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Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition)

Titel: Lockwood & Co. - Die Seufzende Wendeltreppe: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Stroud
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Feuer nicht nachgefüllt hatte.
    Draußen vor dem Küchenfenster war die Sonne endgültig untergegangen. Wolkenschleier verhüllten den dunkelblauen Himmel, der Garten war im aufsteigenden Nebel fast versunken. Hinter der schwarzen Lorbeerhecke leuchteten die Fenster der Nachbarhäuser. Eigentlich waren sie gar nicht weit weg, schienen uns aber so fern wie Schiffe, die auf dem nächtlichen Meer am Horizont vorüberziehen.
    Wir legten die Gürtel wieder an und überprüften ein letztes Mal die Gurte, die unsere Degen hielten. Dann goss ich den Tee auf und stellte die Becher auf den Tisch. Lockwood holte die Kekse raus. Die Lampe flackerte. Schatten tanzten in den dunklen Winkeln der Küche.
    Nach ein paar Schluck Tee schlug Lockwood seinen Kragen hoch. »Mal sehen, was uns Mrs Hope mitzuteilen hat.« Er griff mit seiner schlanken Hand in die Manteltasche, legte die Mappe auf den Tisch und öffnete sie. Sein dichtes dunkles Haar glänzte im Lampenschein.
    Während er sich den Fragebogen durchlas, warf ich einen Blick auf das Thermometer an meinem Gürtel. Fünfzehn Grad. Nicht gerade mollig warm, aber um diese Jahreszeit hätte es in einem unbeheizten Haus eigentlich kälter sein müssen. Ich holte mein Notizbuch aus einer Gürteltasche und vermerkte Ort und Temperatur, dazu die akustischen Phänomene in der Diele.
    Lockwood schob den Ordner beiseite. »Interessant.«
    »Im Ernst?«
    »Quatsch. Das war ironisch gemeint. Oder eher sarkastisch? Ich kann mir den Unterschied einfach nicht merken.«
    »Um ironisch zu sein, braucht man mehr Grips. Darum würde ich sagen, du warst sarkastisch. Was schreibt sie denn?«
    »Lauter unbrauchbares Zeug. Sie hätte den Bogen genauso gut auf Lateinisch ausfüllen können. Ich fasse kurz zusammen: Die Hopes haben zwei Jahre in diesem Haus gewohnt. Davor hatten sie irgendwo unten in Kent gelebt. Mrs Hope schildert lang und breit, wie glücklich sie dort waren. Kaum Ausgangssperren, die Geisterlampen haben fast nie geleuchtet, man konnte spätabends noch spazieren gehen und traf dabei nur lebendige Nachbarn. Und so weiter, blablabla. Ich glaube ihr kein Wort. Von allen Gegenden außerhalb Londons ist Kent am schwersten betroffen, das sagt George jedenfalls.«
    Ich trank einen Schluck Tee. »Stimmt. Dort hat das Problem überhaupt erst seinen Anfang genommen, wenn du mich fragst.«
    »Mit dieser Meinung stehst du nicht allein da. Aber wie auch immer, die Hopes sind nach London und in dieses Haus gezogen. Am Anfang war alles bestens. Keine Erscheinungen oder sonstige Anzeichen einer Heimsuchung. Mr Hope wechselte den Beruf und arbeitete ab da von zu Hause aus. Das war vor einem halben Jahr. Auch danach gab es keine besonderen Vorkommnisse. Bis er die Treppe runtergestürzt ist und …«
    »Moment mal«, unterbrach ich Lockwood. »Wie kam es zu dem Sturz?«
    »Er ist offenbar gestolpert oder ausgerutscht.«
    »Ich meine, war jemand dabei?«
    »Nein. Mrs Hope lag schon im Bett. Es war mitten in der Nacht. Sie schreibt, ihr Mann sei schon ein paar Wochen vor seinem tödlichen Unfall nicht gut beieinander gewesen. Er hatte Schlafstörungen. Sie glaubt, er wollte sich ein Glas Wasser holen.«
    »Klar doch.«
    Lockwood schaute mich an. »Meinst du, sie hat ihn die Treppe runtergestoßen?«
    »Muss nicht sein, aber das könnte die Heimsuchung erklären. Verstorbene Ehemänner erscheinen ihren Gattinnen normalerweise nur, wenn sie gute Gründe dafür haben. Schade, dass Mrs Hope nicht persönlich mit uns sprechen wollte. Ich hätte ihr gern ein bisschen auf den Zahn gefühlt.«
    Lockwood zuckte die Schultern. »Das klappt auch nicht immer. Habe ich dir schon mal von meiner Begegnung mit dem berüchtigten Harry Crisp erzählt? Auf den ersten Blick ein netter Mann mit Lachfältchen und sanfter Stimme. Immer gut gelaunt und sehr überzeugend. Er hat mich sogar überredet, ihm einen Zehner zu borgen. Trotzdem stellte sich letztlich heraus, dass er ein brutaler Mörder war. Er hat seinen Opfern mit Vorliebe …«
    »Danke, das hast du mir bereits beschrieben. Ungefähr tausendmal.«
    »Ach ja? Jedenfalls kann es alle möglichen Gründe geben, weshalb Mr Hopes Geist keine Ruhe findet. Es muss nicht unbedingt Rache sein. Vielleicht hat er auf Erden noch etwas zu erledigen. Er könnte ein Testament gemacht haben, von dem seine Frau nichts weiß, oder er hat einen Haufen Geld unter der Matratze versteckt …«
    »Lass gut sein, ich hab’s kapiert. Das heißt also, die Heimsuchung begann erst nach seinem

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