Loewe 1 - Der Loewe ist los
Tür und Totokatapi führte einen jungen Mann herein, der eine Pfeife im Mundwinkel trug.
»Ich bin von der Presse«, sagte er, setzte sich auf einen Stuhl und zückte einen Bleistift. »Ich werde über Sie in der Zeitung schreiben!«
»Was?«, fragte Pips.
»Augenblick!«, sagte der Mann. »Zuerst machen wir eine Aufnahme von Ihnen allen; die junge Dame kommt auf die Titelseite. Und nun: Was wollen Sie in Sultanien?«
Blitzschnell, wie er redete, hatte er einen Fotoapparat aus der Tasche gezogen; ein Blitz flammte auf, das Bild war gemacht.
»Wir suchen den Löwen!«, sagte der Doktor.
»Hochinteressant! Der Löwe war hier. Er ist vor einer Stunde in einer Bucht an Land gegangen. Ich werde den Bericht heute noch veröffentlichen.«
»Haben Sie ihn gefangen?«, wollte Pips wissen.
»Liebe junge Dame«, sagte der Mann, »ich sammle Nachrichten, ich bin kein Löwenfänger.«
»Und wo ist der Löwe jetzt?«, fragte Dok.
»Keine Ahnung! Er interessiert mich jetzt auch nicht mehr.«
»Hm!«, sagte Dok. »Es wäre aber nett von Ihnen, wenn Sie dem Löwen durch die Zeitung eine Nachricht zukommen lassen würden.«
»Das ließe sich machen«, sagte der junge Mann.
»Gut!«, sagte Dok. »Dann schreiben Sie bitte: >Löwe, wenn du dich an ein Mädchen erinnerst, das dich aus einer Grube rettete, dessen Taschentuch du mit auf die Reise genommen hast und dem du geholfen hast einen Kakadu zu befreien, dann bitten wir dich, ins Grand-Hotel Sultanien zu kommen!<«
»Gut«, sagte der Mann von der Presse. »Das gefällt mir. Ich werde eine schöne Überschrift dazu machen.«
Er stand auf, schüttelte allen die Hand und ging.
Kamele müssen ihren Schlaf haben
Eine Nacht war vergangen. Eine tiefe und dunkle südliche Nacht. Pips, Kim, Wu und Dok hatten in ihren Hotelbetten tief geschlafen. Und der Sultan in seinem Palast auch. Nur das Kamel hatte sich stöhnend unter seiner seidenen Decke gewälzt. Mit tiefen Ringen unter den Augen erschien es am Frühstückstisch.
»Guten Morgen, Kamel!«, sagte der Sultan.
»Kein guter Morgen!«, seufzte das Kamel. »Bitte, schick doch einmal die Diener weg, Sultan, ich habe etwas mit dir allein zu besprechen.«
»Allah sei mir gnädig«, brummte der Sultan. »Schon am frühen Morgen?«
Er winkte mit der Serviette und die Diener zogen sich geräuschlos ins Innere des Palastes zurück.
»Ich habe wieder geträumt!«, sagte das Kamel. »Es droht Gefahr von unten. Ich habe es deutlich gesehen. Drei Männer wollten dich vom höchsten Minarett stürzen.«
»Das ist ja fürchterlich!«, rief der Sultan.
»Du musst Haltung bewahren!«, sagte das Kamel.
»Was hat das nur zu bedeuten?«, fragte der Sultan.
»Das hat zu bedeuten, dass du gestürzt werden sollst.«
»Erst vom Thron und dann vom Minarett, oder erst vom Minarett und dann vom Thron?«
»Das ist doch gleichgültig... Viel wichtiger ist es, herauszubekommen, wer dich stürzen will. Dann kannst du die Verschwörer gefangen nehmen.«
»Sehr gut«, rief der Sultan. »Wer ist es?«
»Das weiß ich doch nicht! Ich sah die Verschwörer nur von hinten. Und als sie sich gerade umdrehen wollten, da wurde ich geweckt!«
»Oh du gerechter Sultanspantoffel!«, rief der Sultan. »Du wurdest geweckt? Kopf ab dem Wecker! Wer war es denn?«
»Der Großwesir!«
»T-t-t...« Der Sultan klatschte in die Hände. »Der Großwesir soll kommen!«
Der Sultan und das Kamel schauten gedankenvoll in ihre Tassen, als der Großwesir erschien. Er verbeugte sich bis auf die Erde.
»Du hast das Kamel geweckt!«, brummte der Sultan. »Kamele müssen ihren Schlaf haben. Wenn du nicht mein höchster Beamter wärst, würde ich dir den Kopf abhacken lassen!«
»Wie es Eurer Herrlichkeit beliebt«, sagte der Großwesir. »Aber ich habe das Kamel im höchsten Interesse geweckt; es hat so gestöhnt, dass ich befürchten musste, der Palast könnte zusammenbrechen und uns alle unter sich begraben.«
»Das Kamel hat einen wichtigen Traum geträumt. Man wollte mich vom Minarett stürzen und es konnte nicht erkennen, wer die drei Lumpen waren. Kannst du es dir vielleicht denken?«
Der Großwesir erbleichte bis unter die Bartspitzen. »Ich...«, stotterte er, »ich... nein... gewiss nicht... ganz gewiss nicht! Wer könnte denn so einen fürchterlichen Gedanken haben?«
»Wenn wir das wüssten!«, seufzten der Sultan und das Kamel.
»Wir wollen die Zeitung lesen«, entschied der Sultan. »Vielleicht steht etwas drin, was uns weiterhelfen kann.«
Der
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