Loewe 1 - Der Loewe ist los
Sultan winkte dem Großwesir, dass er sich entfernen möge. Der Wesir verbeugte sich und ging.
Als er im Palastgang war, schüttelte er die Fäuste. »Es ist höchste Zeit!«, murmelte er. »Das Beste wäre es, dem Kamel den Hals umzudrehen...« Und er rannte die Treppe hinunter in den Keller. Er wollte sich mit seinen Spießgesellen besprechen.
Der Sultan aber entfaltete die Zeitung, die neben seinem Teller lag, und las den Bericht über die Ankunft und das Wiederverschwinden des Löwen und den Aufruf des Doktors.
»Ich habe es ja gleich gewusst, dass der dicke Mann aus dem Flugzeug zu unserer Rettung gekommen ist«, meinte das Kamel erfreut. »Wir sollten keine Zeit verlieren, sondern ins Hotel gehen, um mit den fremden Leuten zu reden! Ja, das müssen wir tun«, sagte das Kamel und nickte mit dem großen Kopf. »Aber hier im Palast sollten wir kein Wort mehr darüber reden, weil Palastwände ja bekanntlich tausend Ohren haben und es nicht gut wäre, wenn uns derjenige hörte, von dem wir wollen, dass er ganz ahnungslos ist, damit wir ihn fangen und dem Löwen zum Fraß vorwerfen können, ehe er dich vom Minarett hinunterstürzt!«
»Dein Vorschlag findet meinen Beifall!« Der Sultan erhob sich.
So gingen das Kamel und der Sultan durch die dicht gedrängten Straßen der Hauptstadt, vorbei an den Verkaufsbuden des Basars, zum Grand-Hotel Sultanien. Die Spitzen der Minarette leuchteten in der Sonne.
Der Hoteldirektor verbeugte sich, als der Sultan mit, dem Kamel die Tür durchschritt. »Bitte, bitte, nur kein Aufsehen!«, sagte der Sultan. »Wo wohnt der Doktor?«
»Sechster Stock, links, 666.«
Totokatapi führte den Sultan und das Kamel zum Fahrstuhl. Der Sultan trat ein, das Kamel trat auch ein, das heißt, es trat mit seinen Vorderbeinen ein und beschaute sich im Spiegel.
»Nun, geht es noch nicht los?«, fragte der Sultan, weil Totokatapi sich am Kopf kratzte und wartete.
»Die Sache ist die«, meinte Totokatapi, »wenn ich jetzt losfahre, würde das Hinterteil des hochverehrten Kamels unten bleiben und nur das Vorderteil nach oben fahren.«
Das Kamel wandte sich von seinem Spiegelbild ab und schaute auf sein Hinterteil, das draußen vor der Fahrstuhltür stand.
»Ich werde zu Fuß gehen!«, sagte es, verließ den Fahrstuhl und stieg alle sechs Treppen hinauf, während der Sultan von Totokatapi hinaufgefahren wurde.
Um die gleiche Zeit saßen Kim, Pips und Dok beisammen. Pips war sehr aufgeregt. »Wu ist weg!«, sagte sie.
»Ja, wirklich!«, sagte auch Kim.
»Höchst ärgerlich und höchst unnütz!«, meinte Dok. »Wann habt ihr Wu zum letzten Mal gesehen?«
»Heute Morgen!«, sagte Pips. »Er hat ganz vergnügt auf dem Bettvorleger geschlafen, dann ist er aufgestanden und auf den Balkon gegangen und hat hinabgeschaut.«
In diesem Augenblick klopfte es.
»Herein!«, rief Dok.
Die Tür öffnete sich und das Kamel steckte seinen Kopf durch den Spalt. »Guten Morgen!«
»Guten Morgen!«, sagten Dok und Kim.
Das Kamel, der Sultan und Totokatapi kamen herein. »Nur keine Förmlichkeiten«, sagte der Sultan.
»Trotzdem!«, entgegnete Dok. »Bitte nehmen Sie doch gemütlich Platz! Totokatapi, einen guten Kaffee!«
»Für mich Bananensaft«, sagte das Kamel.
»Haben Sie Wu nicht gesehen?«, wollte Pips wissen.
»Das kleine kläffende und schnuppernde Etwas mit dem langen Schwanz?«, fragte das Kamel.
»Dieses!«, sagte Kim.
»Vielleicht steht das Verschwinden Ihres Lieblings in Zusammenhang mit dem, weswegen wir hergekommen sind!«, meinte der Sultan. »Das Kamel hat heute Nacht geträumt...«
»Aha!«, sagte der Doktor. »Soll ich Ihnen Baldrian verschreiben?«
»Nur nicht!«, sagte der Sultan.
Und dann erzählte er, was das Kamel geträumt hatte.
Er schloss seine Erzählung mit den Worten: »Und deshalb sind wir hierher gekommen, weil Sie doch den Löwen kennen und wir den Löwen vielleicht brauchen können, um die Verschwörer zu fangen.«
Da klopfte es wieder und Totokatapi kam mit dem Kaffee und dem Bananensaft herein. Aber er kam nicht allein, unter ihm durch witschte Wu.
»Wir müssen den Sultan warnen!«, sagte er aufgeregt.
»Wir sind schon gewarnt!«, sagte das Kamel.
»Aber Wu, wo warst du denn?«, fragte Pips vorwurfsvoll. »Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht!«
»Wieso macht sich mal jemand um mich Sorgen?«, fragte Wu.
»Erzähle, was du weißt!«, befahl der Sultan.
»Ja«, sagte Wu. »Das war so. Am Morgen, als ich aufwachte, stach mir die Meeresluft in die
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