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London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)

London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe)

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft (Deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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Wort heraus.
    Ich spürte, wie mir die Tränen kamen, aber ich hielt sie zurück. Auf keinen Fall sollte er mich weinen sehen. Seine Vorwürfe prasselten nur so auf mich ein, und deshalb dauerte es eine Zeitlang, bis ich mich wieder halbwegs gefangen hatte.
    Mein erster Gedanke galt Cole.
    Was hatte Cam nur gemeint? Angst und Wut krochen in mir hoch.
    Was Cam anging – sollte der doch über mich denken, was er wollte. Dass er gern voreilige Schlüsse zog und mich beleidigte, war ja nichts Neues. Sosehr ich mich auch zu ihm hingezogen fühlte, ich wusste hundertprozentig, dass ich diesen Mann niemals mögen würde. Dafür tat er mir einfach zu oft weh.
    Also hatte er auch keine Antwort verdient.
    Ich wandte mich in – wie ich hoffte – stiller Würde von ihm ab. Doch nicht einmal das konnte er mir lassen.
    Er packte mich grob am Oberarm und drehte mich zu sich herum. Diese aggressive Geste rief Erinnerungen in mir wach, und schlagartig wich mir alles Blut aus dem Gesicht.
    »Du dreckige kleine Ratte, gib mir das!« Dad packte mich am Arm. Seine Finger gruben sich in mein Fleisch, als er mich zu sich zerrte und mir die Fernbedienung aus der Hand riss.
    Vor lauter Angst vor dem Schlag, von dem ich wusste, dass er kommen würde, erstarrte ich.
    »Ständig stehst du im Weg rum!« Sein Atem stank nach Bier, als er sich zu mir hinunterbeugte. Sein Gesicht war vom Alkohol und vor Wut gerötet, und seine Augen funkelten bösartig. »Guck mich nicht so an!« Er holte aus. Ich duckte mich ganz klein zusammen und verlor vor Angst die Kontrolle über meine Blase. Gleich darauf schlug er mir mit dem Handrücken ins Gesicht, dass ich quer durchs Zimmer flog. Meine Wange brannte wie Feuer, der Schmerz schoss mir in Nase und Augen. Ich fühlte die Nässe in meiner Hose. »Und jetzt hau ab, bevor ich dir richtig eins überziehe.«
    Schluchzend versuchte ich, durch meinen Tränenschleier zu sehen.
    »Steh auf!« Er kam drohend auf mich zu, und ich rutschte auf dem Fußboden vor ihm davon …
    »Lass mich los«, flüsterte ich in meiner Panik. »Bitte lass mich los.«
    Cam gehorchte sofort. »Jo?«
    Ich schüttelte die Erinnerungen ab und kehrte ganz langsam in die Wirklichkeit zurück. Auch Cam war blass geworden. Sein Abscheu hatte Verwirrung und Besorgnis Platz gemacht.
    »Jo. Ich will dir doch nicht weh tun.«
    Ich lachte freudlos auf. Zu spät. »Komm mir nicht noch mal zu nahe, Cam«, brachte ich mühsam beherrscht hervor. Als ich mich diesmal zum Gehen wandte, hielt er mich nicht zurück.
    Cole stand in unserem Flur, als ich hochkam, und an der blanken Wut, die sein kindliches Gesicht verzerrte, erkannte ich, dass er jedes Wort von Cams hasserfüllter Tirade gegen mich gehört hatte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Tut mir leid«, sagte er, als ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen ließ. »Er hat mir mit Mum geholfen, und dann … Er hat sich für meine Comics interessiert. Das war blöd, ich weiß. Ich dachte echt, er ist in Ordnung. Es tut mir wirklich leid, Jo. Ehrlich.«
    Ich ließ mich gegen die Tür fallen. Ich zitterte immer noch am ganzen Leib. Ich hatte Fragen an meinen Bruder, wusste aber nicht genau, ob ich die Antworten hören wollte. »Warum hast du ihn überhaupt reingelassen?«
    Cole seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich bin spät nach Hause gekommen, und sie muss davon aufgewacht sein. Sie hatte wieder mal eine ihrer Launen. Sie hat rumgeschrien und ließ sich einfach nicht beruhigen. Dann hat es plötzlich an der Tür geklopft, und Cam hat deinen Namen gerufen. Er hätte das ganze Haus aufgeweckt, deswegen hab ich aufgemacht, um zu sehen, wer es ist.«
    Ich biss die Zähne aufeinander. Cam kannte die Wahrheit über meine Mutter.
    Konnte mein Leben noch beschissener werden? »Tja, dann weiß er jetzt wohl über alles Bescheid.«
    Als erinnere er sich gerade daran, was Cam zu mir gesagt hatte, kniff Cole wütend die Augen zusammen. »Einen Scheiß weiß er.«
    »Keine Ausdrücke!«
    Cole starrte mich bloß an, und währenddessen suchte ich sein Gesicht nach Spuren von Schlägen ab. War seine Wange gerötet, oder lag das am Licht? Mir wurde die Brust eng, so viele Gefühle tobten in mir. »Er sagt …« Ich hatte Mühe zu sprechen und streckte meine zitternden Finger. »Er hat gesagt, sie hätte dich geschlagen.«
    »Ist nicht so schlimm.« Cole zuckte mit den Schultern.
    Meine ganze Welt drohte einzustürzen, und er zuckte mit den Schultern . »Mum hat dich geschlagen? Hat sie

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