Ludlum Robert - Covert 03
stiegen aus. Alle vier waren mit Uzi-Maschinenpistolen bewaffnet und trugen Rucksäcke auf dem Rücken. Sie huschten fast unsichtbar und lautlos durch die Nacht. Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten des PasteurInstituts und wies ihnen den Weg, während die Straße hinter ihnen still und verlassen blieb.
Draußen auf der Rue de Vaugirard hatte ein Saxofonist zu spielen begonnen, eine weiche, melancholisch klingende Melodie. Der Nachtwind trug die Musik, das Gelächter und den Duft der Frühlingsblumen durch die offenen Fenster der vielen Gebäude des Pasteur-Instituts. Das berühmte Forschungszentrum beherbergte mehr als zweieinhalbtausend Wissenschaftler, Techniker, Studenten und Verwaltungsangestellte, von denen viele auch zu dieser späten Stunde noch arbeiteten.
Damit hatten die Eindringlinge nicht gerechnet. Vorsichtig hielten sie sich abseits von den beleuchteten Wegen, lauschten, beobachteten die Fenster und huschten von Baum zu Baum, während der Lärm von draußen, von der Rue de Vaugirard, immer lauter wurde.
Dr. Émile Chambord, der alleine in dem ansonsten völlig menschenleeren ersten Stock des Gebäudes in seinem Labor vor dem Computer saß, merkte von all dem Geschehen draußen nichts. Sein Arbeitsraum war so groß, wie es einem der angesehensten Wissenschaftler des Instituts zukam, und war ausgestattet mit einigen höchst modernen Gerätschaften, darunter einem automatischen Gen-Chip-Leser und einem Raster-Tunnel-Mikroskop, mit dem man einzelne Atome messen und in ihrer Bewegung beobachten konnte. Für ihn freilich von sehr viel größerer Bedeutung waren die Unterlagen, die er neben dem linken Ellbogen liegen hatte, und das dicke Spiralheft rechts von ihm, in das er in akkurater Schrift Aufzeichnungen machte.
Seine Finger hielten ungeduldig auf der Tastatur inne, die mit einer eigenartigen Apparatur verbunden war, die mehr mit einem Oktopus als mit den Produkten von IBM oder Compaq gemein zu haben schien. Das Nervenzentrum der Apparatur befand sich in einem temperaturkontrollierten Glasbehälter, durch dessen Seitenwände man silberblaue Gelpacks sehen konnte, die wie durchsichtige Eier in einer gelierten, schaumartigen Substanz schwammen. Winzige Röhren verbanden die Gelpacks miteinander, auf deren Behälter ein Deckel angebracht war. Eine beschichtete Metallplatte darunter stellte die Verbindung zu den Gelpacks her. Dahinter stand ein Apparat von der Größe eines iMac mit einer kompliziert wirkenden Kontrolltafel, auf der zahlreiche Lichter wie winzige Augen blinkten. Aus dem Kasten führten weitere Schläuche in den Glasbehälter, der ebenso wie der Apparat selbst mit der Tastatur, einem Monitor, einem Drucker und einer Anzahl anderer elektronischer Geräte verkabelt war.
Dr. Chambord gab über die Tastatur Befehle ein, beobachtete den Bildschirm, las an der iMac-ähnlichen Apparatur die Werte ab und behielt dabei ständig die Temperatur der Gelpacks in dem Behälter im Auge. Dabei machte er ständig Notizen in sein Heft, bis er sich plötzlich zurücklehnte und die ganze Anordnung studierte. Schließlich nickte er ruckartig, tippte dann eine scheinbar sinnlose Folge von Buchstaben, Zahlen und Symbolen ein und betätigte einen Zeitschalter.
Sein rechter Fuß wippte nervös, und seine Finger trommelten auf den Labortisch. Exakt zwölf Sekunden später erwachte der Drucker zum Leben und stieß ein Blatt Papier aus. Dr. Chambord zügelte seine Nervosität, hielt den Zeitschalter an, machte sich eine Notiz und griff erst dann nach dem Ausdruck.
»Mais, oui«, lächelte er, als er ihn überflogen hatte. Er atmete tief durch und tippte dann weitere Befehle ein. Auf dem Bildschirm huschten Symbolketten so schnell an ihm vorbei, dass seine Finger damit nicht Schritt halten konnten. Er murmelte etwas Unverständliches und tippte
weiter. Ein paar Augenblicke später spannten sich seine Schultermuskeln, er beugte sich dichter an den Bildschirm und flüsterte »… noch einen … noch … einen … ja!«
Er lachte laut, ein triumphierendes Lachen, und sah auf die Uhr an der Wand. Es war 21 Uhr 55. Nachdem er die Zeit notiert hatte, stand er auf.
Mit vor Erregung gerötetem Gesicht stopfte er seine Unterlagen und das Spiralheft in eine abgewetzte Aktentasche und griff sich sein Jackett von dem altmodischen Kleiderständer neben der Tür. Während er sich den Hut aufsetzte, warf er einen Blick auf die Uhr und ging dann noch einmal zu seiner Apparatur zurück. Im Stehen tippte er eine weitere
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