Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
erste Schiff zu gelangen, ganz gleich wie viele ihrer Leute den Hafen beobachten.« Als erinnere sie sich plötzlich, daß sie nicht allein war, sah sie ihn an. »Ich gehe davon aus, daß Sie keine Freunde in der planetaren Regierung haben?«
»Es gibt keine planetare Regierung. Dies ist eine Frontwelt der Klasse Acht. Es gibt einen vom Commonwealth eingesetzten Statthalter und Friedenstruppen auf Anforderung. Das ist alles. Ziemlich frei und offen für alles mögliche.«
»Nun, das macht auch nichts«, sagte sie entschlossen. »Ich muß eben versuchen, das erste Schiff zu nehmen, und zwar nicht nur um mich selbst zu retten, sondern auch um meine Leute zu warnen.«
»Alaspin verfügt über einen Tiefraumstrahl. Soweit ich weiß, wird er von den Prospektoren unterhalten. Sie könnten versuchen, auf diesem Weg mit ihnen Verbindung aufzunehmen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Dort, wo ich herkomme, gibt es keine Empfangsstation.«
»Wie wäre es denn, wenn Sie eine Nachricht zum nächsten Empfänger schicken und sie von dort per Kurier weiterbefördern lassen?«
»Ich weiß nicht so recht. Sie könnten auch die Nachrichtenzentrale beobachten lassen. Und es ist sehr einfach, ein Kurierpaket abzufangen. Dann würde ich gar nicht wissen, ob meine Nachricht angekommen ist oder nicht. Unterschätzen Sie diese Leute nicht, Flinx. Es würde mich nicht wundern, wenn sie alles überwachen, was in Alaspinport vorgeht und die Kontrollen durchläuft. Sie wußten immerhin gut genug Bescheid, um mich hierherzuschmuggeln. Sie werden es sicherlich ganz schön schwierig machen, etwas zu schmuggeln.«
»Für mich sieht es so aus, als hätten Sie nicht allzu viele Möglichkeiten.«
»Nein.« Ihre Stimme wurde mutlos. »Nein, ich denke, die habe ich nicht.« Sie starrte ihn an. »Sie sagten, Sie werden mir helfen. Ich hatte Sie um Vorschläge gebeten. Ich bitte Sie erneut. Vielleicht können wir jemanden bestechen, um die Abflugformalitäten zu vereinfachen oder zu beschleunigen.«
»Es gibt zu wenige Fluggäste, unter die man sich mischen könnte.« Er hüstelte lautlos in die geschlossene Faust. »Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit. Ich könnte Sie zurückbringen.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich verstehe Sie nicht. Meinen Sie etwa, daß ich mit Ihnen reise und mich als Ihre Frau ausgebe und dazu noch einen falschen Namen führe? Vielleicht sogar in irgendeiner Verkleidung?«
»Nicht ganz. Ich meine, ich könnte Sie im wahrsten Sinne des Wortes zurückbringen. Sie müssen nämlich wissen, daß ich ein eigenes Schiff habe.«
Eine längere Stille folgte. Er ertappte sich dabei, wie er unter ihrem Blick nervös wurde. »Sie haben Ihr eigenes Schiff? Sie behaupten, Sie kommen von einem Schiff im Orbit und wollen irgendwann wieder dorthin und zu Ihrer Mannschaft zurück? Das ist es doch, was Sie meinen, oder nicht? Ein terminlich nicht gebundener Frachter oder etwas in dieser Richtung?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich meine, daß ich mein eigenes Schiff habe, registriert unter meinem Namen. Ich bin der Eigentümer. Es trägt den Namen Teacher.
»Sie wollen mich auf den Arm nehmen, Sie erlauben sich einen Scherz. Das ist nicht so lustig, Flinx! Nicht nach allem, was ich durchgemacht habe.«
»Es ist kein Witz. Die Teacher ist nicht sehr groß, aber sie ist für meine Bedürfnisse geräumig genug. Ein Mensch mehr würde nicht bedeuten, daß es zu eng würde.«
Sie starrte ihn an. »Sie scherzen, nicht wahr?« Sie ließ sich in den Sessel neben dem immer noch nicht wieder aktivierten Badezimmer-Holo fallen. »Ein neunzehnjähriger B … ein Neunzehnjähriger, der ein eigenes Schiff besitzt? Ganz allein? Unterlichtschnell?«
»O nein!« versicherte er schnell. »Es fliegt im Commonwealth überallhin, wohin Sie wollen. Vollständiger KK-Antrieb, ein sehr kleines Projektionsfeld nur, spezielle Antennenisolation, volle automatische Ausrüstung. Ich sage ihm nur, wohin ich will, und das Schiff fliegt hin.«
»Wer sind Sie, Flinx, daß Ihnen in diesem jungen Alter schon ein Schiff für den interstellaren Verkehr gehört? Ich habe schon gehört, daß die Bosse großer Handelsfamilien ihre eigenen Privatjachten haben und daß andere Zugang zu speziellen Firmenschiffen haben. Ich weiß, daß die Regierung Schiffe für den diplomatischen Dienst bereithält und daß die Führer der First United Church Schiffe für ihre Bedürfnisse zur Verfügung haben. Wer sind Sie, daß Sie mit denen auf einer Stufe stehen und mit der
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