Lockende Kuesse
die Worte.
»Ich fahre heim«, sagte sie schlicht.
Er wusste, dass kein Schreien und Toben seinerseits etwas daran ändern konnte. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.
Da zerknüllte er das Telegramm und schob es in seine Tasche. Er beugte sich vor, gab seiner Tochter einen behutsamen Kuss auf die Stirn und ging still hinaus.
Es dauerte eine ganze Woche, bis alles, was sie nach Irland mitnehmen wollte, eingepackt war. Das riesige Haus vertraute sie ihren Bankiers an, die es für sie verkaufen sollten. Katie und Mimi wollten sie beide nach Windrush begleiten.
Eines Abends im Juli entstieg ein kleines Trüppchen dem Zug, der sie zum Hafen in Liverpool gebracht hatte. Ein frischer Wind wehte von der Irischen See her, und Kitty war froh, ihren Pelzmantel angezogen zu haben. Auf den Armen hielt sie ihre kleine Tochter, während ihr Sohn, der jetzt ein strammer kleiner Bursche geworden war, neben ihr herging. Zwei junge Frauen folgten ihnen, die sich mit schweren Reisetaschen abmühten. Kitty winkte einen Gepäckträger heran, der ihr Gepäck auf die Nachtfähre nach Irland transportieren sollte, doch bevor sie ihm noch Anweisungen geben konnte, kamen zwei Männer energischen Schritts über den langen Kai auf sie zu. Überrascht und ein wenig ängstlich blickte sie zu den großen, finsteren Gestalten auf, die so plötzlich aus der Dunkelheit aufgetaucht waren.
»Patrick!«, keuchte sie erschrocken.
Er tippte sich an den Hut und verbeugte sich spöttisch vor ihr. Dann übergab er das Gepäck dem Mann neben ihm. Er nahm Kitty das Baby ab und drückte es Katie in die Arme; dann schwang er sich Charles Patrick auf die Schultern und befahl: »Folgt mir!« Kitty musste fast laufen, um mit ihm Schritt zu halten, aber ihr Herz hämmerte wie wild, und innerlich jauchzte sie vor Freude. Er war gekommen!
»Madame, es gibt Frauen, die würden alles opfern und ihrem Mann bis ans Ende der Welt folgen. Ah, aber welcher Mann wäre schon dazu bereit? Keiner, behaupten Sie? Oh, da irren Sie sich, Madame! Erlauben Sie mir den Luxus, Sie mit dieser edlen Geste zu ehren.« Er holte seine Ernennungsurkunde und die Verträge aus der Jackentasche, und warf sie ins Meer.
»Aber Patrick«, protestierte sie, »was hast du jetzt vor?«
»Sie heiraten, Madame, bevor Sie mir wieder entwischen«, sagte er mit einem wölfischen Grinsen.
Sie schritt über die Gangway seiner Jacht, und er schwang seinen Sohn aufs Deck. »Wird Zeit, dass unsere Kinder ins Bett kommen. Heute Abend bringen wir sie gemeinsam«, sagte er voller Genugtuung.
Es dauerte nicht lange, und die Dienstmädchen waren in ihren Kabinen untergebracht, die Kinder gefüttert, gebadet und im Bett. Der Anker wurde gelüftet. Sie fuhren nach Hause!
Patrick ergriff Kittys Pelzmantel und kuschelte sie warm darin ein. Dann nahm er sie bei der Hand und führte sie hinaus aufs Deck. »So etwas muss man bei Mondschein machen«, erklärte er ihr. Er nahm sie in die Arme und gab ihr einen innigen Kuss. Eine tiefe Sehnsucht ließ ihn erschauern. »Kitty, willst du mich heiraten?«, fragte er demütig.
Träumerisch seufzend blickte sie zu ihm auf und flüsterte: »Ja, mein Liebling, das will ich. Wann?«
»Jetzt! Der Käpt'n erwartet uns unten in der Kabine.«
Als sie dann endlich allein waren und sich zum Schlafengehen bereitmachten, war sie noch immer nicht ganz zu Atem gekommen. Wieder einmal hatte er es geschafft, ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen, hatte ihr kaum Zeit gelassen, über ihr Schicksal zu entscheiden. Er konnte sich nicht an ihr satt sehen. Als sie fertig war, hob er sie behutsam hoch und drückte sie an sein Herz. Überglücklich blickte sie ihn an. Endlich, endlich erfüllte sich ihr Herzenswunsch! Im Bett, unter der Decke, schmiegte er sich dicht an ihren Rücken und hielt sie fest in seinen Armen.
»Patrick, was willst du jetzt tun, wo du deine Karriere über Bord geworfen hast?«
Er knabberte an der seidigen Haut ihrer Schulter. »Weiß nicht, vielleicht in die Politik gehen oder ein neues Geschäft anfangen, egal. Alles, was mir im Moment wichtig ist, bist du.« Der schwache, betörende Duft ihres Haars drang zu ihm. »Und hast du dir schon überlegt, wie du unsere Tochter nennen willst?«, erkundigte er sich, in dem Versuch, sein wachsendes Verlangen zu bezähmen.
»Ich werde sie Pagan nennen! Pagan O'Reilly!«
»Du liebe Güte, Kätzchen, mit so einem Namen sind die Probleme doch vorbestellt!«
Sie drehte sich in seinen Armen zu ihm herum und
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