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London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)

London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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zu wehren, hatte ich ihnen geglaubt und mich an Männer geklammert, die in meinen Augen über all jene Eigenschaften verfügten, an denen es mir mangelte.
    Cam war von Anfang an anders gewesen, und trotzdem hatte ich mich Hals über Kopf in eine Beziehung mit ihm gestürzt. Ich hatte mich von ihm abhängig gemacht. Mehr noch: Ich hatte mein Wohlbefinden von seiner Meinung abhängig gemacht. Die Vorstellung, ich könnte seinen Respekt verlieren, war sehr schmerzhaft. Aber noch schmerzhafter war die Vorstellung, dass er von vornherein gar keinen Respekt gehabt hatte.
    Ich schüttelte den Kopf. Obwohl ich kaum noch wusste, was ich denken sollte, konnte ich nicht glauben, dass er nie mehr in mir gesehen hatte. Er hatte so viel für mich getan. Seine Blicke, seine Zuneigung, seine Zärtlichkeit – das konnte er nicht bloß gespielt haben. Niemals.
    Vielleicht wäre es das Klügste, einen Tag lang auf Abstand zu gehen, damit sich die Wogen glätten konnten. Morgen war immer noch Zeit, über alles zu reden.
    Trotz meines dumpfen Gefühls in der Brust nickte ich. Ja, das war eine gute Idee.
    Ich stand auf, um Cole zu verabschieden. Er sah mich nur einmal kurz an und sagte: »Habt ihr euch gezofft?«
    »Verdammter Hellseher«, brummte ich halblaut, als ich an ihm vorbei in die Küche ging, um Tee zu kochen.
    »Das heißt wohl ja.«
    Ich brummelte irgendetwas.
    »Ist es was Schlimmes?« Auf einmal klang er wie ein kleiner Junge.
    Ich drehte mich um. Cole gab sich betont unbeteiligt, als wäre ein Streit zwischen mir und Cam keine große Sache, aber ich wusste, dass er sich Sorgen darüber machte, welche Konsequenzen das für seine Freundschaft mit Cam haben würde. Ich schüttelte den Kopf. »Das renkt sich schon wieder ein. Nichts, was sich nicht geradebiegen ließe.«
    Er wirkte erleichtert und schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln. Mitgefühl von Cole. Ich muss ja wirklich zum Fürchten aussehen.
    Ich schloss die Augen. Gott, hoffentlich bekamen Cam und ich das wieder hin.
    Ich liebte ihn.
    Nach einem Stoßseufzer schlug ich die Augen wieder auf – und kreischte los.
    Eine Spinne.
    Auf meiner Teetasse.
    »Cole!«, schrie ich, starr vor Angst.
    »Spinne?«, fragte er gelassen. Ich hörte seine Schritte lauter werden.
    Er kannte dieses Kreischen.
    »Tasse.«
    Ich tat keinen Mucks, während Cole die Tasse aus dem Küchenfenster hielt und die Spinne auf dem Fensterbrett absetzte, fast genauso, wie Cam es mit der Monsterspinne in seiner Küche gemacht hatte. Bei der Erinnerung an diesen Tag überrollte mich eine Welle der Sehnsucht – ein Gefühl, das ich sofort energisch unterdrückte.
    Cole zeigte fragend auf die Tasse. Ich verzog das Gesicht. »Schmeiß sie weg.«
    Er machte eine ungehaltene Geste. »Spül sie doch einfach unter heißem Wasser ab.«
    »Wenn du glaubst, dass ich jemals wieder mit meinem Mund diese Tasse berühren kann, ohne dabei an diese dünnen, haarigen … iiiiih« – ich schüttelte mich – »Beine zu denken, die darübergekrabbelt sind, dann hast du einen Knall.«
    Achselzuckend warf Cole die Tasse in den Mülleimer. Ich atmete auf.
    Zum Teufel mit allen Spinnen dieser Welt! Die Viecher waren nichts als Schlaglöcher auf meiner Straße in die Unabhängigkeit. Als Cole zu mir kam und mir einen Schmatzer aufs Haar drückte, bevor er sich auf den Weg zur Schule machte, wusste ich, dass ich nicht länger zum Fürchten, sondern nur noch mitleiderregend aussah. Seine Zuneigung zu spüren tat so gut, dass ich meinen Ärger mit Cam glatt vergaß.
    Ich sprang unter die Dusche und zog mir für die Besichtigungstour mit Onkel Mick etwas Bequemes an. Als ich an Mums Tür vorbeikam, seufzte ich genervt: Sie war seit Tagen nicht aus ihrem Zimmer aufgetaucht, und der einzige Anhaltspunkt, dass sie überhaupt noch lebte, war ihr Schnarchen. Als ich in der stillen Wohnung stand, ging mir auf, dass ich seit einer Woche kein Wort mehr mit ihr gesprochen hatte. Nicht ein einziges Wort. Vielleicht ist das auch besser so , dachte ich und wunderte mich, wie traurig mich dieser Gedanke machte. Wenn ich Mum weiterhin an mich heranließ und ihr erlaubte, mich emotional zu vergiften, würde ich vermutlich nie lernen, mehr an mich selbst zu denken. Und wenn ich mehr an mich selbst dachte, würde mir die Freundschaft zwischen Cam und Blair womöglich nicht mehr so an die Nieren gehen.
    Aber vielleicht war das auch nur Wunschdenken.
    Onkel Mick und ich lagen auf dem Dielenboden einer Dreizimmerwohnung in der Heriot Row. Die

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