Lockruf des Glücks
etwas?«
Seine Frage holte sie jäh in die Gegenwart zurück.
»Seascape? Ja, die neue Ferienanlage auf Hilton Head.« Sie wollte ihm zum hervorragenden Marketing seiner Agentur für die luxuriöse Anlage auf der Ferieninsel vor der Küste von South Carolina gratulieren. Die extravaganten Anzeigen für das Resort,
das bald eröffnet wurde, waren überall zu sehen, auf Reklametafeln und in Zeitschriften. Aber sie hielt sich mit ihrem Lob zurück. Sie würde Joshua Bennett niemals etwas anderes attestieren, als seine Zerstörungskraft.
»Ihre Agentur hat ein umfangreiches Paket TV-Werbezeit dafür eingekauft.«
»Das ist es, worüber ich mit dir reden möchte.«
Das Herz sank ihr in die Magengrube. Der Umfang an Fernsehzeit, die sie an Seascape verkauft hatten, war astronomisch. Wollte er einen Teil seines Auftrags zurückziehen? Den ganzen womöglich? Es sähe ihm ähnlich, so etwas Perverses zu tun. Ihm waren schon viele Eigenschaften zugeschrieben worden, Vorhersehbarkeit war keine von ihnen.
Megan vertraute auf ihre Fähigkeiten. Sie hatte den Job als Verkaufsmanagerin vor zwei Jahren wegen ihrer Verkaufszahlen bekommen. In diesem Job gab es von beiden Seiten unausgesprochenen Druck, von launischen Kunden und von einer Geschäftsführung, die nie zufriedenzustellen war. Wenn sie die Vorgaben erreichte oder gar übertraf, bekam sie noch höhere. Dennoch war sie bisher in der Lage gewesen, jede Herausforderung zu bewältigen.
Sie hatte diese Dinge unter Kontrolle. Aber einige Aspekte ihrer Arbeit konnte sie nicht kontrollieren. Die Wirtschaftsentwicklung zum Beispiel. Oder Entscheidungen, die andere Leute trafen. Wenn die NFL-Spieler streikten und es keine Footballsaison gäbe,
würde sie Tausende von Dollar an Werbeeinnahmen von den Kunden verlieren, die Spots während der Football-Spiele schalteten. Sie hatte auch keine Kontrolle über die schmutzige Politik, die manchmal darin verwickelt war.
Wenn Joshua Bennett ihnen vorsätzlich diesen einträglichen Etat entzog, gäbe es wenig, was sie dagegen tun könnte. Falls er nicht eine Forderung an sie hätte. Sie zitterte schon beim Gedanken daran, welche Forderung das wohl sein könnte.
Mit aller kühlen Distanz, die sie aufbringen konnte, sagte sie: »Nun?«
Er grinste boshaft, dieses teuflische Grinsen mit einem nach oben gezogenen Mundwinkel, von dem er wissen musste, dass es jede Frau sexuell anregte, die weniger anspruchsvoll war als Megan. »Ms Hampson ist bei WONE für den Etat zuständig.«
»Sie ist sehr gut.« Megan stellte sich sofort schützend vor ihre Mitarbeiterin.
»Ja, das ist sie. Sie ist eine sehr charmante junge Frau.«
Megan dachte an Jo Hampsons üppige Figur und ihr überbordendes Temperament, sie konnte sich gut vorstellen, wie >charmant< Joshua Bennett sie finden musste.
»Aber sie ist jung und vermittelt nicht das Vertrauen, das Terry Bishop an dieser Stelle benötigt.«
»Sie meinen den Bauträger von Seascape.«
Megan erinnerte sich, dass Jo Hampson den Namen
des Architekten und Bauunternehmers genannt hatte.
»Ja, er ist ein Genie am Zeichentisch, mit dem Bleistift in der Hand und Visionen in seinem Kopf, aber als Geschäftsmann benötigt er kontinuierliche Beratung. Er hat ein wahres Paradies auf Hilton Head geschaffen, und ihm wurden unbeschränkte Mittel zur Vermarktung garantiert. Geld ist nicht das Problem, aber ich musste ihm auf dem Weg, das Konzept für das Gesamt-Resort zu vermarkten, jeden Schritt nahe legen.«
»Wenn Sie persönlich die Verantwortung für diesen Etat haben, bin ich sicher, dass es kein ernsthaftes Problem geben kann, Mr Bennett.«
Irritiert zogen sich seine Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, bevor er sich zu einem weiteren Grinsen zwang. »Danke, aber Mr Bishop braucht eine zweite Meinung. Eine Beratung, wenn du so willst.« Er beugte sich in seinem Sessel vor, jetzt ganz auf das Geschäft konzentriert. »Ich möchte, dass du persönlich den Etat von Seascape übernimmst.«
Ihre Blicke trafen sich und maßen sich über der weichen Oberfläche ihres Schreibtisches, einen Moment lang sprachen sie nicht mehr über Seascape. Stattdessen wurde Megan in die Vergangenheit zurückgezogen, in die Nacht, in der er sie gegen das Gitterwerk eines Gartenpavillons gedrückt und gesagt hatte: »Ich will, dass du mich küsst und mir danach sagst, dass du James Lambert liebst.«
»Das geht nicht«, sagte sie jetzt mit der selben Unsicherheit, mit der sie ihm damals geantwortet hatte. Ihre Zunge strich
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