Lockruf des Glücks
mehr mit ihrem Herzen als mit ihrem Verstand dachte. Wenn es ums Geschäft ging, schob sie ihre sanfteren Gefühle beiseite und reagierte mit reiner Professionalität. Sie ließ nicht zu, dass ihre Geschäftsentscheidungen durch Persönliches beeinflusst wurden.
Megan drehte sich auf dem Absatz ihrer hochhackigen Schlangenledersandalen um und betrachtete ihr geschmackvoll eingerichtetes Büro. Sie war nicht so weit gekommen, weil sie weichherzig und großzügig war. Es war nie einfach, einen Verkäufer zu entlassen, wenn er seine Quote nicht erfüllte, aber sie hatte es schon früher gemacht und würde es auch jetzt tun, wenn es notwendig wäre. Die Geschäftsführung des Senders hatte sich niemals zuvor über solche Rekordverkaufszahlen gefreut, wie sie sie erreichte, seit sie vor zwei Jahren regionale Verkaufsleiterin geworden war.
Barnes würde es schaffen, hoffte sie. Sie wollte nicht nur die immensen Wachstumsraten bei den Verkäufen fortsetzen, für sie war es auch immer schwierig gewesen, Abstriche zu machen, von etwas, das sie einmal erreicht hatte. Sie hatte Barnes gesagt, dass sie ihn feuern würde, wenn sich seine Leistungen nicht verbesserten, und sie würde dieses Versprechen halten. Manche Menschen hätten sie als stur charakterisiert. Sie selbst würde sich, nicht ganz so hart, als konsequent bezeichnen.
Das Licht ihrer Gegensprechanlage leuchtete auf, und der Summer ertönte leise. Megan kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück.
»Ja, Arlene?«, fragte sie, nachdem sie die Taste gedrückt hatte, die es ihr ermöglichte, mit ihrer Sekretärin zu sprechen.
»Mr Bennett würde Sie gerne sehen. Haben Sie Zeit?«
Ihr Körper verspannte sich sofort, sie konnte sich nicht mehr bewegen. Ihr Herz schien einen Schlag auszusetzen und dann mit doppelter Geschwindigkeit zu pochen, das Blut rauschte in ihren Ohren. Für einen Moment vergaß sie zu atmen, dann schnappte sie nach Luft, bis ihr schwindelig wurde. Es schien ihr wie eine kleine Ewigkeit, in der sie sich bewegungslos über ihren Schreibtisch beugte und versuchte, die Fassung wiederzufinden. Dann sank sie langsam in ihren Sessel.
»Mr Bennett?« Der dicke Knoten aus Angst, der in ihrem Hals fest saß, ließ den Namen heiser klingen.
»Mr Joshua Bennett, von der Agentur Bennett.«
Arlenes wohl modulierte Stimme hatte einen überraschten Unterton. Die Agentur Bennett betreute einen großen Anteil der Werbekunden des TV-Senders. Die größte und prestigeträchtigste Agentur Atlantas arbeitete für Kunden aus dem ganzen Südosten des Landes. Megan kannte die Einnahmen, die durch die Agentur in die Säckel von WONE flossen, bis auf den Cent, aber seit sie den Job übernommen hatte, hatte sie noch nie mit Joshua Bennett direkt zu tun gehabt. Er wusste, warum, und hatte sie, nachdem er ein paarmal versucht hatte, sie zu sehen, nicht zu einem Treffen gezwungen. Seine Agenten hatten immer mit einem ihrer Verkaufsmitarbeiter zusammengearbeitet.
Warum wollte er jetzt einen Termin?
Ihre erste, instinktive Reaktion war, eine Ausflucht zu finden, aber sie unterdrückte sie. Das wäre feige, und sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Joshua Bennett sie für einen Feigling halten könnte.
»Ms Lambert?«, fragte Arlene leise nach.
Diese Worte hätten Megan zeigen sollen, dass ihre Erregung viel zu offensichtlich war. Wann hatte Arlene sie jemals anders als mit ihrem Vornamen angesprochen?
»Ja, in Ordnung. Ich nehme mir ein paar Minuten Zeit für Mr Bennett.«
Sie ließ die Taste der Gegensprechanlage los und versuchte ihre Gedanken zu sammeln, aber sie entkamen ihr wie seltsam flirrende Glühwürmchen, die in Millionen
Richtungen davon schossen. Sie überlegte aufzustehen, dann änderte sie ihre Meinung und setzte sich wieder. Ihre Entscheidung basierte weitgehend darauf, dass ihre Beine scheinbar unfähig waren, sie zu tragen. Es war nicht annähernd genug Zeit, um sich auf die Begegnung mit ihrer Nemesis vorzubereiten, da spazierte er schon mit all der arroganten Selbstsicherheit, an die sie sich noch lebhaft erinnerte, durch ihre Tür.
Er schloss sie hinter sich. Sie wurde das Opfer der Augen, die die Farbe und die vielen Facetten eines Topas hatten. Er blickte sie einen unendlich langen Moment an, bevor er leise sagte: »Hallo Megan.«
»Mr Bennett.«
Statt von ihrer kühlen Begrüßung gekränkt zu sein, schien er eher amüsiert. Dann erinnerte sie sich daran, dass alles im Leben ihn zu amüsieren schien. Wie immer irritierte sie seine
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