Lovecraft, H. P.
Keuchen einer gotteslästerlichen Orgel, die in höhnischem, verstimmtem Baß allen Spott der Hölle herauswürgte und polterte. Augenblicklich war jedes sich bewegende Geisterwesen wie elektrisiert, und indem sie sich zu einer zeremoniellen Prozession aufstellte, glitt die Alptraumhorde hinweg, um dem Ton nachzugehen − Geiß, Satyr und Aegypan, Incubus, Succubus und Lemur, verbildete Kröte und der formlose Elementargeist, der hundsgesichtige Heuler und der schweigsam in der Dunkelheit Einherstolzierende − alle angeführt von dem scheußlichen, nackten, phosphoreszierenden Wesen, das auf dem geschnitzten goldenen Thron gesessen hatte und das nun frech dahinschritt und in seinen Armen den Leichnam des dicken alten Mannes mit den glasigen Augen trug. Die fremden, dunklen Männer tanzten als Nachhut, und die ganze Kolonne sprang und hüpfte mit dionysischer Raserei, Malone stolperte ihnen, delirierend und benommen, ein paar Schritte nach, ohne sich seines Platzes in dieser Welt oder einer anderen sicher zu sein. Dann wandte er sich um, taumelte und sank auf den kalten, feuchten Stein nieder, nach Luft schnappend und zitternd, während die Teufelsorgel fortkrächzte, und das Heulen und Trommeln und Klirren der verrückten Prozession wurde schwächer und schwächer.
Vage war er sich im Chor gesungener Scheußlichkeiten und schrecklichen Krächzens weit weg bewußt. Ab und zu drang ein Klagen oder Wimmern zeremonieller Andacht durch den schwarzen Bogengang zu ihm durch, während manchmal die schreckliche griechische Beschwörung erklang, deren Text er über der Kanzel der Tanzsaalkirche gelesen hatte. »O Freund und Gefährte der Nacht, du, den das Bellen des Hundes (hier brach schreckliches Geheul aus) und das vergossene Blut erfreut (hier wetteiferten namenlose Töne mit schrecklichem Gekreisch), der inmitten der Schatten zwischen den Gräbern wandelt (hier wurde ein pfeifender Seufzer hörbar), der nach Blut lechzt und den Sterblichen Schrecken bringt (kurze, scharfe Schreie aus unzähligen Kehlen), Gorgo (als Antwort wiederholt) Mormo (ekstatische Wiederholung) , Afond mit tausend Gesichtern (Seufzer und Flötentöne) , schaut gnädig auf unser Opfert«
Als der Chorgesang zu Ende war, erhob sich ein vielfältiger Schrei, und zischende Laute übertönten beinah das Krächzen der verstimmten Baßorgel.
Dann kam ein Keuchen aus vielen Kehlen und ein Babel geheilter und geblökter Worte − »Lilith, große Lilith, sieh hier den Bräutigam an!« Mehr Schreie, der Lärm eines Aufruhrs und die scharfen, klickenden Schritte einer laufenden Gestalt. Die Schritte kamen näher, und Malone stützte sich auf den Ellbogen um etwas zu sehen.
Das Leuchten der Krypta, das erst nachgelassen hatte, hatte wieder leicht zugenommen, und in diesem Teufelslicht tauchte eine flüchtende Gestalt auf, die eigentlich weder fliehen noch fühlen, noch atmen sollte − der glasigäugige, brandige Leichnam des dicken alten Mannes, der nun keiner Stütze mehr bedurfte, sondern der durch irgendeine Höllenzauberei des soeben beendeten Ritus wiederbelebt worden war. Hinter ihm raste das nackte, kichernde, phosphoreszierende Geschöpf, das auf das geschnitzte Piedestal gehörte, und noch weiter hinten keuchten die dunklen Männer und die ganze Schreckensschar belebter Widerlichkeit.
Der Leichnam lief seinen Verfolgern davon und schien auf ein bestimmtes Ziel loszurennen, er strebte mit jedem verrotteten Muskel auf das geschnitzte goldene Piedestal zu, dessen nekromantische Bedeutung offenbar sehr groß war. Noch einen Augenblick, und er hatte sein Ziel erreicht, während die ihm folgende Menge sich zu verzweifelter Geschwindigkeit aufraffte. Aber sie waren zu spät daran, denn in einer letzten Kraftanstrengung, die Sehne von Sehne riß und seine scheußliche Masse in einem Zustand gallertartiger Auflösung zu Boden warf, hatte der starrende Leichnam, der Robert Suydam gewesen war, sein Ziel erreicht und seinen Triumph vollendet. Der Stoß war ungeheuerlich gewesen, aber seine Kraft hatte standgehalten, und während der Stoßende zu einem schmutzigen Verwesungsfleck zusammensank, hatte das Piedestal, das er umgestoßen hatte, geschwankt, war umgekippt und war schließlich von seiner Onyxbasis in die trüben Wasser unten gestürzt, es sandte zum Abschied einen Schimmer geschnitzten Goldes nach oben, ehe es schwer in der unvorstellbaren Tiefe des unteren Tartarus verschwand. In diesem Augenblick verblaßte auch das ganze Grauen vor Malones Augen
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