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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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darum, genauso schön wie in dem Augenblick, in dem er ihn gestern, vollgestopft mit Scheinen, dort versteckt hatte. Er zählte das Geld. Er wollte es in die Luft werfen und auf seinen Kopf hinabregnen lassen. Statt dessen steckte er es in den Umschlag zurück, zog das Gummiband wieder darum, schob den Umschlag in einen der Schuhe, setzte dann den Deckel auf den Karton und stellte den Karton auf das oberste Regalbrett zurück. Er schloß die Schranktür. Das Telefon an der Küchenwand klingelte. Er ging hinüber.
    Es war Tony.
    »Wann teilen wir das Geld auf?« wollte er wissen.
    »Ich schau bei dir vorbei, bevor wir heute abend in den Club gehen«, sagte Georgie.
    »Was ist die Hälfte von fünfundneunzig?« wollte Tony wissen.
    »Siebenundvierzig und etwas Kleingeld.«
    » Wieviel Kleingeld?«
    »Fünf Scheine.«
    »Bring auch das Kleingeld mit«, sagte Tony und legte auf.
     
    »Wir haben hier einen Fall aktiver Sterbehilfe«, sagte Moscowitz, »so einfach ist das.«
    »Wir haben hier einen Totschlag«, sagte Nellie. »So einfach ist das. Vielleicht haben wir hier sogar einen gedungenen Mord, Alan, bei dem ich die Todesstrafe beantragen kann.«
    »Also wirklich, Nellie, jetzt hören Sie aber auf.«
    »Der Mann hat Geld genommen, um jemanden zu töten. Das hört sich für mich nach einem Auftragsmord an.«
    »Eine Frau gibt einem Mann Geld, damit er ihr hilft, Selbstmord zu begehen, das hört sich für mich nach einer Mizwa an.«
    »Was ist eine Mizwa?«
    »Sie wissen nicht, was eine Mizwa ist?«
    »Nein, was ist eine Mizwa?«
    »Seit wann sind Sie in dieser Stadt als Anwältin tätig?«
    »Wollen Sie mir nun sagen, was eine Mizwa ist, oder nicht?«
    »Eine Mizwa ist eine gute Tat.«
    »Der Mann erschießt eine Frau…«
    »Sie hat ihn gebeten, sie zu erschießen.«
    »Und das ist für Sie eine gute Tat?«
    »Das ist eine Mizwa. Nellie, dieser Mann ist kein Krimineller, er ist…«
    »Was denn? Ein Engel? Er hat kaltblütig eine Frau ermordet. Ihr zweimal in die Brust geschossen …«
    »Sie wollte sterben!«
    »Was ist mit der Katze? Wollte die auch sterben?«
    »Na schön, die Katze gestehe ich Ihnen zu.«
    »Sie werden mir noch viel mehr als die gottverdammte Katze zugestehen, Alan.«
    »Worauf sind Sie aus?«
    »Ist die Akustik hier so schlecht? Ich habe es Ihnen doch gesagt. Totschlag. Bezahlter Auftragsmord. Die Todesspritze. Darauf bin ich aus.«
    »Das war kein Auftragsmord, und Sie wissen das ganz genau!«
    »Er hat fünfundzwanzig Riesen bekommen, um sie zu töten!«
    »Aber sie selbst hat ihm das Geld gegeben. Es ist doch nicht so, daß eine dritte Partei ihn beauftragt hat, sie zu töten. Das Opfer wollte…«
    »Opfer, das haben Sie völlig richtig ausgedrückt, Alan.«
    »… wollte sterben, hatte aber nicht den Mut, Selbstmord zu begehen. Sie hatte Arthritis, sie hatte einen Gehirntumor, sie drohte stocktaub zu werden, sie war kurz davor, die Kontrolle über ihre Gesichtsnerven zu verlieren, sie wollte nur Schluß machen. Mein Klient half ihr dabei.«
    »Genau, er ist ein guter Samariter.«
    »Nein, er ist ein mitfühlender Mensch, der…«
    »… der sie für fünfundzwanzig Riesen ermordet hat, damit er seinen Buchmacher auszahlen kann!«
    »Sie haben hier bestenfalls eine Beihilfe! Aber dieser Fall wird den Geschworenen nur die Tränen in die Augen treiben. Klagen Sie ihn wegen Beihilfe an, und wir haben…«
    »Beihilfe!« Sie wäre fast an dem Wort erstickt. »Das ist ein Kapitalverbrechen!«
    »Na schön, dann vergessen Sie es. Sehen Sie sich statt dessen mal Paragraph 120 Absatz 30 an. Begünstigung eines versuchten Selbstmordes. Jemand ist schuldig der Begünstigung eines Selbstmordversuchs, wenn er absichtlich eine andere Person…«
    »… dazu verleitet oder begünstigt, Selbstmord zu begehen«, beendete Nellie den Satz für ihn. »Das war kein Versuch, Alan! Das war überaus erfolgreich. Die Frau ist tot. Und ihre Katze ebenfalls.«
    »Hören Sie doch mal mit der gottverdammten Katze auf, ja? Wir sprechen hier von einer Frau, die unter Qualen und Schmerzen lebte, und von einem mitfühlenden Mann, der…«
    »Sie sprechen hier von einer lausigen Beihilfe und Begünstigung, davon sprechen Sie! Wir verschwenden nur unsere Zeit, Alan. Lassen wir es doch darauf ankommen.«
    »Na schön, ich gestehe Ihnen ein, der Selbstmordversuch war erfolgreich…«
    »Welcher Selbstmord? Er hat sie ermordet!«
    »Haben Sie nicht gerade selbst gesagt, daß der Versuch erfolgreich war? Überaus erfolgreich,

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