Lord Schmetterhemd im wilden Westen
mit Ihrem ungebetenen
Gast zu schaffen habe !«
»Sie
verstehen wohl schon —« widersprach mir Mr. Miller. »Ich habe es Ihnen ja auch
schon gesagt: Wir haben so wunderbare Proben von den... wie soll ich es nur
nennen... von den Fähigkeiten Ihrer Begleiter zu sehen bekommen: das kann doch
nicht mit rechten Dingen zugehen! Ehrlich, ich habe an allen Gliedern
gezittert, und meine gute Millie ist ja denn auch gleich in Ohnmacht gefallen,
als ihr... als ihr...«
»Mein
Onkel!«
»Als
Ihr Herr Onkel am Galgen baumelte und noch dazu von Schüssen durchlöchert
wurde, und ein Lied sang, also nein, Sir, das ging und geht über meinen Verstand!
Mylord, Sie müssen uns helfen, nur Sie und Ihre Onkels und Tanten oder was
immer sie nun sein mögen, in drei Teufels Namen, oh, Verzeihung, ich will ja
niemand zu nahetreten! — Vertreiben Sie uns das Gespenst! Sprechen Sie mit ihm,
nur Sie können das tun !«
»Nein !« rief ich. »Mr. Miller, ich habe genug von Gespenstern!
Nicht nur das: ich befürchte, es könnte sich mir ebenfalls anschließen wollen!
Drei reichen mir !«
»Ha !« rief er, »Sie geben zu, daß Ihre Verwandten Gespenster
sind!«
»Gar
nichts gebe ich zu .«
Da
sagte Mrs. Miller mit ihrer samtenen Stimme: »Wenn ich Onkel Rab darum bitte,
wird er es mir bestimmt nicht abschlagen .«
»Da
mögen Sie recht haben«, murmelte ich und wußte zugleich, daß auch Onkel Berni und
Tante Turkie sich die Gelegenheit, ein Gespenst des Wilden Westens
kennenzulernen, niemals entgehen lassen würden.
Ich
rang mit mir. Ich trat ans Fenster. Ich blickte auf den Platz. Er war voller
Menschen. Sie standen in Grüppchen zusammen und schauten zu meinem Fenster
empor. Als man mich erblickte, machte man sich gegenseitig aufmerksam, zeigte
mit den Fingern auf mich, und ich hörte die guten Leute: »Da ist er !« sagen, und vereinzelt erklangen sogar Hochrufe.
Das
alles war mir mehr als peinlich. Da erschien mir eine Übersiedlung in eine
abgelegene Farm fast wie ein Erholungsurlaub. Mochte es auch von Gespenstern
dort geradezu wimmeln.
Die verfallene Ranch
Cookie
Pott ging hinüber in Little-Byrds Zimmer, um meine Vorfahren zu holen. Die
kleine Seiltänzerin ließ sie äußerst ungern gehen und meinte, sie würde vor
Langeweile sterben. Onkel Rab versicherte ihr aber: »Keine Sekunde länger als
unbedingt notwendig bleibe ich von Dir fern. Ich vergehe vor Sehnsucht !«
Meine
drei ungewöhnlichen Reisebegleiter waren, wie ich es vorausgesehen hatte, Feuer
und Flamme, als sie erfuhren, worum es sich handelte. Vor allem Onkel Rab! Mrs.
Miller in die dunklen Augen sehen und Little-Byrd vergessen, war für ihn ein
und dasselbe.
»Treulose
Gespenstertomate !« flüsterte ich ihm heimlich ins
Kaninchenohr, indem ich diesen Löffel dicht an meinen Mund zog. Tante Turkie
vernahm es aber doch. Sie kollerte: »Was hast du denn von ihm erwartet! Mann
bleibt Mann !« Mr. Millers Wagen stand im Hof des
Hotels. Wir verließen es also über die Hintertreppe, nachdem Cookie Pott die
notwendigsten Dinge, die der leibhaftige Mensch zum Übernachten braucht, in
meine Reisetasche gepackt hatte. Wie praktisch war es doch, daß meine Vorfahren
keinerlei Gepäck benötigten. Nur erwähnen will ich, daß wir auch meine
Fotokamera mitnahmen, sowie selbstverständlich unsere Waffen. Ich bat meine
Vorfahren, sich hinter den Wagenplanken zu verbergen, wir beide, Cookie Pott
und ich, legten uns auch auf den Boden, Mr. Miller knallte mit der Peitsche,
und im Galopp rumpelten wir aus dem Hof, ratterten wir über den
Galgenbaumplatz.
Ich
hoffte, daß uns niemand bemerkte, wollte ich doch, daß die Bürger uns weiterhin
im Hotel vermuteten, damit wir die Nacht vor Neugierigen ungestört in der Farm
verbringen konnten.
Erst
als über uns keine Häuserdächer mehr zu erblicken waren, sondern nur blauer
Himmel und einzelne Baumkronen, krochen wir aus dem Versteck. Wir kamen in eine
einsame Gegend. Wir durchquerten einen seichten Fluß, sahen auf den Weiden
Rinder, Pferde und Schafe.
Dann
lag das Gebäude vor uns, dem wir das Gespenst austreiben sollten. Ich hatte
sofort ein unangenehmes Gefühl, doch bekämpfte ich den Wunsch umzukehren, was
mir um so leichter fiel, als Mrs. Miller mich dankbar
anlächelte.
Das
Haus lag inmitten einer Wiese, leicht erhöht auf einem Hügel, und glich wohl
mehr einer Hütte, so baufällig war es. Seine Wände waren aus roh behauenen
Balken gefügt. Ich sah keinen einzigen Stein.
Jetzt
überwog bei mir die Neugier,
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