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Locke greift an

Locke greift an

Titel: Locke greift an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulli Potofski
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sagte er und brachte es dann, das Tor betreffend, auf den Punkt: »Mann, oh Mann, Rott, den Schuss hätte meine Oma mit der Mütze gehabt. Aber keine Vorwürfe, der Junge hat auch schon klasse Paraden gezeigt. Jetzt zum Beispiel muss er wieder eingreifen, weil dieser Matz, dieser
verkleidete Türke, denn eigentlich ist er ja ein Schalker, aus ungefähr fünfzehn Metern Entfernung halblinks frei zum Schuss kam. Gut, dass Kevin Rott diesen Ball sicher gefangen hat. Da muss er nicht so lange über den Fehler von vorhin nachdenken. Die deutsche Mannschaft hat hier zu hektisch angefangen. Die Türken wirken eiskalt, warten nur auf die Konterchancen und die ergeben sich jetzt immer häufiger.«
    Treuckelmann schnaufte: »Jetzt Ballverlust im deutschen Mittelfeld.« Er war alarmiert. »Die Türken sind schon wieder schneller. Sie wirken in dieser Phase des Endspiels einfach technisch besser, irgendwie flinker. Aber schon ist Hannes Balder, der Abwehrspieler vom Lüner SV, energisch dazwischengegangen, der Junge soll ja demnächst hierher zur Borussia wechseln. Energisch treibt er den Ball in die gegnerische Hälfte. Das kannte man von dem Abwehrspieler bisher nicht, dass er sich so massiv in den Angriff einschaltet. Balder für Deutschland! Himmel, macht der riesige Schritte. Balder jetzt schon an der Strafraumgrenze. Hat der eine Kraft. Balder schiiiieeeßt … Tooooooor!! 1:1!!! Hören Sie sich an, was hier los ist!«
    Das Stadion tobte, die Jungs jedoch übertrieben es mit dem Jubel nicht. Man lag sich in den Armen und munterte sich weiter gegenseitig auf. Erik rief Heiko zu: »Lass uns mal die Seiten wechseln, dass wird sie irritieren, okay?«
    Heiko nickte. »Gut, du jetzt über links und ich über rechts. Locke, bleib du in der Mitte!«
    Stettler am Spielfeldrand hatte die Umstellung in seinem Sturm natürlich mitbekommen. Es war etwas ungewöhnlich, dass die Mannschaft ohne jegliche Absprache mit ihm Formationsveränderungen vornahm. Er erhob aber keinen Einspruch. Schon in der nächsten Szene wusste er, warum.
    Die türkischen Außenverteidiger waren total überrascht,
als sie plötzlich vor neuen Gegenspielern standen. Erik also kam jetzt über links und konnte in einer Eins-zu-eins-Situation seinen Gegenspieler schön stehen lassen. Allerdings musste er dabei ganz nach außen gehen. Aus vollem Lauf schlug er das Leder weit hinüber zu Heiko Erde, der jetzt einen klassischen Rechtsaußen spielte. Heiko nahm den Ball geschickt an und mit der zweiten Berührung kickte er das Leder zu Patrick. Direkt mit dem rechten Fuß übernahm der das Spielgerät aus der Luft und knallte es in die linke Torhälfte. Ein mörderischer Schuss.
    Auf der Tribüne sprangen die Familien Schubert und Dahl von den Sitzen. Auch Franz Beckenbauer hatte seine gespielte Neutralität aufgegeben, auch er stand und hatte die Arme hochgerissen. »Toooor!!! 2:1 für Deutschland!« Und im selben Moment wandte er sich an Herrn Schubert.
    »Ja mei«, schrie er ihn jetzt förmlich an, »über den Wechsel zu den Bayern müssen wir nun aber wirklich bald mal reden.«
    Lockes Vater rief etwas zurück, das wie »unverkäuflich« klang, und er strahlte über das ganze Gesicht.
    Mit dieser 2:1-Führung ging es in die Pause. In der Umkleide wurde nicht viel gesprochen. Stettler ermahnte seine Mannschaft nur, jetzt nicht zu überdrehen, sich nicht allzu sicher zu fühlen.
    »Wir sind erst auf halber Strecke zum Titel«, sagte er eindringlich. »Es könnte sein, dass der zweite Abschnitt wesentlich härter wird.«
    Und so kam es auch. Die Türkei war hochmotiviert. Bestimmt eine Minute vor der deutschen Mannschaft waren die Spieler wieder auf dem Feld. Die türkischen Fans begrüßten sie mit lautem, aufmunterndem Beifall.
    Manni Treuckelmann wurde sogleich wieder »Live on Air«
geschaltet und Millionen von Radiohörern lauschten seinem Bericht.
    »Da hat man jetzt aber den Bock bei den Hörnern, liebe Fußballfreunde. 2:1 für Deutschland gegen die Türkei. Jetzt darf man die Hörner auch nicht mehr loslassen. Der Bock wird sich jedoch wehren, so viel ist sicher, und es fängt auch schon an. Die zweite Hälfte beginnt. Und wie der Bock zappelt!«
    Er hob die Stimme. »Die Türkei praktiziert hier zunächst Einbahnstraßenfußball. Es geht alles nur in eine Richtung, nämlich auf das deutsche Tor zu. Kevin Rott, der das 0:1 auf seine Kappe nehmen muss, hat seinen Fehler jetzt schon mehrfach gutmachen können. Auch diesmal steht er im Brennpunkt. Eine

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