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Long Tunnel

Long Tunnel

Titel: Long Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Kreisen. Die ständigen Bewegungen des jungen Minidrachs beunruhigten die Frau mehr als Pips Stillstand in der Luft.
    Flinx nahm dieses Bild innerhalb einer Sekunde in sich auf und fragte sich, was zum Teufel hier vorging. Das Messer ergab für ihn keinen Sinn. Genausowenig Pips drohende Haltung, es sei denn, man ging davon aus, daß das Messer auf ihren Herrn und Meister gezielt hatte. Aber warum hätte sie ihn überfallen wollen, während er schlief?
    In diesem Moment sah sie ihn in seinem Bett sitzen. Ihre Augen lösten sich auch nicht für einen Lidschlag von der fliegenden Schlange. »Rufen Sie sie zurück, verdammt noch mal, holen Sie sie von hier weg!«
    Flinx tat es mit einem eher beiläufigen Gedanken. Pip segelte zum Bett zurück.
    Der Atem der Frau beruhigte sich, und der Arm, der das Messer hielt, sank herab. »Wie haben Sie das denn geschafft?«
    »Alle alaspinianischen Minidrachs sind emotionale Telepathen, manchmal verbinden sie sich mit einer Person. Pip gehört zu mir - sie ist erwachsen. Das Junge heißt Scrap.«
    »Toll«, sagte sie gepreßt, »einfach toll.« Dann erschauerte sie und senkte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie Sie mich gefunden haben. Was nun? Werden Sie mich wieder schlagen? Warum bringen Sie mich nicht einfach um und haben es hinter sich? Ich habe alle Ihre Fragen beantwortet.«
    Flinx’ Augen verengten sich. »Ich habe Sie nicht geschlagen, und ich habe auch nicht die Absicht, Sie zu töten. Wenn ich mit Ihnen irgendwelche bösen Absichten haben sollte, meinen Sie, ich hätte Sie dann in dieser Weise versorgt?«
    Ihr Kopf zuckte wieder hoch. Sie betrachtete ihn für einen langen Augenblick. »Dann gehören Sie nicht zu denen?« fragte sie zögernd.
    »Nein, das tue ich nicht, wer immer sie sind.«
    »O Gottheit!« Sie stieß einen langen Seufzer aus, wobei ihre Beine plötzlich zu Gummi wurden und sie sich an die Wand lehnen mußte, um Halt zu finden. Das Messer fiel leise klappernd auf den Hartholzfußboden.
    Flinx stieg aus dem Bett und ging auf sie zu, verharrte aber, als sie sich versteifte. Sie traute ihm noch immer nicht, und nach allem, was sie durchgemacht hatte, konnte er ihr das kaum übelnehmen.
    »Ich bin nicht hier, um Ihnen weh zu tun.« Er redete langsam, tröstend. »Ich möchte Ihnen helfen, wenn ich kann.«
    Ihre Blicke wanderten zwischen ihm und der fliegenden Schlange hin und her. Langsam bückte sie sich, um das Messer aufzuheben, legte es auf den altmodischen Schminktisch neben ihr und lachte nervös.
    »Das alles ergibt überhaupt keinen Sinn, aber alles andere, was mir in den vergangenen paar Wochen zugestoßen ist, ebenfalls nicht. Doch wenn auch nur die Hälfte davon, was ich gehört habe, wahr ist, dann dürfte ein Messer im Kampf gegen einen Minidrach reichlich nutzlos sein.«
    »Nicht die Hälfte«, korrigierte Flinx sie. »Es ist alles wahr.« Er blieb auf Distanz. »Möchten Sie sich nicht setzen? Sie waren immerhin mehrere Tage lang bewußtlos.«
    Sie legte sich eine Hand auf die Stirn. »Ich dachte, ich wäre tot. Dort draußen.« Sie wies auf das Fenster, von dem aus man auf die Stadt sehen konnte. »Ich war mir noch nie in meinem Leben einer Sache so sicher. Jetzt bin ich mir keiner Sache mehr sicher.« Sie blinzelte und versuchte ihn anzulächeln. »Danke schön. Ich werde mich wohl setzen.«
    Dort stand ein Ruhesessel, der aus epoxierten Lianen bestand. Unter dem Epoxyharz schimmerte das Holz in allen Regenbogenfarben. Es war das einzig kräftig bunte Möbelstück in dem Raum. Flinx setzte sich auf die Bettkante, während Pip sich um einen der kurzen Bettpfosten ringelte und aussah wie eine geschnitzte Dekoration. Scrap kauerte sich in seinen Schoß. Er streichelte geistesabwesend den Hinterkopf der kleinen fliegenden Schlange.
    »Wie alt sind Sie eigentlich?« fragte die Frau ihn, während sie im Sessel zurücksank.
    Warum fragen sie einen das immer? dachte er. Nicht: >Vielen Dank, daß Sie mich gerettet haben< oder >Woher kommen Sie?< oder >Was treiben Sie so?< Seine Antwort war die gleiche, die er schon seit Jahren parat hatte.
    »Alt genug. Alt genug, um nicht derjenige zu sein, der draußen im Ingre lag und für die Milben und Käfer als Mahlzeit diente und im Begriff war, zu sterben. Wie kommt es, daß Sie in diese Lage gerieten?«
    »Ich bin entflohen.« Sie atmete tief ein, als sei die kühle Luft in dem Zimmer ein unerwartet köstliches Dessert. »Konnte abhauen.«
    »Ich nahm nicht an, daß Sie aus freiem Willen dort draußen waren.

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