Lübeck
eine der beiden kleinen Autofähren (10-Min.-Takt). Dann ist
man einer von 4 Mio. Besuchern, die diese Priwallfähren jährlich nutzen. Die
Ticketpreise fürs Übersetzen sind bezahlbar, wenngleich eine Pkw-Mitnahme
überraschend teuer ist.
Ostseestation
Priwall
Die Idee war so simpel wie attraktiv: Um heimische Meeresbewohner sollte es
gehen, um Tiere, die in der Ostsee vorkommen, dem größten Brackwassersystem
der Welt. So eröffneten die zwei Meeresbiologen Sandra Piepiorka und Thorsten
Walter im Mai 2007 die Ostseestation Priwall . Diese Kombination aus Aquarium
und Umweltzentrum besteht gerade mal aus zwei Räumen: einem Saal mit ca. 20
Schauaquarien und einem Vortragsraum.
Nach einer kurzen Einführung in die Quallenkunde dürfen die Kleinen z. B.
Plattfische wie den Steinbutt oder Flundern füttern. Aber Vorsicht, die
expressionistischen Picassofische mit ihrem schiefen Mund und den seltsam
auseinanderstehenden Augen schnappen sehr schnell zu! In den anderen Aquarien
lernt man Seeanemonen, Seenadeln, Stichlinge, das giftige Petermännchen oder
Katzenhaie kennen, die einzigen Haie der Ostsee. Übrigens: Das Petermännchen
zählt zu den gefährlichsten europäischen Gifttieren, weswegen es nur mit
einer Zange gefüttert wird. Wer sich jetzt noch traut, darf Strandkrabben in
die Hand nehmen; außerdem wird nach den Augen eines Seesterns gesucht.
Danach geht es in den Vortragsraum, wo Becher mit Meeresproben an die Wand
projiziert und die winzigen Bewohner unter einem Elektronenmikroskop beäugt
werden. Begleitet werden die Aktionen von den kindgerechten, unterhaltsamen
Erklärungen des jeweiligen Führers.
Einer der letzten Viermaster
Angenehmes Plus der Ostseestation: Die Führungen (bis 30 Pers.) laufen in
einer Endlosschleife. Man stößt dazu, wann man mag, und kann jederzeit
unterbrechen. Kein Wunder, dass sich jährlich 10.000 Gäste einfinden und die
privat finanzierte Ostseestation gut bestehen kann. Fazit: Gehobene
Eintrittspreise, aber eine packende Angelegenheit für Kinder! Zumal auch die
Erwachsenen mit hoher Wahrscheinlichkeit einige Dinge über die Ostsee
erfahren, die sie so weder gewusst noch erwartet hätten.
Am Priwallhafen 10,
Tel. 308705, www.ostseestation.de .
April–Okt. Di–So 10–17 Uhr, Nov.–März Do–So 10–17 Uhr. Eintritt
6 €, Kinder (in Begleitung Erwachsener) 4 €. Führungen außerhalb der
Öffnungszeiten oder Strandwanderungen/Kescherkurse (10–20 Pers.) kosten ca.
5 € pro Pers. und sind nach Absprache möglich. Diverse Plakate (von
Muscheln über Garnelen bis zu Haien und Walen) können für 4–15 €
erworben werden.
Viermastbark Passat
„Ich sah die Passat unter vollen Segeln im Kanal vorbeiziehn, und kein
Zweifel, sie war das grandioseste Schiff, das jemals gebaut wurde, und
wundervoll zu sehen, wie das großartige Gebilde durch das Wasser glitt, man
erwartete geradezu, dass es sich heraushob und zu fliegen begann.“ Nein, kein
Lübecker hat diese enthusiastischen Worte gefunden! Sie entstammen der Feder
des britischen Seemanns John Masefield (1878–1967), der mit seinen Saltwater
Ballads (1902) berühmt wurde. Was hat es mit der Passat nun auf sich? Ist sie
wirklich so grandios? Sie ist zunächst einmal unübersehbar und neben dem
alten Leuchtturm das zweite Wahrzeichen Travemündes.
Am Heiligabend des Jahres 1911 stach der 115 m lange Viermaster mit einer
Segelfläche von 3.600 m² das erste Mal von Hamburg aus in See und umrundete
während der Jungfernfahrt das Kap Hoorn. Das Schiff gehörte zur Flotte der
legendären 84 Flying-P-Liners, die es dank einer Höchstgeschwindigkeit von 18
Knoten (ca. 33 km/h) mit den großen Dampfschiffen aufnehmen konnten. Im
November 1957, zwei Monate nach der Pamir-Katastrophe (→ Jakobikirche in
Spaziergang 4), lief die Passat mit Schlagseite in Lissabon ein. Sie war auf
der Heimreise von Buenos Aires nach Hamburg in einen schweren Sturm geraten,
doch im Gegensatz zur Pamir nicht gekentert. Zwei Jahre später bewahrte die
Hansestadt Lübeck das unbeugsame Schiff mit den 56 m hohen Masten vor dem
Abwracken. Seit dem 8. Januar 1960 liegt die Passat in Travemünde und steht
seit 1978 unter Denkmalschutz. Den Bug Richtung offenes Meer gereckt, wirkt sie
manchmal, als möchte sie wieder lossegeln.
Seinerzeit hat sie die Hamburger Reederei F. Laeisz umgerechnet 3,4 Mio.
Euro gekostet. Die enormen Ausgaben amortisierten sich nach vier bis sechs
Reisen, von denen eine meistens sechs Monate dauerte.
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