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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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gräßlichen Kindern machen? — Wären es erwachsene Männer, kämen sie hinter Gitter, aber so...«
    Auch Vater Schluckauf und Onkel Guckaus kratzten sich heftig an den Hinterköpfen: »Wenn sie wenigstens bereuten! Aber bei soviel Frechheit! Schwierig, sehr schwierig. Wir müssen gründlich darüber nachdenken, was meinst du — huck!—, Guckaus?«
    »Sehr wahr, sehr wahr! Aber zuerst muß ich zur Leuchtturminsel! Es wird Nacht, und der Scheinwerfer brennt nicht!«
    »Bei Allah!« Der Sultan erschrak. Sie warfen das Ruder herum, die »Hölle« schlug beim Wenden fast über. Aber Schluckauf und Guckaus waren prächtige Seeleute. Im schönsten Wind segelten sie zur Leuchtturminsel. Es war ein Wettrennen mit der Zeit, mit der hereinbrechenden Dunkelheit!

Geisterstunde

    Zwar war es bereits Nacht, als sie auf der Leuchtturminsel ankamen, aber Ka flog voraus und schaltete den Scheinwerfer ein. So warnte sein Strahl nicht nur die Ozeandampfer, er leitete sogar die »Hölle« selbst sicher in den Hafen.
    Die Teufelinnen der Weltmeere, an die Maste gefesselt, schworen, sie würden dem Kakadu die Federn einzeln ausreißen und ihn dann nackt wie ein gerupftes Huhn über dem Feuer rösten.
    Es war schon beachtlich, wo sie immer noch ihre Frechheit hernahmen. Die Gefangenschaft schien ihnen überhaupt nichts auszumachen. Im Gegenteil — sie war ein Anlaß mehr für sie, die wildesten Verwünschungen auszustoßen und alle mit Schimpfworten zu belegen. Eine übertrumpfte die andere mit unflätigeren Ausdrücken.
    Der Sultan wurde immer böser. Sein rundes Gesicht war rot vor Zorn. Er drohte, sie einzusperren, hungern und dursten zu lassen... er drohte viel mehr, als er jemals wahrmachen würde — aber alles war umsonst! Die wilden Gören wollten nicht von ihrem schlimmen Treiben ablassen, o nein! Sobald sie sich befreit hätten, würden sie von neuem beginnen! Das nahmen sie auf ihren Eid!
    Und dabei flatterten ihre Zöpfe.
    Da die Nacht kühl wurde, auf dem Schiff aber kein Feuer brennen durfte, er die Gefangenen andererseits auch nicht ganz unbeobachtet lassen wollte, entzündete der Sultan auf der Mole einen aus Holz und Reisig aufgeschichteten Haufen. Hier wollten sie die Nacht verbringen und morgen erneut beraten.
    Um Mitternacht waren sie gerade eingenickt. Auf dem Leuchtturm schlug zwar keine Uhr, doch...
    ... über die See zog König Owigerns geisterbleicher Zug. Er näherte sich wie ein Nebelschwaden, der sich aber bald in Einzelwesen auflöste. Schwerelos schwebten sie über die Wasserfläche, sie schimmerten grünlich; in ihre Haare aus Tang waren Mondsteine und Muscheln geflochten, und sie sangen, sich an den Händen haltend, ein geheimnisvolles Summ-Lied ohne Worte.

    Als sie in den Schein des Lagerfeuers gerieten, wirkte es, als ob sie von innen heraus glühten, sie waren wie in Purpur getaucht, und das verlieh ihnen etwas hoheitsvoll Feierliches.
    Der Sultan rieb sich die Augen, er wollte dem hilfreichen König entgegeneilen. Guckaus und Schluckauf verneigten sich. Löwe stand auf. Ka zeigte seine schönste Haube, und Zie unterließ es höflicherweise zu meckern.
    Der König nahm keine Notiz von ihnen. Er lächelte zwar, legte auch den Finger seiner wabbeligen Hand auf das majestätische Kaulquappenmaul, schwebte aber an ihnen vorüber und auf die »Hölle«.
    Sein Hofstaat bildete einen weiten Kreis um den Hafen. Das gemeinsame Gesumme verstummte nicht, wurde nur so leise wie ein Hauch. Und alle schienen sich in freudiger Erwartung zu befinden.

Furcht

    König Owigern lächelte. Er klang so zart wie ein Schlaflied: »Liebe, liebe Kinder, wer hat euch so fest gebunden? Ich will euch befreien!«
    »Was willst du?« — »Ins Gefängnis werfen?« — »Foltern und zwicken?«
    »Nein! — Ich will euch losbinden! Ihr müßt ja schreckliche Schmerzen haben. Bestimmt brennen euere Gelenke wie Feuer!«
    »Wie — willst du etwa gut zu uns sein? — Geh bloß weg...« Die Mädchen begannen heimlich zu zittern. Eine Gänsehaut überlief sie, ganz gegen ihren Willen.
    »Ihr armen, armen Dinger!« sang König Owigern.
    Die Rote schaute ihn mit zitternden Lippen an. Sie war wie gelähmt. »Du willst uns nicht einsperren, uns nichts verbieten, uns keine Vorwürfe machen?«
    »Aber nein!« Er lächelte. »Ich habe euch doch lieb!«
    »Du hast uns lieb?« Es klang wie ein Notschrei.
    »O ja, sehr, sehr lieb. Denn ich sehe tief in euer Herz hinein. Durch seine harte Kruste hindurch. Sein Kern ist weich, sein Kern ist

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