Lorettas letzter Vorhang
der Kunst, beklagte ihre langweilige Ehe mit ihrem geldgierigen, faulen Gatten, der sie zwinge, ständig Auftragsarbeiten anzunehmen, anstatt ihren künstlerischen Ambitionen zu folgen. Zur Beerdigung der Frau, von der der Philosoph und Dichter J. G. Herder sagte: «Bei aller demütigen Engelsklarheit und Unschuld ist sie vielleicht die kultivierteste Frau in Europa», eilten Künstler aus ganz Europa nach Rom.
König, Engelbert (gest. 1769
) und
Eva (1736 – 1778)
Der angesehene Seidenhändler und Tapetenfabrikant und seine Frau, Tochter eines reichen Heidelberger Kaufmanns, gehörten in Hamburg zu Lessings engstenFreunden. Eva gebar sieben Kinder, von denen vier überlebten. Für das jüngste war Lessing Taufpate. K. starb auf einer Geschäftsreise in Venedig und ließ seine Familie fast mittellos zurück. So reiste Eva nach Süden, vor allem nach Wien, dem Standort der bedeutendsten Fabriken ihres Mannes, um seinen Nachlaß zu regeln und die Zukunft ihrer Kinder zu sichern. Sieben Jahre später, nach langem Warten und zahllosen Briefen und einer fünfjährigen Verlobungszeit, heirateten G. E. Lessing und Eva K. am 8. Oktober 1776 in der Kirche von York im Alten Land nahe Hamburg. Nur 14 Monate später starben Eva und ihr erstes gemeinsames Kind mit Lessing nach der Geburt in Wolfenbüttel.
Krapp
oder Färberröte (Rulia tinctorum) ist eine kleine, ursprünglich im Orient beheimatete Pflanze. Ihre Wurzeln enthalten den roten Farbstoff Alizarin, der, direkt angewandt, nur eine ziemlich blasse und vergängliche Wirkung zeigt. In Verbindung mit Beizen aus Metallsalzen, Gerbstoffen und/oder pflanzlichen Ölen entsteht eine breite Palette extrem dauerhafter Farben und Farbabstufungen. Schon seit etwa 800 wurde Färberröte in Europa nachweislich angebaut, im 18. Jh. vor allem im Elsaß, in Flandern, Schlesien, Holland und der südfranzösischen Provinz Avignon. K. wurde auch für das Färben von Wolle und Seide verwandt.
Lessing, Gotthold Ephraim (1729 – 1781)
Schriftsteller, Kriti ker und Philosoph und der bedeutendste Vertreter der deutschen Aufklärung. 1766 war sein kunsttheoretisches Werk
Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie
erschienen. Die Hoffnung auf eine feste Anstellung in Berlin war vergeblich, er war schon hoch gerühmt, aber arm wie eine Kirchenmaus. So stand er «auf dem Markte und war müssig …», als Löwens Angebot kam,als Konsulent (Rechtsberater) und Dramaturg (hauseigener Kritiker) nach Hamburg zu kommen. L. reiste nach Hamburg, die Stadt und die Leute gefielen ihm außerordentlich, und sagte zu. Diesmal hoffte er auf einige ruhige, angenehme Jahre und wollte seine «theatralischen Werke, welche längst auf die letzte Hand gewartet haben, daselbst vollenden und aufführen lassen. Solche Umstände waren nötig, die fast erloschene Liebe zum Theater bey mir wieder zu entzünden.» Allerdings weigerte er sich, auch Auftragsstücke zu schreiben, er wollte kein Carlo Goldoni (1707 – 1795) sein, der seinen Theatern pro Jahr bis zu 16 Lustspiele lieferte. Außerdem wollte er mit dem Druckereibesitzer (→) Johann Joachim Christoph Bode gemeinsame Sache und endlich etwas Geld machen. Tatsächlich wurde
Minna von Barnhelm
in Hamburg uraufgeführt, mit mäßigem Erfolg, dafür mit Problemen mit der Zensur. Als Kompagnon von Bode verlor L. nur das Geld, daß er mit dem Verkauf des größten Teils seiner kostbaren Bibliothek für die Einlage erzielt hatte. Seine
Hamburgische Dramaturgie
, als eine zweimal wöchentlich erscheinende Theaterschrift gedacht, erschien, fast schneller, als er schreiben und Bode drucken konnte, in Leipzig als Raubdruck. Den Profit machten andere. Im Herbst 1768 verließ er das Theater, Hamburg erst im Jahre 1770. Er plante, für ein Jahr nach Rom zu gehen: «Hier kann ich des Jahres nicht für 800 Rthlr. leben; aber in Rom für 300 Rthlr. Soviel kann ich ungefähr noch hinbringen, um ein Jahr zu leben.» Doch dann ging er als Bibliothekar ins einsame Wolfenbüttel. Er brauchte ein festes Einkommen, um, wie ihrem Mann vor einiger Zeit versprochen, die Verantwortung für die plötzlich verwitwete (→) Eva König und deren vier Kinder zu übernehmen. L. lebte bei allem Ärger und Verdruß gern in Hamburg, in Briefen schrieb er immer wieder von den Freundschaften und geistigen Anregungen, die er hier gefunden habe. Seine
Hamburgische Dramaturgie
, an der er mit der Zeit nach eigenem Bekunden immer lustloser
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