Lucy - Besuch aus fernen Welten (Band 1) (German Edition)
Minute zu Minute zu.
Lucys Hände verkrampften sich automatisch um die Sitzlehnen. Das war einfach zu schnell für solch ein Auto.
»Ähm, hallo da vorne«, meldete sich Christoph. »Ist dieser Wagen überhaupt für eine so hohe Geschwindigkeit ausgelegt? Bei einer so hohen Geschwindigkeit verliert man nämlich schnell die Kontrolle.«
Seine Hände hatten ebenfalls krampfhaft die Sitzlehnen umfasst. Er starrte wie ein paralysiertes Kaninchen gerade aus.
»Wir müssen uns ein wenig beeilen. Wir wollen doch die anderen auf dem Sammelplatz nicht verpassen«, antwortete der Fahrer sachlich. Lucy sah, dass er in der gleichen Haltung wie vorher am Steuer saß. Auch sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert. Ihm schien diese Geschwindigkeit nichts auszumachen.
»Also, schnell fahren, finde ich ja gut. Aber haben sie dafür eine Ausbildung. Das sollte man schon können«, mischte sich Lars ein. Er versuchte möglichst cool zu klingen, aber Lucy hörte jetzt auch bei ihm ein wenig Angst heraus.
»Du musst es ja wissen«, höhnte Kim.
Schade, dass Lucy jetzt nicht Lars Gesicht sehen konnte. Die beiden schienen doch kein Paar zu sein, so fies, wie ihre Stimme geklungen hatte. Lucy wusste nicht warum, aber es beruhigte sie ein bisschen.
»Also mir reicht’s!« Christophs Stimme klang entschlossener als normalerweise. »Ich steige jetzt aus, und zwar sofort!«
Er fummelte an seinem Sicherheitsgurt.
»Hey, was ist das denn? Der geht ja nicht mehr auf!«, schrie er plötzlich.
»Meiner auch nicht«, stimmte Lars ein. »Was soll das? Was machen Sie mit uns?«
Lucy versuchte jetzt auch, ihren Sicherheitsgurt abzuschnallen. Es ging nicht. Langsam wurde ihr Angst und Bange. Hier stimmte etwas nicht oder besser gesagt, hier stimmte gar nichts.
Sie hörte Lars wild hinter ihr fluchen. Christoph versuchte, seinen Gurt mit Ziehen und Zerren zu lösen. Dann fummelte er wieder am Verschluss. Es schien alles nicht zu helfen.
Immer schneller flog die Landschaft an ihnen vorbei. Der Motor dröhnte, das Laufgeräusch der Reifen nahm an Lautstärke zu. Lucy wurde so stark in ihren Sitz gedrückt, wie sie es bisher noch von keiner Autofahrt kannte.
Lucy kämpfte die aufsteigende Angst nieder. Sie sah wieder auf das Gesicht des Fahrers, das sie im Rückspiegel erkennen konnte. Seine grünen Augen waren starr auf die Straße gerichtet. Plötzlich wusste sie, was nicht stimmte. Es waren nicht nur die extrem kleinen Pupillen, die seinen Blick so stechend machten, es war auch das Gesicht, das so unbeweglich wirkte.
»Hey da vorne, sind sie verrückt? Wir heben ja gleich ab!« Jetzt klang Lars eindeutig ängstlich. Allerdings konnte Lucy sich nicht wirklich darüber freuen, diesen Großkotz zittern zu sehen, ihr selbst ging es nicht besser.
Dann passierte es. Plötzlich war das Laufgeräusch der Räder verstummt. Man hörte nur noch den Motor brummen. Die Schnauze des Wagens stieg nach oben und der Kleinbus gewann an Höhe. Lucy und die anderen lagen jetzt mehr in ihren Sitzen, als sie saßen. Langsam entferne sich der Boden, die Bäume die Landschaft und alles andere. Sie flogen.
Für einen Moment war, abgesehen von dem Geräusch des Motors, absolute Stille in der Fahrzeugkabine.
»Das gibt’s doch nicht!« Christoph hatte das nur geflüstert. Er klang vollkommen entsetzt.
»Hey Mann, sind sie völlig übergeschnappt? Sie können mit so einer Kiste doch nicht fliegen! Sie bringen uns ja um!«, schrie Lars. Leider klang das Ganze nicht so cool, wie er es sich sicher gewünscht hatte. Die Panik war deutlich herauszuhören.
»Autos können nicht fliegen. Ich träume!« Mit großen Augen und offenen Mund starrte Christoph aus dem Fenster.
Lucy sah stumm auf die Landschaft, die immer kleiner wurde. Die Straßen, die Autos, die darauf fuhren, die Häuser, alles sah nur noch wie Spielzeug aus. Sie hatte eine Gänsehaut am ganzen Körper. Was ging hier vor? Was hatte dieser komische Kerl da vorne mit ihnen vor?
Lucy fiel plötzlich auf, dass im Gegensatz zu dem ängstlich bibbernden Christoph und dem wütend an seinen Gurten zerrenden und fluchenden Lars, Kim noch gar nichts gesagt hatte. Neugierig blickte sie sich zu ihr um. Das Mädchen sah mit ihren großen, braunen Augen fasziniert, ja träumend, aus dem Fenster. War dieses Häschen selbst in so einer Situation zum Angsthaben zu blöd, fragte sich Lucy ärgerlich.
Sie selbst hatte komischerweise keine Angst abzustürzen. Sie hatte zwar keine Idee wie dieses Gefährt
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