Lost Secrets 4
Sie erinnerte sich an den Mann, den sie auf dem Revier getroffen hatte; damals als sie Mills auf die Spur gekommen waren.
Ihr Magen ballte sich zusammen. Was auch immer er ihnen zu sagen hatte, war sicher nicht angenehm.
Die beiden Männer schwiegen sich an. Nur zu gut erinnerte sich Heather an ihre letzte Begegnung und wie Eric ihn aus dem Besprechungsraum geworfen hatte.
„Ich bin Heather MacLean, Sir Abercrombie“, trat sie die Flucht nach vorne an. Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, die er nach kurzem Zögern ergriff. Seine Hände waren kalt und zittrig. Sein Gesicht wirkte eingefallen. Es war das Gesicht eines Mannes, der vor Kummer beinah umkam.
„Miss MacLean, ich freue mich. - Eric?“ Er streckte ihm die Hand entgegen und er ergriff sie schnell.
„Sir.“
„Seid ihr verletzt worden?“
„Nein, Sir.“ Eric blickte auf Heather hinab. „Es geht uns gut. - Sally sagte, es gäbe Neuigkeiten?“
„Ja, bitte folgt mir.“ Abercrombie ging durch eine Verbindungstür in einen weiteren Raum, wo es eine große Leinwand gab. Als Heather den Blick hob, entglitt ihr ein erschrockener Schrei. Mills Jameson starrte auf sie herab. Zumindest wirkte es so. Ihren Körper ergriff ein Zittern, den auch die beruhigende Berührung von Eric an ihrem Arm nicht lindern konnte.
Das Bild von Mills glich einem Fahndungsfoto. Und er wirkte darauf jünger, seine Haare waren länger, die Züge verkniffen. Er war schmaler, die dunklen Augen lagen tief in den Höhlen. Er wirkte … krank.
Abercrombie ging an einen Computer. „Das Blut aus dem Maisfeld ist das Blut von Peter Bendon.“
„Wer ist Peter Bendon?“ Eric trat näher an den Computerbildschirm und zog Heather mit sich, die ihre Augen nur schwer von der Leinwand lösen konnte. Irgendwie war ihr der Gedanke, dass sie sich abwandte und ihr Mills in den Rücken starrte, unerträglich.
„Peter Bendon war vor allem Patient“, hob Abercrombie an. „Und zwar in so ziemlich jeder Nervenheilanstalt, jedem Therapiezentrum, jeder psychotherapeutischen Praxis, die es im Londoner Umland gibt.“
„Weswegen?“, fragte Heather, deren Eindruck sie offenbar nicht getäuscht hatte. Sie wusste, wie Mills aussah, wenn er glücklich war. Sie wusste es nur zu gut.
„Er war schizophren und manisch depressiv, hatte Wahnvorstellungen und Zwangsneurosen. Im Laufe der letzten fünfzehn Jahre hat er sich wieder und wieder in Behandlung begeben.“
„Er hat sich also selbst eingewiesen?“, fragte Eric.
„Ja. Er wollte sich helfen lassen.“
„War er je gewalttätig?“
„Nein. Nie.“
Während Heather sich wieder seinem überlebensgroßen Portrait zuwandte, versuchte sie zu verstehen, wer dieser Mensch eigentlich war. Was war geschehen? Was hatte aus einem kranken, aber friedlichen Mann, einen Mörder gemacht?
„Das klingt nicht nach jemandem, der junge Menschen entführt und tötet.“
„Nein, das tut es nicht.“ Abercrombie atmete zittrig aus, woraufhin Heather sich umwandte.
„Tut mir Leid, Sir. Was für ein dämlicher Kommentar von mir.“
„Entschuldigen Sie sich nicht. Sie sind Eric eine große Hilfe und ich weiß ja, dass Sie selbst ebenfalls in Lebensgefahr sind.“
Heather blickte zu Eric empor und fragte sich, was genau er Abercrombie erzählt hatte.
„Wie also wurde aus dem harmlosen, aber schizophrenen Peter Bendon der mordende Künstler Mills Jameson?“, sprach sie ihre Überlegungen aus.
Abercrombie wandte sich wieder seinem Computer zu. „Peter Bendon schloss seine letzte Behandlung ab im Juli vorigen Jahres. Nach Therapieende verließ er die Klinik. Man hat nie wieder etwas von ihm gehört. Dass er seine Identität gewechselt hat, ist nicht nachvollziehbar. Es gibt keine Unterlagen über Namensänderungen, Umzüge und dergleichen. Aber die beiden sind definitiv ein und dieselbe Person.“
Eric starrte nachdenklich auf die Leinwand. „Das erklärt rein gar nichts“, befand er.
„Nein, in der Tat.“ Abercrombie klickte ein Diagramm auf dem PC an. „Aber wir haben noch etwas anderes über Mills Jameson, alias Peter Bendon herausgefunden.“
Heather fuhr herum. „Und was?“
„Bei der Blutuntersuchung ist uns noch etwas aufgefallen, was höchst beunruhigend ist.“
Heathers Herz pochte bis zum Zerspringen. Sie betete, dass er keine ansteckende Krankheit und sie womöglich damit angesteckt hatte. Verdammt, sie war so eine Idiotin gewesen, sich jemals mit ihm einzulassen.
„Was, um alles in der Welt?“ Erics angespanntem
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