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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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wandte sich der Bettdecke zu, um sie glattzuzupfen.
Und während er die Matratze klopfte, als sei sie sein grimmigster Feind, sagte
er: »Ihre Bewunderung für den Meisterschützen in Ehren, Mylord. Aber ich bin
doch froh, daß er die gefälschte Karte erwischte und wir uns nun nicht so
abzuhetzen brauchen, vor lauter Angst, er könnte uns den Schatz wegschnappen !«

Ein neues Gespenst
     
    Ich
wußte schon, daß mein guter Cookie ein gemütlicher Mensch war und keinerlei
Hast liebte. Aber ich war in dieser Hinsicht nicht so sicher wie er.
    »Irgendwann
wird er ja merken, daß die Karte falsch ist...« überlegte ich laut. »Dann setzt
er sich sofort auf unsere Fersen. Vielleicht gibt es in der Gegend, in die ihn
die falsche Karte führt, weder Flüsse noch Pueblos. Um ihm zuvorzukommen,
dürfen wir also keine Zeit verlieren. Aber auch noch aus zwei anderen Gründen.
Der erste ist, daß ich Geld brauche. Fände ich den Schatz wirklich, wären wir
aus allen Schwierigkeiten heraus. Wir könnten Mr. Coolwater sein Schiff
bezahlen, Zirkus-Joe und Little-Byrd helfen, den Wilden Westen recht gemütlich
bereisen, und ich wäre schließlich auch in der Lage, Bloodywood-Castle
renovieren zu lassen. Gerade dir brauche ich nicht zu erklären, wieviel da
kaputt ist, vom Dach angefangen, über den Kamin und die Fensterstöcke...«
    »Ach,
erinnern Sie mich nicht daran«, seufzte Cookie. »Es wäre zu schön, um wahr zu
sein. Aber auch so, wie es jetzt ist, habe ich einfach Sehnsucht nach dem alten
Gemäuer, sozusagen Heimweh. — Doch da war noch etwas zweites, was Sie mir
erklären wollten, Mylord.«
    »Sehr
richtig. Ich halte das für ziemlich wichtig. In der Begleitung des Tödlichen
Colts haben wir nämlich letzthin immer wieder den Großen Koyoten gesehen...«
    »Nun,
und?«
    »Tja,
er war ja damals als ausgestopfter Hund in dem Keller von Mr. Pinch anwesend,
als mir dieser die Schatzkarte gab, die echte. Und ich habe mich lang und breit
darüber ausgelassen. Ich habe sie erklärt, gegen das Fenster gehalten — wäre es
nicht möglich, daß er auf den ersten Blick erkennt, daß es nicht die echte
Karte ist, die der Tödliche Colt erwischt hat — ja, daß er sogar sieht, was ich
geändert habe — , schließlich ist er ja auch kein gewöhnliches Tier, sondern
ein Kollege meiner lieben Vorfahren aus dem Jenseits...«
    »Verdammt«,
rief Cookie.
    »Ja,
verdammt«, bestätigte ich. »Du siehst, daß wir sofort abreisen müssen .«
    In
diesem Augenblick klopfte es. Der Wirt meldete, daß Mr. und Mrs. Miller mich zu
sprechen wünschten.
    Ich
hätte mich am liebsten verleugnen lassen. Nicht, weil sie mir unsympathisch
gewesen wären, ganz im Gegenteil. Nein, weil ich schon ahnte, daß ihr Besuch
eine Änderung, zum mindesten eine Verzögerung meiner Pläne bedeutete. Ich
ersuchte daher den Wirt, ihnen sagen zu lassen, daß ich unpäßlich sei; leider
folgten sie ihm auf dem Fuß und standen gleich im Zimmer.
    Cookie
Pott wollte sich empfehlen. Doch bat ich ihn zu bleiben, falls es meinen Gästen
nicht unangenehm sei.
    Mr.
Miller meinte, es sei ihnen überhaupt nicht unangenehm. Ich lud sie ein, sich
niederzusetzen, und erkundigte mich, was mir die Ehre ihres Besuches
verschaffte.
    Mrs.
Miller strahlte mich mit ihren tiefdunklen Augen so herzlich an, daß mir recht
warm wurde und ich meinen guten Onkel Rab sehr gut verstand. Zugleich wußte
ich, daß es mir schwerfallen würde, ihnen einen Wunsch abzuschlagen. Mr. Miller
begann ohne lange Vorbereitungen. »Bereits bei unserem ersten Zusammensein im
Saloon, Mylord, erzählte ich Ihnen von meinem Farmhaus, das wir nicht mehr zu
betreten wagen. Na ja, ich muß zugeben, sehr mutig ist das nicht, aber Mr.
Lord, es spukt da wahrhaftig ganz grausam, und selbst dem stärksten Mann kann
es dabei kalt den Rücken runterrieseln. Ich hab mal versucht, es eine Nacht in
dem Haus auszuhalten, um ein ernstes Wörtchen mit dem Gespenst zu reden: daß es
uns in Ruhe lassen möchte und daß ich gern für sein Seelenheil etwas tun
wollte, wenn es mir nur freundlichst mitteilte, was... Aber ehrlich, es war zu
grausig! Und meiner lieben Millie, Sie verstehen, kann ich es schon gar nicht
zumuten, in einem Haus zu leben, wo so ein hinterhältiges Geschöpf frei
herumläuft...«
    »Ich
würde es keine Stunde überleben«, hauchte Mrs. Miller auf eine Weise, die mein
Herz berührte. Trotzdem raffte ich mich zusammen und antwortete: »Alles ganz
verständlich, Mr. Miller, dennoch weiß ich nicht, was ich

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