Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung
ihn aus einem schönen Traum aufgeweckt. Er stand unvermittelt auf, wobei er Olivia fast das Glas aus der Hand schlug und ein bisschen Cranberrysaft auf den Boden schwappte.
»Es tut mir furchtbar leid«, platzte er heraus. »Ich muss …« Er warf einen verzweifelten Blick in Lucys Richtung, aber sah dann sofort wieder weg. »Entschuldigt mich bitte.« Und damit stürmte er aus dem Zimmer.
Olivia sah Lucy mit einem enttäuschten Schulterzucken an, bevor sie sich hinkniete und mit ihrer Serviette den Cranberrysaft aufwischte.
Lucy seufzte. Ihr Vater kam immer noch nicht mit Olivia klar, und wahrscheinlich war er weiterhin wütend auf sie, weil sie bei der ASMM eingebrochen waren. Aber das war alles Dreck und Würmer verglichen mit seinem Verhalten.
Warum versteht er nicht, dass ich ein Recht darauf habe, etwas über meine leiblichen Eltern herauszufinden? , dachte sie. Warum kann er sich meiner leiblichen Schwester gegenüber nicht ein wenig Mühe geben und versuchen, sie erst mal kennenzulernen?
Lucy betrat die Küche, halb auf der Suche nach ihrem Vater. Ihr Dad war nicht dort. Aber sie sah, dass er ein Blech mit kleinen Hackfleischpasteten in den Ofen geschoben hatte. Als sie gerade die Ofenklappe öffnete,
um zu sehen, wie weit sie waren, kamen Brendans Eltern mit Bethany herein.
»Sobald die anderen erfahren, dass ich auf Partys mit Lucy und Olivia, den coolsten Mädchen aller Zeiten, gehe, werde ich das beliebteste Mädchen auf der Franklin-Grove-Grundschule sein!«, plapperte Bethany. »Wahrscheinlich bringen sie dann einen Artikel in der Vamp über mich!« Sie sog die Wangen ein, als posierte sie für ein Modefoto.
Währenddessen griff Mrs Daniels in ihre Handtasche und holte eine kleine weiße Flasche heraus. »Zeit für dein Vitavamp , Schatz«, sagte sie.
»Iih!«, rief Bethany.
»Du kannst es ja mit deinem A neg trinken«, erklärte ihre Mutter, brach die kleine Kapsel auseinander und ließ das schwarze Pulver in das Glas rieseln, wo es sich mit einem leichten Zischen auflöste.
»Das schmeckt schlimmer als Brokkoli!«, protestierte Bethany.
»Aber du willst doch mal ein starker Vampir werden, wenn du groß bist«, versuchte es Lucy.
»Nein«, antwortete Bethany. »Wenn ich groß bin, will ich Cheerleader werden wie Olivia.«
Alle lachten.
Mr Daniels strich sich übers Kinn. »Lucy, meinst du, ich könnte eins dieser Schirmchen bekommen?«
»Sicher«, sagte Lucy, nahm eins aus der Schachtel auf der Arbeitsplatte und gab es ihm.
»Das ist genau wie das von Olivia!«, quiekte Bethany. »Kann ich eins haben? Bitte, bitte, kann ich eins haben?«
»Wenn du dann dein A neg trinkst, bekommst du eins«, sagte Mr Daniels.
»Ist gut!«, willigte Bethany ein.
Mr Daniels steckte das Schirmchen in das Glas und Mrs Daniels reichte es Bethany, die widerwillig daran nippte.
»Total lecker!«, meckerte sie und hüpfte mit ihrem Glas in der Hand aus der Küche.
Olivia saß mit Brendan auf dem schwarzen Ledersofa im Wohnzimmer und unterhielt sich mit ihm über die seltsame Fixierung ihrer Sozialkundelehrerin Mrs Starling auf die Guillotine, als Bethany herbeigesprungen kam.
»Olivia, Liebes«, sagte sie wie eine Dame der besseren Gesellschaft, »du siehst absolut umwerfend aus.«
Olivia kicherte.
»Bethany«, rief Mrs Daniels lächelnd aus der Küche, »warum erzählst du Olivia nicht von der neuesten Mode an deiner Schule?«
»Lass mich raten«, sagte Olivia. »Sich als gegensätzliche Zwillinge verkleiden?«
»Überhaupt nicht«, trällerte Bethany. »Das ist doch so was von absolut out.« Vorsichtig stellte sie ihr Glas neben Olivias auf den Couchtisch. »Der letzte Schrei ist es, sich halb als Grufti«, Bethany streckte eine Hand aus, an der alle Fingernägel schwarz lackiert waren, »und halb als Häschen zu stylen!« Sie streckte die andere Hand aus, an der alle Fingernägel rosa waren.
Olivia nickte beeindruckt. Dann hatte sie eine Idee.
»Du könntest auch mal abwechselnde Nägel ausprobieren – schwarz, rosa, schwarz, rosa, schwarz.«
»Oh mein Gott!«, keuchte Bethany. »Du bist wirklich ein Genie! Das mache ich sofort, wenn ich nach Hause komme!«
»Ach wirklich?«, fragte Mrs Daniels skeptisch.
»Bitte, Mom, darf ich?«, flehte Bethany.
Olivia fiel plötzlich auf, dass ihre Schwester schon eine ganze Weile verschwunden war. »Hat einer von euch Lucy gesehen?«, fragte sie.
»In der Küche«, antwortete Mrs Daniels.
Olivia nutzte die Gelegenheit, griff sich ihr Sektglas
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