London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
einschlug. Dann hörte Belsey Sirenen, und von der Autobahn rasten Streifenwagen heran. Aus der anderen Richtung näherten sich Fahrzeuge der Flughafenpolizei, von denen eins den Anhänger des plötzlich zurücksetzenden zweiten Jeeps rammte. Der Anhänger stürzte um, die Heckklappe sprang auf, und Pferde stolperten ins Freie.
Ein Durcheinander aus panisch zuckenden Leibern und funkelnden Hufen und Augen. Ein Pferd strampelte sich frei, sprang auf und preschte in wildem Galopp davon. Der Rest folgte: Fünf Pferde, junge Hengste und Jährlinge, schwarz und grau, stürmten in alle Richtungen davon. Ein Streifenwagen wich den Pferden aus, worauf er von einem weiteren Polizeifahrzeug gerammt wurde.
Belsey kroch vorwärts. Aus dem anderen Anhänger war jetzt auch panisches Wiehern zu hören. Der Hänger schwankte bedrohlich. Als ein weiterer Schuss fiel, gab die Heckklappe unter den Hufen nach. Die Pferde stürzten nach draußen. Die Decken auf ihren Leibern schimmerten blau im bleichen Licht der Lampen. Sie galoppierten auf die Umzäunung des Flughafens zu, bremsten ab, kehrten um und stürmten auf die Flughafenpolizei zu. Der Lärm von Hufen auf Asphalt erfüllte die Luft.
Dann schoss der Attentäter wieder.
Zwei Pferde rannten ins Innere der Flughalle. Belsey bemerkte, wie eine Gestalt außen am Gebäude hinunterkletterte, sich die gelbe Weste eines Gepäckabfertigers überzog und im Innern verschwand. Drei Fahrzeuge der Flughafenfeuerwehr erschienen und blockierten den Haupteingang, konnten aber nicht verhindern, dass weitere Pferde in die Halle liefen. Belsey nutzte die Pferde als Deckung und gelangte so an den Löschzügen vorbei ins Gebäude.
Schreie hallten durch die Luft. Es stank nach Parfüm und Alkohol. Überall lagen Scherben von Wodka- und Aftershave- flaschen, Einkäufe aus dem Duty-free-Shop, die fliehende Passagiere einfach hatten fallen lassen. Ein Pferd steckte in einer Drehtür fest, ein anderes rammte den Krispy-Kreme-Stand und warf die Tische und Stühle um. Familien flüchteten ins Flughafenpub, in den Burger King und in andere Geschäfte, wo sie sofort die Türen verrammelten. Die Menschen waren in alle Richtungen an den Rand der Halle davongestürzt, sodass sich jetzt plötzlich in der Mitte ein leerer Raum, ein Stück Niemandsland, auftat, in dem die Pferde wie wild im Kreis herumrannten.
Der Mann in der Gepäckabfertigermontur kletterte auf das Dach des Burger King. Belsey überlegte, was er tun könn te. Von draußen wurde ein Schuss in die Halle abgegeben. Die Flughafenpolizei. Er griff nach seiner Marke, überlegte es sich aber anders und lief in den hinteren Bereich des Gebäudes.
Der nächste Schuss kam von oben, er war auf die Polizisten gerichtet, die vor dem Eingang Aufstellung nahmen. Ich habe ihm eine ganze Armee auf den Hals gehetzt, dachte Belsey. Durch die Glasfront konnte er Polizisten der Cambridgeshire Constabulary sehen, dahinter die Metropolitan Police: Mannschafts- und Einsatzwagen der SOCA, die vor der Flughafenhalle eine Wand aus Fahrzeugen bildeten.
In der Halle roch es jetzt nach dem Urin und den Exkrementen von Pferden. Als der Attentäter eine weitere Salve ab feuerte, sprang ein Pferd über den Check-in-Schalter und ein anderes in das Schaufenster eines Souvernirshops. Ein drittes Pferd rammte mit schlitternden Hufen den Ryanair-Schalter, verlor das Gleichgewicht und rutschte auf der Seite liegend in eine Reihe Plastiksitze. Ein Pferd war von einer Kugel getroffen worden. Blut spritzte, verzweifelt versuchte es zu fliehen. Die Pferde stießen schauerlich wiehernde Geräusche aus. Eins sprang über den Schalter der Passkontrolle in den Abflugbereich und verfing sich mit einem Bein in einem Gepäckwagen. Ein infernalisches Knacken war zu hö ren, als das Pferd zusammenbrach und über den Boden rutschte. Aus den Lautsprechern drang die teilnahmslose Stimme: Letzter Aufruf für Passagiere des Fluges YK954 nach Thessaloniki. Bitte begeben Sie sich zu Flugsteig 16.
Belsey schnappte sich einen der umgestürzten Tische, die vor einem Café herumlagen. Er stellte ihn an die Wand des Tie-Rack-Shops, zog sich nach oben und lugte über die Kante des Daches. In etwa fünfzig Metern Entfernung sah er den Schützen, der von einem Ladendach zum anderen sprang. Er suchte offenbar die Deckung des großen Stützpfeilers, der hinter dem Geldwechselbüro aufragte.
Belsey zog die SIG und entsicherte sie.
Zwischen ihm und dem Attentäter lagen drei Geschäfte: Dächer mit
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