London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)
währenddessen Erkundigungen über die Gründung einer Firma für Malerarbeiten in Edinburgh ein. Um ihn dabei zu unterstützen, sich einen Namen in der Branche zu machen und einen ersten Kundenstamm aufzubauen, hatte ich für ihn den Kontakt zu Braden hergestellt, aber es gab auch finanziell einiges zu regeln, und Olivia und ich überließen ihm nur zu gern diese Tätigkeiten, während wir selbst auf Wohnungssuche gingen. Ich war zunächst ein bisschen überrascht, als Olivia mir verriet, dass sie zwei getrennte Wohnungen mieten wollten, doch dann erklärte sie mir, dass sie sich in der letzten Zeit zu sehr auf Onkel Mick verlassen habe und es Zeit sei, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen – angefangen mit einem eigenen Apartment.
Darüber hinaus hatte ich, ohne genau zu wissen, wie es dazu gekommen war, im Hochzeitsplanungs-Streit zwischen Joss und Ellie die Schiedsrichterrolle übernommen. Ellie hatte ihre Hoffnung, Joss zur Romantikerin umzuerziehen, noch nicht aufgegeben, daher brauchte Joss jemanden an ihrer Seite, der ihr etwaige Mordphantasien ausredete und sie daran erinnerte, dass sie Ellie gern mochte und es sich hinterher sehr übelnehmen würde, sollte sie im Affekt ihre Trauzeugin ermorden.
Es war eine Woche, in der ich kaum zum Luftholen kam und Cam nicht so oft sehen konnte, wie mir lieb gewesen wäre, deswegen freute ich mich über seine regelmäßigen Textnachrichten. Und noch mehr freute ich mich, als er am Donnerstag bei mir im Büro vorbeischaute, damit wir gemeinsam die Mittagspause verbringen konnten.
Ich saß am Empfang und erwartete ihn bereits, als er in alten Jeans, Boots und seinem löchrigen Def-Leppard-T-Shirt ankam. Er sah sexy und cool aus, wie jemand, der sich in seiner Haut zu hundert Prozent wohl fühlt. Ich beobachtete, wie meine Kollegin Anna mitten in ihrer Unterhaltung mit Ollie, einem unserer Makler, verstummte und regelrecht zu sabbern anfing, als Cam an ihr vorbeiging.
Grinsend lief ich um den Empfangstresen herum, um ihn zu begrüßen. Eigentlich hätte mir der lange Kuss, den er mir vor allen Leuten gab, peinlich sein müssen, aber das war er nicht. Ich freute mich, ihn zu sehen.
»Na, du«, murmelte ich und löste mich von ihm, um ihm zärtlich über die Wange zu streicheln.
Es lag mehr als nur Wohlgefallen in seinem Blick, als er mich von oben bis unten musterte. »Gut siehst du aus, Baby.« Ich trug einen schwarzen, hoch geschnittenen, wadenlangen Bleistiftrock kombiniert mit einer ärmellosen weißen Seidenbluse. Dazu zehn Zentimeter hohe schwarzweiße Stilettos, mit denen ich ihn um ein paar Zentimeter überragte. Das schien ihm herzlich egal zu sein. »Scharfer Sekretärinnen-Look.«
»Mein Gott, ist das der Freund?«, ertönte plötzlich Ryans Stimme hinter Cam. Ryan war einer der jüngeren Makler in unserem Team.
Cam drehte sich um und musterte Ryan mit hochgezogenen Brauen. Er war attraktiv und trug einen tadellos geschnittenen Anzug – Typen wie er hätten vor Cameron exakt meinem Beuteschema entsprochen. Ich glaube, Cam war sich dessen bewusst, denn er versteifte sich instinktiv.
Ich schmiegte mich enger an ihn. Nach meinem jüngsten Unsicherheits- und Eifersuchtsanfall (und weder das eine noch das andere hatte sich komplett gelegt) verstand ich nur zu gut, wie wichtig es war, wenn der Partner einem Sicherheit gab. Um unmissverständlich klarzumachen, dass ich zu Cam gehörte, legte ich den Arm um ihn. »Ja, das ist Cameron.«
Cam grüßte Ryan mit einem knappen Nicken. Er taxierte ihn noch immer.
Ryan grinste. »Und wir hatten dich schon für ein Phantom gehalten.« Als sein Blick über Cam hinweg zu mir wanderte, lag ein neckisches Funkeln darin. »Wir dachten schon, Jo hätte ihren Freund bloß erfunden, um uns auf Abstand zu halten.«
O Gott.
»Wie bitte?«, sagte Cam leise. Seine Hand glitt an meiner Taille abwärts bis zur Hüfte, und er zog mich noch fester an sich.
Ryan hob lachend die Hände. »Keine Panik. Wir wissen, dass sie vergeben ist. Du bist echt ein Glückspilz.«
Cams Miene blieb gefährlich ausdruckslos, und Anna entschlüpfte ein nervöses Kichern. Ich kam zu dem Schluss, dass es definitiv Zeit war, in die Mittagspause zu verschwinden. »Also, wir sind dann mal weg«, verkündete ich laut und fröhlich und angelte mir meine Tasche vom Tresen. »Bis später.«
Ohne seinen Griff zu lockern, lotste Cam mich aus dem Büro. Schweigend gingen wir den Hügel hinauf an den Queen Street Gardens vorbei. Auf dem Weg zum
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