Lockende Kuesse
damit zu, sich auszumalen, was da oben wohl vor sich ginge.
Hewlett-Packard
28
Kitty war beunruhigt. Noch einmal zählte sie nach, um sicher zu gehen, dass sie sich nicht geirrt hatte.
»Es ist unmöglich«, sagte sie sich, doch eine innere Stimme widersprach ihr spöttisch. Nicht nur möglich, sondern nach solchen Exzessen sogar wahrscheinlich. »Aber Patrick hätte doch aufgepasst. Er wäre diesbezüglich nie nachlässig gewesen, nicht ein zweites Mal«, sagte sie sich.
Doch dann hörte sie ihn noch einmal, laut und deutlich, wie er sagte: »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht... um dich enger an mich zu binden.«
»O nein, O Gott, bitte nicht! Er kann mich doch nicht absichtlich geschwängert haben, bitte Gott, lass das nicht zu«, betete sie stumm.
»Also noch mal: das war Ende September, Anfang Oktober ... das heißt ... sieben, acht, neun ... Ende Juni, Anfang Juli. Ach, ich sorge mich nur unnötig! Nächsten Monat ist alles wieder in Butter.«
Doch auch im November blieb ihre Monatsblutung aus.
Mit vielen Seufzern fügte sich Kitty ins Unvermeidliche. Wenigstens würde man ihr an Weihnachten noch nichts ansehen, eine Zeit, in der sich die gesellschaftlichen Anlässe nur so häuften und man sich schlecht entziehen konnte. Sie wusste wirklich nicht, was sie mit ihrer Geheimniskrämerei zu gewinnen hoffte, und die spöttische Stimme in ihrem Innern wollte ebenfalls nicht schweigen. »Kannst es ruhig verdrängen, so viel du willst, davon geht es auch nicht wieder weg!« Immerhin war es ihr gelungen, Patrick seit ihrer letzten gemeinsamen Zeit in Irland aus dem Weg zu gehen. Und immer, wenn sie an seine Forderung dachte, sie müsse Charles verlassen und zu ihm kommen, schob sie den Gedanken energisch beiseite. Der Skandal wäre unerträglich. Nicht für sie, nein, um ihre Reputation hatte sie sich noch nie groß geschert, aber Charles wäre am Boden zerstört. Das könnte sie ihm niemals antun. Und dann war da ja noch Charles Patrick. Wie könnte sie Charles den Jungen wegnehmen? Einfach undenkbar. Lieber opferte sie tausend Mal ihr eigenes Glück, als so etwas zu tun. »O Patrick, warum kannst du bloß nicht verstehen?«, fragte sie sich wieder und wieder.
Dann begann es mit der morgendlichen Übelkeit, und wie sich bald herausstellte, hielt sie nicht selten den ganzen Tag an. Kurz vor Weihnachten kam Charles in ihr Schlafzimmer und ertappte sie dabei, wie sie unglücklich aus ihrem Fenster starrte. Er trat hinter sie, um zu sehen, was sie so ernst betrachtete. Sie beobachtete die Vögel beim Krümelpicken. »Erinnerst du dich noch an die blauen und gelben Papageien auf den-Inseln? Fehlen sie dir manchmal?«, erkundigte er sich.
»O nein, ich liebe die Sperlinge. Sie bringen mich zum Lachen, wenn sie auf ihren kleinen roten Stelzen herumhüpfen.«
»Warum sehe ich dann Tränen auf deinen Wangen?«, fragte er sanft.
»Na ja, sie machen mich auch traurig, besonders wenn sie so dastehen, ein Füßchen angezogen, weil der Boden so kalt ist.«
»Klingt mir ziemlich launig. Komm, erzähl mir, was dich wirklich bedrückt, Liebling«, drängte er sie sanft.
»Ich bin schwanger«, platzte es aus ihr heraus.
Er starrte sie verblüfft an.
»Du bist schockiert«, sagte sie.
»Nein, nein, bloß überrascht, obwohl ich das nicht sein sollte, habe ich dich doch selbst dazu gedrängt, ein wenig Zerstreuung zu suchen, nicht wahr?«, sagte er liebevoll.
»Charles, ich wünschte von ganzem Herzen, dir nicht so wehtun zu müssen«, sagte sie zutiefst bekümmert.
Er tätschelte das Sofa. »Das ist kein Weltuntergang, Kathleen; komm und setz dich zu mir, damit wir alles in Ruhe besprechen können. Wenn ich eins in diesem Leben gelernt habe, dann ist es, dass alles seine Vor-und Nachteile hat. Charles Patrick braucht dringend einen Bruder oder eine Schwester; das kann ihm nur gut tun. Und ich steige in der Achtung der feinen Gesellschaft. Sie werden sich das Maul zerreißen und flüstern, in dem alten Hund ist doch noch Leben. Und du wirst ganz begeistert sein von einem neuen Baby.«
»Und die Nachteile?«, fragte sie schwach.
Lachfältchen erschienen um seine Augenwinkel. »Ich wüsste keine.«
Kitty rang die Hände. »Verdammt, warum bist du nur so ein Heiliger? Warum verprügelst du mich nicht oder wirfst mich auf die Straße?« Sie begann zu weinen.
Er trat zu ihr und nahm sie in die Arme. »Weil ich dich über alles liebe. Wenn dir je etwas zustoßen sollte, ich würde es nicht
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