Loewe 1 - Der Loewe ist los
Kopf.
Als der Mann von der Zeitung alles gefragt hatte, ging er weg, weil, wie er sagte, sein Artikel sofort gedruckt werden müsste und er deshalb keine Zeit für ein Plauderstündchen hätte. Er sei auch nicht hergekommen, sagte er, um den Löwen zu fangen, er wolle nur über ihn berichten.
Gut! Der Löwe hatte mit dem Kopf genickt und den jungen Mann fortziehen lassen. »Eigentlich ein angenehmer Mensch!«, sagte er. »Sagt gleich, dass er mich nicht fangen will. Aber wieso will mich denn hier überhaupt jemand fangen?« Er starrte in den Sand.
»Es ist besser, ich gehe gleich irgendwohin, wo niemand sein wird, der mich fangen will, und das wird auf jeden Fall nicht in der Stadt sein.«
Deshalb war der Löwe davongewandert und hatte eine Nacht im Zedernwäldchen geschlafen und eine Nacht in einer Felshöhle. Am dritten Morgen aber war er so hungrig, dass er beschloss sich etwas Essbares zu suchen. Er wanderte deshalb über einen Hügel und viele Felder bis an ein Gehöft, das von einer großen weißen Mauer umgeben war.
»Dahinter«, sagte er sich, »dahinter gibt es auch etwas zu essen. Ich muss nur durch das Tor.« Er spazierte durch das Tor.
Ganz verlassen lag das Gut, sogar die Hühner waren verschwunden. Das war auch gar kein Wunder, denn der Feldwächter hatte den Löwen schon von weitem gesehen und war ins Haus gelaufen und hatte die Tore geschlossen. Nur das Gartentor nicht, denn man wollte ja, dass der Löwe hereinkäme. Es war nämlich das Gut des Großwesirs. Und deshalb hatte man ein großes Stück Fleisch an ein langes Seil im Keller an die Decke gehängt, aber so weit vom Fenster weg, dass der Löwe es mit seiner Tatze nicht erreichen konnte. Löwe kam an das offene Fenster, roch das Hammelfleisch und steckte den schweren müden Kopf durch das Fensterloch. »Zu dumm, dass es so weit weg hängt«, sagte er. Er zwängte auch die Pfote und das ganze rechte Vorderbein noch durch die Öffnung.
Da kriegte er einen Tritt mit einem Stiefel in sein Hinterteil — plumps!, war er in den Keller gefallen!
Er war gefangen! Ein Diener des Großwesirs hatte sich herangeschlichen und ihm den Tritt gegeben. Nun wurde das Fenster mit Brettern verschlossen.
»Natürlich!«, sagte Löwe. »So etwas kann auch nur mir passieren!«
Sehnsüchtig und betrübt schaute er nach dem Fleisch, das über ihm baumelte und das er nicht erreichen konnte.
Da hörte er Schritte im Kellergang. Aber die Tür wurde nicht geöffnet, nur das Oberteil wurde einen Spaltbreit aufgemacht, und ein Kopf mit einem gelben Turban schaute durch.
»Salem aleikum, alter Löwe! Jetzt musst du erst mal hungern, dann werden wir dir einen schönen fetten Braten vorwerfen. Und den sollst du sehr rasch fressen. Weil gleich hinterher ein noch schönerer und fetterer Braten kommt, eine Art Nachtisch! Hahahaha!«
Als er das gesagt hatte, schlug der Großwesir das Fenster wieder zu und Löwe lag allein im Dunkeln.
Wie man Verschwörer fängt
Der Kaffee, den Totokatapi gebracht hatte, war gut gewesen; alle schauten erfrischt und unternehmungslustig aus.
»Die Sache ist die«, sagte der Sultan. »Ich habe eine Idee! Ich schlage vor, das Kamel legt sich noch einmal zum Schlafen nieder und versucht zu träumen. Vielleicht fängt es wieder da an zu träumen, wo sich der Verschwörer gerade umdrehen wollte. Wenn es ihm ins Gesicht sehen kann, dann wird es ihn auch erkennen!«
»Ich glaube zwar nicht, dass ich jetzt schlafen kann«, sagte das Kamel. »Aber versuchen will ich es natürlich, dir zuliebe...«
»Gut«, sagte Dok, »dann wollen wir das Kamel auf mein Bett legen.«
Das Kamel legte sich auf Doks Bett und die große weiße Steppdecke wurde ihm übergezogen, nur die Füße guckten heraus. Es machte die Augen zu und keiner traute sich zu atmen. Nach einer langen Weile aber machte es die Augen wieder auf und sagte: »Es geht nicht! Dieses komische, struppige Etwas schnauft und das Bett ist ein Bett, das ich nicht kenne; auf der Straße ist ein Lärm, den ich nicht kenne; die Stühle knarren; niemand denkt daran, leise zu sein, und meine Füße werden kalt.«
»Ich bin zwar nur ein kleines, schnaufendes, struppiges Etwas«, sagte Wu, »aber wenn man auf mich hören wollte, so könnte ich vielleicht doch etwas dazu sagen.«
»Erzähle deinen Plan«, sagte Kim.
»Gut!«, sagte Wu. »Wenn man einen Verschwörer fangen will, den man nicht kennt, dann muss man es so ähnlich machen, wie wenn man eine Maus fangen will. Entweder man kriecht zu der
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