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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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möglicherweise helfen würde, aber sie ist ziemlich delikat, deshalb würde ich lieber zuerst die Erlaubnis der Herzogin einholen, bevor ich etwas derart Persönliches preisgebe.«
    »Nun reden Sie schon, Mann. Was ist es? Es könnte sie vor einer Mordanklage bewahren!«
    »Nun ja, ich habe ihn wegen Impotenz behandelt.«
    »Das ist es! Guter Mann, guter Mann. Nichts ist besser als ein paar saftige Einblicke ins Schlafzimmer. Die werden uns aus der Hand fressen.«
    Im Stillen hatte Kitty gehofft, dass die Geburt ihres Kindes sie vor dem Erscheinen bewahren würde, doch der Tag der Untersuchung brach an, und sie musste sich dem Unvermeidlichen stellen. Jeffrey, mit einer merklich eingeschüchterten Julia im Schlepptau, tauchte früh auf, um sie zum Gerichtshof zu begleiten. Der Anwalt war bereits da und gab ihr ein paar letzte Anweisungen.
    »Es ist nicht schicklich für eine Dame in Ihrem Zustand, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Glücklicherweise wird die Krinoline helfen, Ihre Umstände zu verbergen. Legen Sie Ihren Mantel unter gar keinen Umständen ab. Und denken Sie daran, immer den Blick gesenkt; sie müssen scheu wirken, tragisch, wie ein Opfer, wie die trauernde Witwe, das weckt immer Sympathien.«
    »Ich werde tun, was Sie wollen und das bemitleidenswerte Wesen spielen, auch wenn es mir noch so gegen den Strich geht«, sagte sie unfreundlich.
    Als sie den Gerichtssaal betrat, ging ein hörbares Tuscheln durch die Reihen. Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass der Saal hauptsächlich mit Männern besetzt war, darunter ein paar Reporter, hauptsächlich jedoch Charles' adelige Kollegen. Ihre Augen suchten in der Menge nach Patrick. Sie war erstaunt zu sehen, dass er sie vollkommen missachtete und sich mit einer schick gekleideten Frau, die neben ihm saß, unterhielt.
    Die Voruntersuchung wurde mit einigen wenigen Worten des Untersuchungsrichters eröffnet. »Wir sind heute hier, um den Grund und die Umstände des Todes von Sir Charles Drago, dem neunten Herzog von Manchester zu untersuchen. Ob es sich um Selbstmord handelt oder etwa um ein noch größeres Verbrechen, das wollen wir feststellen.«
    Als erster Zeuge wurde Charles' Chefsekretär aufgerufen und vereidigt. Er bezeugte, dass alle für den Hafen von London eingezogenen Gelder korrekt abgerechnet worden seien und auch alle sonstigen Abrechnungen bis ins kleinste Detail in vollkommener Ordnung wären. Otis Grant-Stewart schilderte, wie er die Leiche vorgefunden hatte, und die Resultate der Autopsie wurden offiziell ins Protokoll der Voruntersuchung aufgenommen.
    Danach wurden die Dienstboten verhört, einer nach dem anderen. Am Ende kam Katie an die Reihe, die einen Meineid auf sich nahm, indem sie schwor, ihre Herrin gesehen zu haben, als diese gleich nach dem Schuss zum Schlafzimmer des Herrn rannte.
    Charles' Hausarzt wurde in den Zeugenstand gerufen und zum Gesundheitszustand des Herzogs befragt. Als er aussagte, dass dieser ausgezeichnet gewesen sei, ging ein Raunen durch die Reihen.
    Kitty hielt derweil den Blick gehorsam gesenkt. Sie versuchte, dem Gesagten zu lauschen, doch ihre Gedanken drifteten beständig ab. Sie fragte sich, wann ihre Wehen wohl einsetzen würden und ob sie das Richtige getan hatte, nur eine Hebamme zu verpflichten, anstelle eines Arztes. Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Anwalt Charles' Hausarzt fragte, ob er Charles wegen Impotenz behandelt habe. Stille senkte sich über den Saal. Der Doktor wurde gebeten, den Zeugenstand zu verlassen. Bevor sie protestieren konnte, hörte sie, wie ihr Name aufgerufen wurde, und sie erhob sich wie in Trance.
    »Ich rufe Kathleen Drago, Herzoginwitwe von Manchester, die die soeben gemachte Aussage bestätigen wird.«
    »Sprechen Sie mir nach: ich schwöre beim Allmächtigen Gott, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit.«
    Sie legte ihre Hand auf die Bibel und sprach den Eid.
    Kitty blickte in die gespannt auf sie gerichteten Gesichter im Saal. Das war es, was Charles vor allem anderen gefürchtet hatte. Er hatte ihr das Versprechen abgenommen, niemandem sein G e heimnis zu verraten, und sie hatte es bewahrt, selbst vor Patrick. Sie wusste, dass sie für den Rest ihres Lebens mit ihrer Schuld an Charles' Selbstmord würde leben müssen, aber sie wollte verdammt sein, wenn sie ihn noch im Tode verriet!
    Als ihr daher die Frage nach seiner Impotenz gestellt wurde, erhob sie sich und warf ihren Mantel ab. Ihre Schwangerschaft war nun für aller Augen

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