Ludlum Robert - Covert 03
»Ein weiteres Problem, das wir bisher nicht gelöst haben, besteht darin, den Informationsfluss ebenso ungehindert umzukehren, wie das ein auf Siliziumbasis gebauter Computer kann. Eine Lösung könnte sein, dass man zwischen den DNS-Molekülen und dem Schalter ein zweites Interface anbringt. Wir haben bisher immer nur an Festkörperlösungen gedacht – aber es gibt eigentlich doch keinen zwingenden Grund, weshalb die DNS an Chips angekoppelt werden muss. Warum nicht eine chemische Lösung benutzen? Das würde uns viel mehr Flexibilität bringen.«
»Er hat Recht!«, rief jemand. »Warum nicht biomolekulare Gels verwenden? Roslyn, haben Sie nicht Ihre Doktorarbeit über Biopolymere geschrieben? Könnten wir diese neue Gelpack-Technik einsetzen?«
Dr. Roslyn James übernahm für ein paar Minuten die Diskussionsleitung und brachte die Gruppe mit ein paar schnell auf die Wandtafel gezauberten Skizzen auf den neuesten Erkenntnisstand über Biogel-Forschung.
Bald entwickelte sich in der Sitzung ein Eigenleben. Einige machten sich bereits Notizen. Andere diskutierten und brachten neue Gedanken vor. Eines führte zum anderen, und bald redeten alle durcheinander. Das Brainstorming dauerte den ganzen Vormittag, und Jon blieb die ganze Zeit bei ihnen. Vielleicht würde nichts dabei herauskommen. Schließlich musste es mehr als einen Weg geben, einen Molekularcomputer zu bauen, und Jon war nicht hinreichend über die Einzelheiten von Émile Chambords Meisterstück informiert, um ihnen alle Fragen beantworten zu können und die Möglichkeit zu liefern, den DNS-Computer einfach nachzubauen. Aber was er bieten konnte, waren gute Ansatzpunkte.
Schließlich unterbrachen sie die Sitzung, um zum Mittagessen zu gehen. Einige würden ihre Diskussionen während des Essens und danach fortsetzen, andere würden sofort in ihre Labors gehen, um dort ihre eigenen Arbeiten fortzusetzen.
Jon schlenderte über den Flur und hatte vor, die Caféteria aufzusuchen. Anschließend zog es ihn zurück in sein Labor. Er dachte gerade über bestimmte Polymere nach, als sein Handy klingelte.
Jon meldete sich.
»Hallo, Colonel. Hier Fred Klein.« Seine Stimme klang fröhlich, ganz anders als noch vor ein paar Wochen.
Jon schmunzelte. »Als ob ich Ihre Stimme nicht erkennen würde.«
Jemand packte Jon am Arm. Er zuckte zusammen. Und fing sich sofort wieder. Wenn jetzt irgendwo eine Fehlzündung gewesen wäre, hätte er sich mit Sicherheit zu Boden geworfen und Deckung gesucht. Es würde eine Weile dauern, bis er sich an die relative Sicherheit des Alltagslebens gewöhnt hatte, aber er war bereit. Sein Verstand und sein Körper waren fast geheilt, und trotzdem … er war müde.
»Kommen Sie mit, Jon?«, fragte Larry Schulenberg und sah dabei auf das Handy, das Jon in der Hand hielt.
»Ja. Gleich. Jemand soll mir ein Stück Hackbraten aufheben. Ich muss zuerst diesen Anruf erledigen.«
Schulenberg grinste, und ein Strahl der Deckenbeleuchtung fiel auf den Diamanten, den er im Ohr trug; der blausilberne Lichtblitz erinnerte Jon an Chambords Gelpacks.
»Freundin?«, fragte Schulenberg höflich.
»Noch nicht«, versprach Jon. »Sie erfahren es als Erster.«
»Geht in Ordnung.« Schulenberg lachte herzlich und ging zum Aufzug.
»Warten Sie, Fred«, sagte Jon. »Ich gehe hinaus, dort können wir besser reden.«
Die Mittagssonne brannte heiß, und ihre Strahlen stachen wie Laser durch die klare Bergluft, als er zur Tür hinaus- und die Treppe hinunterging. Wenn er hier in den Bergen war, musste er immer an Peter denken. Als sie das letzte Mal telefoniert hatten, war Peter bereits wieder in seinen Schlupfwinkel in den Sierras zurückgekehrt, wo er sich vor White Hall versteckt hielt. Die hatten dort ein neues Projekt für ihn, und er zögerte noch. Um was es ging, hatte er Jon natürlich nicht gesagt.
Der setzte jetzt seine Sonnenbrille auf und sagte: »Jetzt bin ich ganz Ohr?«
»Haben Sie in letzter Zeit mit Randi gesprochen?«, fragte Fred beiläufig.
»Selbstverständlich nicht. Sie ist wieder irgendwo im Einsatz. Aber Marty hat mir heute Morgen eine E-Mail geschickt. Er hat sich wieder zu Hause eingelebt und schwört heilige Eide, dass er dort nie mehr weggehen wird.«
»Das haben wir schon einmal gehört.«
Jon lächelte. »Das ist wohl ein Kontrollanruf?«
»So? Nun ja, es mag schon stimmen. Sie haben dort drüben einiges durchgemacht.«
»Das haben wir alle. Und Sie auch. Es nimmt einen mit, wenn man hinter der Bühne steht und warten muss und nichts
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