Lübeck
Sichtweite von vier Seemeilen
(etwa 7,4 km). Das Signal auf dem Maritim-Hotel strahlt heute 33,5 km
weit.
Höchstwahrscheinlich geht ein allererstes Seezeichen an der Travemündung
im 13. Jh. auf König Waldemar II. von Dänemark zurück. Spätestens seit
1316 gab es einen Leuchtturmwärter in Travemünde. Im 18. Jh. wurde dieser
von einem Lotsenkommandeur abgelöst, dem drei Oberlotsen und neun Lotsen
zugeteilt waren. 1827 erweiterte man den oberen Teil des Leuchtturmes nach
einem Brand auf eine Höhe von 31,1 m. Erst 2002–04 wurde der Turm saniert.
Dafür zog man 12.000 Steine heraus und ersetzte sie.
Inzwischen ist der alte Leuchtturm ein Wahrzeichen der „schönsten
Tochter“ Lübecks, wie Travemünde etwas altbacken in allen Reiseführern
genannt wird, außerdem ein Aussichtsturm und nicht zuletzt ein Museum. Via
Laptop werden im Erdgeschoss die Ankunftszeiten von großen und kleinen
Schiffen an die Wand projiziert. In der achten Etage kann man dann das
Einlaufen jener Ozeanriesen in luftiger Höhe mitverfolgen. Auf jeder Etage
befinden sich nett gemachte Mini-Ausstellungen zur Geschichte der maritimen
Leuchtfeuertechnik. Im obersten Stockwerk ist die noch funktionsfähige
Leuchtanlage mit ihren 1.000-Watt-Glühbirnen ausgestellt. Doch nicht (nur)
deswegen nimmt man die 142 teilweise recht steilen und engen Holzstufen auf
sich. Der faszinierende Rundblick reicht vom Skandinavienkai über die
Travemünder Altstadt und die Lübecker Bucht bis Grömitz und die
mecklenburg-vorpommerische Ostseeküste. Nur Menschen mit Höhenangst werden
leiden! Die Brüstung der Galerie (die sicher der Norm entspricht) ist nicht
gerade hoch. Eine Alternative dazu ist, zwischen 15 und 17.30 Uhr mit dem
Fahrstuhl in die 35. Etage des Maritim-Hotels zu fahren und das grandiose
Panorama hinter dicken Glasscheiben zu genießen. Das freilich kostet Sie
mindestens einen Cappuccino (2,80 €) in jenem nicht ganz so modern
eingerichteten Café über den Wolken.
Der sympathische und leutselige Leuchtturmwärter Burkhard Wunder erzählt
zudem einmal wöchentlich „Geschichten für Kinder von 4 bis 100 Jahren“.
Es werden Travemünder Sagen und Märchen mit regionalem Bezug
„vertellt“.
Ferner hat man die Möglichkeit, im Erdgeschoss des alten Leuchtturms
kostenlos online zu gehen.
Am Leuchtenfeld 1,
Tel. 889180, www.leuchtturm-travemuende.de .
Mai–Okt. tägl. 13–16 Uhr, Juli/Aug. tägl. ab 11 Uhr, Nov.–April nur
So 13–16 Uhr. Eintritt 2 €, Kinder bis 14 J. 1 €, Führungen
(Mai–Sept. einmal wöchentlich) ca. 8 € pro Pers., Führungen nach
Absprache 50 € pro Std. Es gibt z. B. Leuchtturm-Führungen mit dem
Leuchtturmwärter, maritime Travemünde-Führungen, Nachtführungen oder ein
Leuchtturm-Patent, speziell auch für Kinder. Für genaue Termine bitte
anrufen, da sich die Zeiten immer wieder ändern! Strandwanderungen,
Stadtführungen oder Radtouren (u. a. zum ehemaligen Todesstreifen auf dem
Priwall) werden auf Anfrage ebenfalls angeboten.
Casino
Auch wenn es moralinsaure Zeitgenossen verteufeln: Das Casino ist
einer der Anziehungspunkte von Travemünde und gehört zum Seebad wie Meer und
Strandkörbe. Schon nach der Eröffnung im Jahr 1825 war der Spielbetrieb rege
und wurde 1833 gegen eine jährliche Pachtzahlung vom Rat genehmigt (vorher
hatte man das monetäre Treiben stillschweigend geduldet). Künstler aller
Couleur (z. B. Dostojewski, Turgenjew, Gogol) kamen gerade deshalb nach
Travemünde. Man spielte im chinesischen Pavillon des Kurhauses, in dem heute
das A-ROSA-Hotel untergebracht ist. Nach einem Gesetz der Frankfurter
Nationalversammlung wurde das Glücksspiel 1849 verboten. Keiner der deutschen
Badeorte hielt sich daran, auch nicht Travemünde. Erst ein Reichsgesetz von
1872 machte dem Glücksspiel bis nach dem Zweiten Weltkrieg den Garaus: Die
selbst ernannten Moralapostel hatten gewonnen. Zwischenzeitlich erbaute man ein
Konversationshaus (1913/14) mit Kursaal – ein Jugendstilbau, der zunächst
als Kriegslazarett und zum Unterstellen der Strandkörbe diente. Das Casino
wurde in diesem Neubau schließlich am 5. Juni 1949 wiedereröffnet.
In den Wirtschaftswunderjahren kehrte das gesellschaftliche Leben nach
Travemünde zurück – nicht zuletzt wegen der Spielbank. Es wurde gezockt,
was das Zeug hielt, Travemünde bisweilen „Travemonte“ genannt (in
Anspielung auf Monte Carlo). Zu den prominentesten Gästen gehörten die
Schauspieler Curd Jürgens und Kirk Douglas, der
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