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London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)

London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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entdecken. Er hatte attraktive Knitterfältchen um die Augen, und seine Züge waren mit dem Alter kein bisschen weicher geworden. Sie hatten immer noch etwas Grobschlächtiges an sich. Sein breites Kreuz deutete darauf hin, dass er noch so gut in Form war wie früher.
    Als sein kalter Blick mich traf, war mir, als hätte jemand meine Welt aus den Angeln gehoben.
    »Dad?«, flüsterte ich. Ich konnte nicht glauben, dass er es wirklich war.
    Ich wollte weglaufen. Ich wollte mich irgendwo verkriechen. Nein. Ich wollte nach Hause rennen, Cole schnappen und mich dann irgendwo verkriechen.
    »Jo.« Murray Walker lehnte sich über den Tresen. »Schön, dich zu sehen, Kleine.«
    Wie ferngesteuert trat ich auf ihn zu, während um mich herum das Wummern der Musik und der Lärm Dutzender Gespräche zu einem leisen Summen verebbten. Mit zitternder Hand stellte ich ihm das Bier hin.
    Er sah meine Finger zittern und feixte. »Ist lange her. Bist ganz schön groß geworden. Und noch hübscher als deine Ma früher.«
    »He, kann ich vielleicht mal was bestellen?«, beschwerte sich ein Mädchen neben Murray. Ihr Ärger verwandelte sich in Furcht, als Murray sich umdrehte und sie anfunkelte.
    »Was willst du hier?«, fragte ich laut genug, um die Musik zu übertönen. Ich verwünschte mich für meine piepsige Stimme.
    »Ich such schon seit einer verdammten Ewigkeit nach euch. Seit ich rausgekommen bin.« Sein Gesicht verzog sich zu der altbekannten, hasserfüllten Fratze. »Das Miststück ist einfach abgehauen, ohne mir zu sagen, wohin. Aber dann hab ich letztens deinen Namen gegoogelt, und was seh ich? Dich auf einem Foto mit so einem stinkreichen Knacker aus Edinburgh. In dem Artikel stand, dass du hier arbeitest. War schon ein bisschen älter, aber ich dachte, ich versuch mal mein Glück.« Er lächelte, doch seine Augen blieben davon unberührt.
    Mittlerweile bebte ich am ganzen Leib. Das Blut rauschte mir in den Ohren, mein Puls schlug heftig, und mein Magen war in Aufruhr. Ich verschränkte die Hände hinter dem Rücken, damit er das Zittern nicht sah. »W-was willst du?«
    Murrays Augen wurden schmal. Er lehnte sich noch weiter über den Tresen, und instinktiv wich ich einen Schritt zurück. »Ich will meinen Sohn sehen, Jo.«
    Meine schlimmste Befürchtung war Wirklichkeit geworden.
    Davor hatte ich sogar noch mehr Angst als vor Murray Walker.
    »Nein.«
    Er fletschte die Zähne. »Was?«
    Ich schüttelte den Kopf. Meine Augen glühten. »Niemals. Ich lasse dich nicht in seine Nähe.«
    Er lachte einmal kurz auf, als staune er über meine Dreistigkeit. Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tresen, und ein widerliches Lächeln umspielte seinen Mund. »Ich lass dir ein bisschen Zeit, um gründlich darüber nachzudenken, Mädel. Wir sehen uns wieder.« Genauso schnell, wie er aufgetaucht war, verschwand er in der Menge.
    Schlagartig wurden die Stimmen und die Musik wieder lauter, und ich sank wie gelähmt vor Schreck gegen die Bar.
    »Jo, geht’s dir gut?«
    Ich blinzelte heftig. Vor meinen Augen tanzten lauter kleine schwarze Punkte. Auf wackligen Beinen drehte ich mich zu Alistair um, der mich besorgt ansah. »Ich fühle mich …«
    »Whoa.« Er hielt mich fest, als ich einen taumelnden Schritt in seine Richtung machte. »Okay, du musst dich ausruhen.«
    »Zu viel zu tun …«, murmelte ich.
    Etwas Kaltes wurde mir in die Hand gedrückt, während Alistair mich in den Pausenraum brachte. Ich senkte den Blick. Eine Flasche Wasser. »Sadie und ich haben alles im Griff, setz dich einfach kurz hin. Wahrscheinlich bist du bloß dehydriert, ist ziemlich stickig hier drin heute Abend. Na komm, trink das«, befahl er. Sobald er sich davon überzeugt hatte, dass ich seiner Anweisung Folge leisten würde, eilte er zurück in die Bar, um Sadie zu helfen.
    Mein Herz schlug wie verrückt. Ich starrte die Wand an und versuchte zu begreifen, was gerade eben geschehen war.
    Murray Walker war zurückgekommen.
    Er war immer noch dasselbe gemeine Schwein wie früher.
    Und … Cole. Er wollte Cole sehen. Ich schüttelte den Kopf. Tränen schossen mir in die Augen, und ich begann zu schluchzen.
    Nein. Niemals.
    Scheiße.
    Was sollte ich bloß tun?
    In dieser Nacht fuhr ich mit dem Taxi nach Hause, weil ich schreckliche Angst hatte, Murray könnte mir vor der Bar auflauern. Er tat es nicht. Aber trotzdem …
    Zu Hause lag ich im Bett und stierte an die Decke.
    Ich konnte unter dem Druck zerbrechen. Ich konnte mich zusammenrollen und weinen

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