Löwe gut - alles gut
Welt folgen. Eile war also nicht geboten, nach den aufregenden Ereignissen der letzten Stunden hatten sie dagegen eine Ruhepause nötig. Ka schlief schon wieder, Onkel Guckaus und Vater Schluckauf spürten die Folgen der langen Gefangenschaft — kurz und gut, sie legten sich nieder und träumten durcheinander von Teufeln und Gespenstern, wachten aber trotzdem am nächsten Tag erfrischt auf.
Es war ein Tag, wie geschaffen, um sich am Leben zu erfreuen. Die Sonne vergoldete alles. An die Kämpfe der Nacht erinnerten nur noch die zahllosen Kanonenkugeln.
Onkel Guckaus drängte, zur Leuchtturminsel zurückzukehren. Tausend Pflichten warteten auf ihn; er durfte seinen Dienst nicht länger versäumen.
Damit sie schnell hinüberkamen, nahm Löwe das Boot von Vater Schluckauf ins Schlepp. Nämlich so: Löwe, der Sultan und Ka flogen auf dem Teppich, Guckaus, Schluckauf und Zie saßen im Fischerboot, dessen vorne angebrachtes Tau sie zum Teppich hinaufschleuderten, wo es Löwe mit den Zähnen packte. So zog der fliegende Teppich Vater Schluckaufs Äppelkahn.
Pfeilschnell ging die Fahrt. Zie meckerte ausnahmsweise vergnügt: »Endlich passiert wieder mal etwas!«
Und Ka krähte von oben:
»Uns führt zur großen Offensive
die Teppich-Flug-Lokomotive!«
Der Sultan fand, dies sei ein bemerkenswertes Gedicht.
Leider machten sie sich gerade weniger Gedanken über die Teufel der Weltmeere. Sie dachten nämlich, daß diese das Weite gesucht hätten.
Wie erstaunt waren sie daher, die »Hölle« im Hafen liegen zu sehen!
»Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!« brummte der Sultan.
Löwe ließ das Tau los, es klatschte ins Wasser, und Vater Schluckauf ankerte zunächst einmal in mäßiger Entfernung vor der Insel, während der Sultan das still im Hafen liegende Seeräuberschiff umkreiste. Nichts! Kein Laut, kein Mensch! — Sie umflogen den Leuchtturm, sahen durch das Fenster, wie verwüstet die Stube war, was den Sultan zu dem Ausruf »Teufel, Teufel!« veranlaßte. Sie umflogen mehrmals die ganze Insel. Alles lag wie ausgestorben.
Noch einmal steuerte er zur »Hölle«. Da bemerkte Ka: »Am Mast ist ein Zettel angeschlagen, ein Brief oder eine Botschaft!«
So war es, ein Blatt flatterte durchbohrt von einem dicken Nagel im Wind.
Ka holte den Brief. Zwar zerfetzte er ihn beim Abreißen, aber der Sultan konnte ihn noch zusammenfügen. Erstaunt rief er: »Donnerwetter, ist das chinesisch?« Aber es war nur so schrecklich wirr geschrieben:
Verwärter Sultan!
Wihr happen einkezehen, taß wihr ser pöse warren. Dehzhalp wohlen wiehr taß Seeraupen auffgähbn. Wiehr siend in eihn Klohsdr gegancken. Es stiemt! Unsr Schif lazen wier zurick, um dehn Schaten widr gutt zu macken.
Miet filen Grißen
Die (friheren) Teifl dr Weltmerre!
P. S. Nämt euch, waz ir wollt!
»Hm!« brummte der Sultan. »Das ist ja eine überraschende Wendung!«
Er berichtete Onkel Guckaus, Vater Schluckauf und Zie, und alsbald versammelten sie sich alle im Hafen.
»Der arme König Owigern tut mir nun richtig leid!« krächzte Ka. »Jetzt wird er wieder nicht erlöst!«
»Ich möchte ihm auch so gern helfen«, meinte der Sultan. »Ob wir nicht vielleicht eines Tages das Kamel auf die Mitternachtsinsel schmuggeln könnten? Vielleicht fürchtet es sich dann doch vor ihm — es ist ja so ängstlich!«
Löwe stand vor dem Steg, der zur »Hölle« hinüber-fiihrte. »Wer weiß, ob uns die Teufel der Weltmeere nicht in eine Falle locken!«
»Meinst du?«
»Zuzutrauen ist ihnen alles!«
»Dann«, schlug Onkel Guckaus vor, »sollten wir alle beieinander bleiben. Wir sind dann in der Überzahl! Wenn wir uns trennen, könnten sie uns einzeln überwältigen!«
»Sehr richtig!« meckerte Zie.
Löwe war nicht dieser Ansicht, trotzdem betrat er die Planke als erster.
»Hier ist schon wieder ein Zettel. Das ist fast wie Ostern!« krähte Ka. »Überall finden wir Zettel, wie Eier. Ich bin gespannt, was für Überraschungen uns auf dem Schiff, oder besser gesagt, in der >Hölle< erwarten!«
Der Sultan riß den Zettel vom Schiffsgeländer und entzifferte ihn: »>Alllle setze lign ihm Lagrraum!< Das soll wohl heißen: Alle Schätze liegen im Lagerraum!?«
Sie kletterten nacheinander stampfend, schleichend, trappend und polternd an Bord. Sie machten »Pst!«, legten die Finger an die Lippen, blieben stehen, um zu lauschen. Da sie aber nichts hörten, schlichen sie weiter.
Und schon fanden sie wieder einen Hinweis: Er war an die offene Klappe des
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