Lorettas letzter Vorhang
zu müssen.
Rousseau, Jean-Jacques (1712 – 1778)
Der französische Mo ralphilosoph, Schriftsteller, Komponist und Musiktheoretiker forderte gleiche Rechte und Selbstbestimmung für alle Bürger unter der Voraussetzung, daß der einzelne im Sinne der Vernunft den eigenen Willen dem Gemeinwohl in einem Staat unterwirft (
Der Gesellschaftsvertrag
). Sein literarisches Schaffen, vor allem
Die neue Héloise oder Briefe zweier Liebenden
, übte großen Einfluß auf die Autoren seiner Zeit aus. Er propagiert darin dieLäuterung der Leidenschaften durch Verzicht, ein neues Naturgefühl und idyllisches Land- und Familienleben. Auch sein Erziehungsroman
Emil oder Über die Erziehung
beeinflußte die Pädagogen des 18. und auch des 19. Jhs. stark.
Schlichte
Ein Brei aus Weizenmehl, Wasser und Fett, mit dem die Weber die feinen Garne vor der Arbeit am Webstuhl widerstandsfähiger machten.
Shakespeare, William (1564 – 1616)
Der englische Dichter und Dramatiker, Sohn eines Handschuhmachers und erfolgreichster Autor aller Zeiten, gehörte ab etwa 1594 als Schauspieler, Stückeschreiber und Teilhaber einer der führenden unabhängigen Londoner Theatertruppen an. Viele seiner Stücke wurden im kürzlich nach alten Plänen neu erbauten Globe Theatre aufgeführt. In Deutschland öffneten Lessing, Herder, Goethe und der Aufklärung nahestehende Schauspielgesellschaften und Prinzipale Sh.s unverfälschten und/oder unverstümmelten Werken den Weg auf die Bühnen. Die Epoche des Sturm und Drang wurde von der neuen Sh.-Begeisterung geprägt.
Sonnin, Ernst Georg (1713 – 1794)
Nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Mathematik in Halle arbeitete S. in Hamburg als Privatlehrer und entwickelte als genialer Tüftler mechanische und optische Geräte. Erst mit 40 Jahren begann er als Baumeister zu arbeiten. Seine aus fundiertem Wissen entwickelten bautechnischen Methoden galten besonders beim Turmbau als verwegen, wenn nicht gar teuflisch. Das Hamburger Wahrzeichen, die Michaelis-Kirche, war sein berühmtestes Werk. Eng verbunden mit den aufklärerischen Kreisen Hamburgs, gehörte er zu den Gründern der
Patriotischen Gesellschaft
(1765), einer Vereinigung vonHamburger Kaufleuten und Gelehrten im Geist der Aufklärung zur Anregung privater Initiativen, die das Gemeinwohl in der Stadt fördern sollten.
Theatre Royal
Das Theater bei der King Street nahe am Flußhafen von (→) Bristol wurde wie das (→) Hamburger Nationaltheater von einer Gruppe von Kaufleuten und Politikern finanziert, allerdings von vierzig sehr viel wohlhabenderen und großzügigeren Sponsoren als den Hamburger zwölf. Es wurde 1766 eröffnet, (→) Garrick schrieb dazu eigens einen Prolog und Epilog. Da das Theater zwölf Jahre lang auf das notwendige königliche Privileg warten mußte, wurden die Vorstellungen zunächst offiziell als eine Art rhetorische Veranstaltungen mit Musik verkauft. Entsprechend schlicht und scheunenartig war zunächst auch die Fassade, während der Innenraum (bis auf seine Hufeisenform) nach dem Londoner Vorbild des von Sir Christopher Wren erbauten Drury Lane Theatre ungewöhnlich groß und prächtig war. Der Erfolg des T. R. war von Anfang an enorm, es ist seither ohne längere Unterbrechung bespielt worden. Inzwischen wurde der Zuschauerraum nach viktorianischem Muster umgestaltet. Immer noch besitzen und nutzen Nachkommen der vierzig Subskribenten die kleine von Generation zu Generation vererbte Metallmarke, die als Gegenleistung für die vor mehr als 230 Jahren geleisteten 50 £ lebenslangen freien Eintritt gewährt.
Utopia
In der 1516 (dt. 1612) unter ihrem vollständigen Titel
Ein wahrhaft herrliches, nicht weniger heilsames denn kurzweiliges Büchlein von der besten Verfassung des Staates und von der neuen Insel Utopia
erschienenen staatsphilosophischen Schrift von
Thomas Morus (1477 – 1535)
schildert ein fiktiver Erzähler die Mißstände im damaligen England und als Gegenmodell den für Morus bestendenkbaren Staat. Sein in einer Art Urkommunismus (Religion incl.) entwickeltes System beruht auf der Abschaffung des Privateigentums, Entwicklung der Wissenschaften, Bildung, asketischer Lebensweise und trotz des Aufrufs zur Toleranz strengster Disziplin. Der Anwalt und Freund Erasmus von Rotterdams wurde 1529 Lordkanzler; als er sich weigerte, seinen König Heinrich VIII. anstelle des Papstes als Oberhaupt der englischen Kirche anzuerkennen, wurde er wegen Hochverrats zum Tode
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