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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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Zugfahrt zwecks Erinnerungsvermeidung vertieft hatte. Während ich noch in meinem Brustbeutel nach dem Ticket kramte, hörte ich den Schaffner über mich hinweg mit Juli flirten.
    Â»Kennen wir uns nicht?« Die Standardfrage.
    Juli kicherte. »Doch, ich glaube schon.«
    Ich sah hoch und erkannte den Typ auf Anhieb. Es war der Zac Efron der Deutschen Bahn, der uns bereits auf der Hinfahrt nach Amsterdam kontrolliert hatte – und den Juli bei »Wahrheit oder Pflicht« geküsst hatte. Jetzt schien es ihm auch wieder einzufallen und er errötete bis zum Ansatz seiner gegelten Haare. Wie süß!
    Â»Du bist doch die …«, stammelte er.
    Juli nickte bloß und wimperklimperte ein bisschen.
    Â»Hast du vielleicht Lust, mal einen Kaffee mit mir zu trinken? Also, ich meine, am besten, wenn ich nicht im Dienst bin. Der Kaffee hier im Bordbistro ist nämlich zum Abgewöhnen. Aber in Köln hab ich Feierabend, vielleicht magst du ja …« Wieder verloren sich seine Worte im Nichts.
    Â»Tja, vielleicht«, antwortete sie scherzhaft und kritzelte ihre Telefonnummer auf einen der losen Zettel, die vor ihr lagen, und drückte ihn dem Schaffner in die Hand. »Meld dich einfach bei mir, dann schauen wir mal.«
    Ach, Juli, dachte ich. Dein Vorsatz, was die Männer betrifft, hat ja nicht lange gehalten. Aber ich freute mich trotzdem für sie, der Typ wirkte wirklich nett. Und ich war froh, dass Juli Tobias nicht sonderlich nachzutrauern schien.
    Als hätte sie meine Gedanken erraten, wandte Juli sich zu mir um und meinte entschuldigend: »Ist doch nur ein Kaffee.«
    Der Schaffner alias Zac Efron war schon eine Weile wieder verschwunden, und wir hatten gerade Aachen passiert, als es plötzlich im Lautsprecher knackte und wir seine Stimme hörten.
    Â»Sehr geehrte Damen und Herren. Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit für eine außerplanmäßige Durchsage.«
    Oh nein, hoffentlich blockierte nicht irgendwo eine Kuh die Gleise oder es gab sonst irgendeine Verzögerung. Ich wollte nach dieser ewiglangen Zugfahrt nur noch ankommen.
    Wieder knackte es, und dann hörte ich eine Stimme, die mir viel bekannter vorkam als die des Schaffners, viel vertrauter als alle anderen Stimmen, und die meinen Puls im Bruchteil einer Sekunde auf weit über hundert beschleunigte.
    Â»Kann ich jetzt?«, fragte die Stimme.
    Â»Das ist doch …« Ich blickte Juli fassungslos an, aber die zuckte nur mit den Schultern und grinste frech.
    Â»Lena?«, sagte die Stimme, die definitiv Felix gehörte, auch wenn ich es immer noch nicht glauben konnte. »Hörst du mich?« Er lachte nervös, was über den Lautsprecher etwas blechern klang. »Natürlich hörst du mich, denn deine Schwester hat mir geschrieben, dass ihr auch in diesem Zug seid, und deshalb stehe ich hier und spreche in diesen komischen Hörer. Also, was ich sagen will, ist Folgendes.«
    Er räusperte sich und ich sah mich panisch in unserem Großraumabteil um. Alle Passagiere, die ich von meiner Position aus entdecken konnte, hatten innegehalten und lauschten verwundert der Durchsage. Am liebsten hätte ich mich auf meinem Sitz ganz klein gemacht, aber ich konnte mich nicht bewegen. Wie erstarrt hörte ich Felix’ nächste Worte.
    Â»Also, ich trau mich ehrlich gesagt nicht, einfach zu dir zu kommen, weil ich mich so blöd benommen habe und Angst hatte, dass du mich gar nicht sehen willst, nachdem ich einfach weggerannt bin. Aber wenn du mich doch sehen willst – und das hoffe ich –, dann komm zu mir in den vorletzten Waggon, ich warte hier auf dich. Und ich möchte dir etwas sagen. Allerdings fehlen mir die richtigen Worte dafür, deshalb leihe ich mir die von jemand anderem, okay?«
    Seine Stimme brach ab, es knackte wieder im Lautsprecher, sodass ich dachte, die Durchsage wäre vorbei. Ich rang mit mir, ob ich jetzt aufstehen sollte, um zu Felix zu gehen. Doch dann musste ich an all diesen Leuten vorbeilaufen, die die Durchsage gehört hatten und die mich anglotzen und wissen würden, wer ich war und was ich tat! Da hörte ich seine Stimme wieder. Seine raue Stimme, die mir eine Gänsehaut über die Arme jagte. Er fing leise zu singen an: »You are the girl of my dreams. Your love is so special, you’re my only one. Don’t you ever leave me, don’t you ever go. You are the girl of my dreams.«
    Plötzlich war es gar keine Frage

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