Logans Traeume
Schwanz geblasen habe.“
Sie ließ ihn nicht einmal mehr antworten. Sie legte auf, bevor ihre Worte noch schlimmer wurden und sie sich selbst total demütigte. Dann schleuderte sie das Telefon durch den Raum, das gegen die Wand prallte und auf den Teppichboden fiel.
Sie stand auf, ging aus dem Wohnzimmer in ihr Schlafzimmer, sammelte alle Bekleidung, die sie am Abend zuvor getragen hatte, ein und warf sie zornig in den Wäschekorb. Sie zog auch das Bett ab. Es kümmerte sie nicht einmal, dass sie zum Waschsalon würde gehen müssen, weil sie nur diesen einen Satz Bettlaken hatte. Sie wollte nur die Erinnerungen an ihn los werden.
Dann stapfte sie durch den Flur zur Dusche. Sie wollte das Gefühl von ihm von ihrer Haut bekommen. Als sie mit duschen fertig war und sich abgetrocknet, ging sie zurück ins Wohnzimmer, um für eine Weile fernzusehen. Vielleicht würde das ihre Gedanken von der Tatsache ablenken, dass sie immer noch so ein Idiot war, der sich Männern hingab, die sie nie lieben würden.
Ihre Kehle zog sich bei diesem Gedanken wieder zusammen, aber bevor ihr die Tränen kommen konnten, klopfte es an der Tür. Adi sprang auf und riss die Tür weit auf.
„Lo...“, schnitt sie sich selbst das Wort ab. „Dad!“
„Hallo, Honey.“
Sie starrten einander für ein paar Momente an. Sie war schockiert, wie sehr er gealtert war. John war zwar kein alter Mann, aber er war auf jeden Fall älter geworden. Es waren mehr Linien um Augen und Mund als das letzte Mal, da sie ihn gesehen hatte. Sie war überrascht, als plötzlich Tränen in den Ecken seiner braunen Augen funkelten.
„Dad?“
Er räusperte sich und zog sie an sich, als er sagte: „Du siehst so gut aus, Babygirl. So gesund.“
In diesem Moment fiel ihr ein, dass sie, als er sie das letzte Mal gesehen hatte, nicht ganz 50 Kilo gewogen hatte. Ihr Haar war strähnig und dünn gewesen, und sie war nervös gewesen, dass sie den Entzug nicht durchstehen würde. Sie warf ihre Arme um ihn und flüsterte: „Es tut mir leid, Dad.“
„Für was?“ fragte er.
„Für was?“ wiederholte sie mit einem kleinen Lachen unter ihren Tränen. „Für alles. Abhauen, dann so zurückkommen, wie ich es tat, wieder abhauen, das ignorieren deiner Anrufe... Sagen wir einfach, dass es mir für alles leid tut, was ich von meinem sechzehnten Lebensjahr an bis jetzt fabriziert habe.“
„Ich bin mir sicher, dass du auch ein paar gute Momente hattest“, sagte er, als er sie losließ und die Wohnung betrat. „Du hast ein paar Briefe geschrieben. Du hast diese Wohnung. Du hast einen Job, und einige Freunde, die keine Drogen nehmen, oder?“
„Richtig“, sagte Adi schnell. „Nimm Platz. Das Sofa ist zwar nicht komfortabel, aber immerhin habe ich eins.“
Er setzte sich, und sie setzte sich neben ihn. Für einen Moment starrten sie sich einfach nur gegenseitig an.
„Hab ich dir eigentlich erzählt, dass sie mir den Blinddarm rausgenommen haben?“ fragte Adi, nachdem einigen Sekunden verstrichen waren.
„Nein“, sagte ihr Vater sichtlich überrascht. „Wann denn?“
Glücklich, etwas erzählen zu können, fing Adi an, verhaspelte sich aber etwas, als sie erkannte, dass sie auch von Logan erzählen musste. Da es aber kein zurück gab, erzählte sie von ihm. Sie versuchte allerdings, es so darzustellen, dass Logan ihr nicht das Leben gerettet hatte, auch wenn er das eigentlich getan hatte, und so verlor ihre Geschichte ein wenig an Dramatik.
„Also, das ist der Kerl, den ich dann später treffen werde?“ fragte ihr Vater.
„Äh, also... Nein. Logan und ich... Wir haben eigentlich beschlossen, dass wir zurzeit nicht wirklich zueinander passen. Wir haben beide eine Menge persönliche Dinge zu klären. Ich denke auch darüber nach, wieder zur Schule zu gehen.“ Sie zwang sich, locker zu klingen, aber sie erkannte an dem fragenden Blick ihres Vaters, dass er ihr die Sache nicht komplett abgekauft hatte.
„Was für Kurse willst du belegen?“ fragte er und lenkte vom eigentlichen Thema ab.
„Ich dachte, Rechnungswesen und Management“, sagte sie. „Wer weiß? Vielleicht leite ich ja dann irgendwann einmal den Supermarkt.“
„Das weiß man wirklich nicht“, stimmte John, offensichtlich stolz auf sie, ihr zu. „Oh, und übrigens, du hast die Tür aufgelassen. Ist das dein Kater?“
„Nein“, sagte sie mit einem Lächeln. „Das ist jedermanns Kater.
Weitere Kostenlose Bücher