Nur zu atmen wurde schwerer. Und irgendwas hatte sich auf sie gelegt. Etwas Schweres. 
    Dann: schwebt sie. Eine einzige Sekunde, in der all die Schattierungen ihrer Angst in ihr implodieren. Nichts geht mehr.
    Aufschlag. Hart und so schmerzhaft, dass es ihr nach der Stimme nun auch den letzten Rest Atem raubt. Sie verkrampft sich. Zieht die Beine an. Und dreht den Kopf.
    Sie hört die Stimmen nicht, die in diesen hohen Tonlagen Rufe ausstoßen.
    Aber: sie spürt die Berührungen. Sie fühlt, wie sie bewegt wird.
    Das Geräusch des Zipps. Plötzlich Licht.
    Fremdartige Gesichter mit schmalen Nasen und Augen, die neugierig und verängstigt auf sie hinabstarren und in ihrer fremden Sprache Worte ausstoßen.
    Sie hebt den Kopf. Das tut so furchtbar weh. Nach dem Kopf die Schultern, dann die Beine.
    Die Fremden laufen in Panik davon.
    Sie stemmt sich an dem Wagen hoch. Der Wagen rollt unter ihr weg und kracht gegen die Wand. Sie fällt. Aber sie versucht es gleich noch einmal. Diesmal schafft sie es aufzukommen. Sie sieht kaum noch etwas und Blut läuft in einem dünnen Faden an ihr herab. Sie denkt nicht einmal daran das zerrissene T-Shirt irgendwie zusammen zu halten.
    Etwas in ihrer Jackentasche schlägt gegen ihre Schenkel. Das zerrt an ihren Nerven. Dieser Flur ist so scheisse lang. Unendlich.  Sie rutscht  an der gefliesten Wand herab auf den Boden. Sie atmet zu schnell und trotzdem glaubt sie zu ersticken. Sie hört von irgendwo her weit weg von hier, einen Mann laut fluchen.  Sie schiebt sich wieder an der Wand hoch und drückt sich daran entlang bis sie eine Tür erreicht. Die Tür ist offen. Sie geht hindurch. Eine Rampe unter einem Schleppdach, davor: ein Hof.
    Sie fällt vornüber. Unfähig den Fall abzufangen. Dabei rutscht ihr Telefon aus ihrer Jackentasche. Danach: Rauschen von Lichtern, Farben und  - Schmerz.
    Sie glaubt ihm nicht als Loup ihr eine Woche später berichtet sie hätte sich über den Hof und aus dem Hospital herausgeschleppt bevor sie ihn anrief und er sie holen kam. Trotzdem liegt sie aber in Loups Appartement und irgendeiner seiner Lover verpasst ihr von Zeit zu Zeit eine neue Bandage um die Brust. Was immer noch scheisse weh tat. Loup erzählt ihr der Lover sei Arzt. Und er hätte gehört, dass in der Nacht als Red Riding Hood in dem Plastiksack starb, Aufruhr im Hospital geherrscht hatte, weil die Philippinos der Kellerputzkolonne behauptet sie hätten eine Auferstehung miterlebt. Was Blödsinn war, weil nach der Zählung, die man veranstaltete, alle Toten noch waren, wo sie hingehörten. Bloss ein Leichensack aus der Quarantäneabteilung war verlegt worden. Die Philippinos rauchten einfach zuviel Pot.
    Der Wolf, dachte sie, hatte umsonst an seinem Fenster gesessen und an sie gedacht. Trotzdem war sie tot – irgendwie. Cruzot war jedenfalls ganz sicher tot. Und Red Riding Hood auch. Sie war froh als Loup ihr einen neuen Pass brachte: Marie-Claire Harper. Das klang fremd. Aber auch nicht ganz schlecht.
    Sie: Hast Du Schuldgefühle, weil Du mich damals zu ihr geschickt hast?
    Loup: Ja.
    Sie: Gut.
    Loup: Wieso – gut?
    Sie: Weil Du mir dann helfen wirst, den Wolf zu töten.
    Sie braucht zwei Wochen um wieder alleine gehen zu können. Loups Lover sagte, er staune über die Präzision des Messerstechers, nur ein halber Zentimeter mehr nach rechts oder links: exitus.
    Ich bin Marie-Claire Harper und schaue vom Himmel auf Paris herab, während der Flieger einen weiten Bogen über der Stadt des Lichts macht. Von meinen Sitz aus habe ich einen guten Blick auf die Stadt. Zeit spielt keine Rolle mehr für mich. Ich bin meine eigene Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ich war Cruzot Belcourt. Ich war Red Riding Hood. Ich bin Marie-Claire Harper. In meiner Tasche liegt eine schlichte rote Lederjacke mit einer Kapuze daran. Ich habe keine Angst vor New York.
     
    -Ende-

David Gray ist Autor folgender Bücher, die alle als Kindle Edition bei Amazon.de erhältlich sind:
    Wolfswechsel

Glashaus

Der Preis
    Freie Fische: Vier Märchen
    David Gray:
    Geboren 1970, lebt David Gray in Hamburg, wo er als Filmkritiker für verschiedene überregionale Zeitungen tätig ist. Neben Geschichte und Philosophie begeistert er sich für Kriminalromane und Thriller der härteren Sorte. Seine Biographie umfasst längere Aufenthalte in Südostasien, Großbritannien und Irland. Seine gewöhnlich zu knapp bemessene Freizeit verbringt er gerne beim Bergsteigen und Segeln.

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