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GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

Titel: GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Der Tod kann viele Gestalten haben!
    In jener Nacht kam er in Gestalt eines zwölfjährigen Jungen. Es war eine der kühlen Vorfrühlingsnächte, in denen sich der Winter noch einmal aufbäumt und danach doch dem Kreislauf der Natur Rechnung tragen und abdanken muß.
    Seit Stunden schon tobte der Sturm. Er kam vom Westen, hatte Schneeregen mitgebracht, und die Quecksilbersäule des Thermometers in die Nähe des Nullpunktes geschoben.
    Der Wind heulte über das Land, rüttelte an Fensterläden, wirbelte Papier und kleinere Zweige vor sich her und bog die noch kahlen Äste und Zweige der Büsche dem Boden entgegen.
    Es war eine Nacht, in der man nicht einmal einen Hund nach draußen jagen würde.
    Ritchie Parson ging trotzdem.
    Er hatte sich heimlich aus seinem Zimmer geschlichen. Niemand sollte merken, daß er unterwegs war, um eine grausame Tat zu vollbringen.
    Ritchie Parson – zwölf Jahre jung, aber schon ein Satan in Menschengestalt.
    Die Dunkelheit war Ritchies Freund. Er liebte sie. Die Schwärze, die Finsternis, dort konnte er sich verstecken, und niemand sah ihn und seine schrecklichen Taten.
    Ritchie Parson trug eine dunkelgrüne Windjacke. Die Kapuze hatte er sich über den Kopf gestülpt und unter dem Kinn zusammengebunden. Das braune Haar war nicht mehr zu sehen, nur das Gesicht leuchtete wie ein heller Fleck.
    Mit raschen Schritten huschte Ritchie auf die hohe Mauer zu, die das Grundstück seiner Eltern umgab. In einem Gebüsch hatte er eine kleine Leiter versteckt. Er holte sie hervor, zog sie auseinander und lehnte sie gegen die Mauer.
    Geschickt stieg Ritchie die Sprossen hoch, blieb auf der schmalen Mauerkrone liegen, zog die Leiter nach und ließ sie an der anderen Seite wieder zu Boden gleiten.
    Rasch kletterte Ritchie dem Boden entgegen.
    Hinter der Mauer begann ein weites, ebenes Gelände, das sich bis zum Steinbruch hinzog.
    Der Steinbruch – ein wild zerklüftetes Gebiet – lag schon seit Jahren still. Er war ausgebeutet worden, und außerdem wurde die Förderung unrentabel. Die Baufirma hatte alles liegen und stehen gelassen, und so rosteten die Geräte und Förderbänder langsam vor sich hin. Es gab dort noch ein paar baufällige Hütten. Sie hatten früher den Arbeitern als Unterschlupf gedient, waren aber mittlerweile nur mehr Höhlen und Verstecke für lichtscheues Gesindel.
    Vom Steinbruch aus war es nicht mehr weit bis zum Dark Forest, einer Mischwaldregion, die die Hänge der Berge bedeckte und der beste Lieferant für die großen Holzfabriken im Norden war.
    Ritchie Parson kannte das gesamte Gebiet. Er war dort jahrelang herumgestrolcht, hatte alles ausgekundschaftet, und gerade während dieses Alleinseins waren ihm die bösen und schrecklichen Gedanken gekommen.
    Der Teufel hatte sich gemeldet.
    Er hatte Ritchie als sein Kind bezeichnet, und der Junge hatte daran geglaubt.
    Er war zu einem willenlosen Werkzeug in der Hand des Satans geworden.
    Und in dieser Nacht sollte er seine erste große Probe bestehen.
    Der Auftrag hieß Mord.
    ***
    Wie lange der alte Fatty eigentlich im Dark Forest hauste, wußte er selbst nicht zu sagen. Auf jeden Fall bestimmt mehr als zwei Generationen lang.
    Und Fatty war mit seinem Leben zufrieden.
    Die Hütte war aus rohen Baumstämmen zusammengefügt und lag auf einer kleinen Lichtung. Es gab kein elektrisches Licht, keine Kanalisation, und trotzdem war Fatty glücklich. Er hatte alles, was er zum Leben brauchte.
    Auch Geld.
    Er besorgte es sich nicht auf unrechte Weise – nein, er arbeitete dafür. Fatty war in der ganzen Umgebung als hervorragender Holzschnitzer bekannt.
    Seine geschickten Finger schnitzten aus dem unansehnlichsten Stück Holz die schönste Figur. Über Aufträge konnte sich Fatty nicht beklagen, aber er lehnte die meisten von ihnen ab.
    »Streß ist nichts für mich«, pflegte er mit einem verschmitzten Lächeln zu sagen, wobei sich das Wort Streß aus seinem Mund doch ziemlich sonderlich anhörte.
    Manche verglichen Fatty mit einem Trapper aus dem letzten Jahrhundert. Und der Vergleich war noch nicht einmal so weit hergeholt. Fatty ernährte sich von den Tieren des Waldes. Sein Rehbraten, über offenem Feuer gegart, war ein Gedicht. Das wußten vor allen Dingen die Kinder zu schätzen, zu denen Fatty ein besonders gutes Verhältnis hatte. In den langen Sommerferien saßen sie oft stundenlang bei dem alten Mann, sahen ihm bei der Schnitzarbeit zu und hörten sich seine Geschichten an, die er so gut erzählte, daß sie bald schon

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