Ludlum Robert - Covert 03
Molekularcomputer bauen können?«
»Das würde ich mir wünschen. Die Arbeiten machen gute Fortschritte, aber es geht sehr langsam. Alles ist sehr kompliziert.«
Jede Regierung der Welt hatte den Wunsch, als Erste einen funktionsfähigen DNS-Computer zur Verfügung zu haben, weil ein solches Gerät in der Lage wäre, jeden Code und jede Chiffre innerhalb weniger Sekunden zu knacken. Eine erschreckende Vorstellung, besonders, wenn es um die Verteidigung ging. Sämtliche Flugkörper Amerikas, die geheimen Systeme der NSA, die Spionagesatelliten der Nationalen Aufklärungsbehörde, das gesamte Operationsfeld der Navy, sämtliche Verteidigungspläne … jegliche Aktivität, die auch nur im Entferntesten mit Elektronik zu tun hatte, würde dem ersten molekularen Computer hilflos ausgeliefert sein. Selbst der größte Silizium-Supercomputer würde sich geschlagen geben müssen.
»Wie lange dauert es denn noch, bis es einen funktionsfähigen DNS-Computer gibt?«, wollte Klein wissen.
»Einige Jahre«, erklärte Smith ohne zu zögern, »und vielleicht auch länger.«
»Und wer ist am nächsten dran?«
»Praktisch einsetzbar und funktionsfähig? Niemand, der mir bekannt wäre.«
Klein rauchte und drückte wieder den Tabak in der Pfeife fest. »Wenn ich jetzt sagen würde, dass es jemand doch schon geschafft hat, auf wen würden Sie dann tippen?«
Es waren schon eine ganze Anzahl Vorläufermodelle gebaut worden, die jedes Jahr dem Ziel näher kamen, aber ein echter, vollständiger Erfolg? Bis dahin würden wenigstens noch fünf Jahre vergehen, es sei denn … Takeda? Chambord?
Und dann fiel es Smith plötzlich wie Schuppen von den Augen. Kleins Erscheinen in seinem Labor bedeutete, dass das Pasteur-Institut der Schlüssel war. »Émile Chambord! Wollen Sie sagen, dass Chambord uns anderen Jahre voraus ist? Dass er weiter ist als Takeda in Tokio?«
»Chambord ist wahrscheinlich bei der Explosion ums Leben gekommen.« Klein zog mit besorgter Miene an seiner Pfeife. »Sein Labor wurde völlig vernichtet. Nur noch Ziegeltrümmer, verkohltes Holz und zerbrochenes Glas sind übrig. Man hat bei ihm zu Hause nachgesehen, bei seiner Tochter, überall. Sein Wagen stand auf dem Institutsparkplatz, aber ihn selbst können sie nicht finden. Es gibt Gerüchte …«
»Gerüchte? Gerüchte gibt es immer.«
»Diesmal ist es anders. Gewisse Vermutungen gehen von höchsten Kreisen beim französischen Militär aus, von Kollegen, Vorgesetzten.«
»Wenn Chambord dem Ziel so nahe war, würde mehr geredet werden. Jemand hat etwas gewusst.«
»Nicht unbedingt. Das Militär hat sich in regelmäßigen Abständen über seine Fortschritte informiert, aber er hat behauptet, er sei auch nicht weiter als alle anderen. Und was das Pasteur selbst angeht, so hat ein führender Wissenschaftler vom Rang eines Chambord niemanden, vor dem er Rechenschaft ablegen muss.«
Smith nickte. In dieser Beziehung war das berühmte Institut für seine anachronistische Einstellung bekannt. »Und seine Notizen? Aufzeichnungen? Berichte?«
»Nichts aus dem letzten Jahr. Null.«
»Keine Aufzeichnungen?« Smith’ Stimme wurde lauter.
»Die muss es geben. Vermutlich in der Datenbank des Pasteur. Jetzt sagen Sie bloß nicht, dass das ganze Computersystem zerstört worden ist.«
»Nein, die Zentraleinheit existiert noch. Die ist in einem bombensicheren Raum untergebracht, aber Chambord hatte seit einem Jahr keine Daten mehr eingegeben.«
Smith furchte die Stirn. »Er hat handschriftliche Aufzeichnungen gemacht?«
»Wenn er überhaupt welche gemacht hat.«
»Das muss er getan haben. Ohne komplette Daten, Labornotizen, Ergebnisberichte kann man keine Grundlagenforschungen durchführen. Man muss detaillierte Aufzeichnungen niederlegen, andernfalls ist es unmöglich, Arbeiten zu verifizieren oder reproduzieren. Jede Sackgasse, jeder Fehler, jeder Schritt muss festgehalten werden. Verdammt noch mal, wenn er seine Daten nicht dem Computer anvertraut hat, dann muss er sie handschriftlich notiert haben. Das ist sicher.«
»Das mag ja sein, Jon, aber bis jetzt haben weder das PasteurInstitut noch die französischen Behörden irgendwelche Aufzeichnungen gefunden, und Sie können mir glauben, dass die gründlich nachgesehen haben. Sehr gründlich.«
Smith überlegte. Handschriftlich? Warum? Konnte es sein, dass Chambord vorsichtig geworden war, als er gemerkt hatte, dass er kurz vor dem Erfolg stand? »Meinen Sie, dass er gewusst oder zumindest geargwöhnt hat, dass ihn jemand aus dem
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