Heiße Manege - Gay Romance (German Edition)
Luca
Ein zärtliches „Lu“, dann ein warmes „Ca“ , tief aus der Kehle: Luca Giancarlo. Das war kein Künstlername, sondern der Spross einer alten Zirkusfamilie. Alex konnte noch immer nicht glauben, dass der Kerl mit den blauen Augen italienische Wurzeln haben sollte. Er selbst sah wesentlich südländischer aus, ohne es zu sein.
Luca hatte langes blondes Haar. Alle möglichen Farbtöne von ganz hell bis dunk el, fast braun, mischten sich in diesen ewig zerzausten Locken, die er im Nacken zusammengebunden trug. Nur für die Vorstellungen wurden sie halbwegs gebändigt. Wie gern würde Alex mit beiden Händen darin wühlen und den intensiven Duft aufnehmen.
Wenn das Temperament mit Luca durchging, konnte er seine Abstammung nicht mehr verleugnen. Bestimmt war er voller Leidenschaft … hier und da hatte er Alex einen Blick zugeworfen, der ihm ein Kribbeln im Magen bescherte. Aber das konnte nur Einbildung sein. Ein Wunsch, nicht mehr.
Mit Gewalt riss Alex sich von seinem Kollegen los, um das Gesicht seines Chefs zu betrachten. Robert Conolly sah ihn unheilschwanger an und wiederholte: „Es kann nur einen geben! Zeigt mir etwas Neues, dann werde ich entscheiden, wer in der nächsten Saison ein Engagement erhält.“
Alex l ächelte. Er hatte gewusst, dass es Zeit für Veränderungen war. Jetzt würde er die Chance nutzen und mit Luca reden, ihm sein Angebot unterbreiten.
Ihr Direktor war ein guter Mann, doch er war seinem Vorgänger auf den Sessel gefolgt, um das Unternehmen aus den roten Zahlen zu holen. Das Ultimatum traf Alex nicht überraschend. Er stand auf und klopfte zum Abschied kurz auf den Mahagonischreibtisch. Das Möbel passte zu ihrer Welt aus Glanz und schönem Schein. „Nix für ungut.“
Conollys Miene verriet nicht seine Gefühle, als er ihm zunickte. Sie befanden sich gerade im Winterquartier und zumindest das Büro des Direktors hatte seinen festen Platz in einem Container-Pavillon. Privat lebte Conolly wie sie alle in einem mehr oder weniger gut ausgestatteten Campingmobil. Die traditionellen Zirkuswagen sah man nur noch selten.
Luca lief vor ihm her. Alex gefiel sein lässiger Gang, mit den weiten Jeans sah der Bursche zum Anbeißen aus. Der Stoff hing tief auf seinen Hüften und verbarg einen Wahnsinnskörper.
Alex sah ihm gern zu, wenn er hinter seinem alten Caravan duschte. Obwohl der Wohnwagen ein kleines Bad besaß, bevorzugte Luca kaltes Wasser und die Freiheit unter dem Himmel – selbst bei Minusgraden. Aus dem Fenster seiner Sitzecke konnte Alex jede seiner Bewegungen beobachten. Er wurde hart, wenn er daran dachte.
Schweigend gingen sie bis zu dem Punkt, an dem sie ihre Wege in verschiedene Richtungen führten. Dort blieb Luca stehen und schaute ihn mit verschränkten Armen an. Trotz schlug Alex entgegen.
„Du bringst meine ganzen Pläne durcheinander, Punk. Ich brauche die Anstellung, weil ich entdeckt werden will“, fuhr Luca ihn an. „Erwarte kein Entgegenkommen von mir.“
Alex schmunzelte. Nur zu gern wäre er Teil von Lucas Plänen, aber anscheinend betrachtete er ihn nur als Hindernis. Es drängte ihn, Luca seinen Vorschlag zu erläutern, doch er sah in seinen Augen, wie aufgebracht er war. Ein Funke würde die Emotionen entzünden.
„Du willst hoch hinaus“, stellte Alex möglichst neutral fest. Er mochte es nicht, wenn Luca ihn Punk nannte. Das war nur eine Anspielung auf seine kurzen schwarzen Haare, die er mit ein wenig Gel hochfrisierte, aber der Spitzname schaffte Distanz. Für Luca war er Konkurrenz, nicht mehr …
„Blöder Spruch, wir sind beide Luftartisten. Du solltest mir nicht in die Quere kommen.“ Mit einem abweisenden Blick drehte Luca sich um und ließ ihn einfach stehen.
Während Alex ihm hinterherschaute, seufzte er. Es war nicht weiter schwer, Lucas Träume zu erraten. Für die kommende Saison hatten sich die Talentscouts vom Sonnenzirkus angekündigt, Conolly hatte es ihnen mitgeteilt.
Gerüchte machten in ihrer Gemeinschaft schnell die Runde. Alex wusste, dass Luca vom Familienrat die Teilnahme an den jährlich stattfindenden Castings des beliebtesten Arbeitgebers ihrer Branche untersagt worden war. Sollten die Headhunter dagegen ein Auge auf seine Darbietung werfen und ihn haben wollen, würde auch die patriarchische Bande Luca keine Steine mehr in den Weg legen.
„Du bist nicht ganz so cool, wie du tust, Kleiner“, murmelte Alex. Als er vor etwa fünf Jahren sein Zuhause verlassen hatte und sich der Artistik verschrieb,
Weitere Kostenlose Bücher