Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)
Ende des Buches (Kapitel »Resigniert wird nicht!«). Mit deren Hilfe können Sie wichtige Grafiken Ihrer persönlichen TÜV-Prüfung unterziehen. Dort finden Sie auch Hinweise auf weitere
Tricks, die in diesem Kapitel leider keinen Platz mehr gefunden haben: das Spiel mit Farben, Längs- und Querstreifen.
Ein Beispiel für eine richtig üble Manipulation haben wir Ihnen hier vorenthalten. Es geht um die Werbung für Arzneimittel. Wir haben uns über diesen Fall wegen seiner gravierenden Folgen so geärgert, dass wir ihn im Kapitel »Die Dummen und die Bösen« behandeln.
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Man hat schon oft, auch mithilfe von Augenkameras (Eyetr-cking), festgestellt, dass die meisten Besucher vieler Websites zuerst auf bestimmte Stellen im Text achten, bevor sie sich die Bilder ansehen – genau umgekehrt wie beim Durchblättern von Zeitschriften. Das hängt u. a. mit der textbetonten Google-Suche und mit der meist textgestützten Linkstruktur von Websites zusammen. Siehe dazu J. Nielsen: »Eyetracking Study of Web Readers«. Alertbox 14.5.2000 ( www.useit.com/alertbox ). – St. Outing, L. Roul: »The Best of Eyetrack III. What We Saw When We Looked Through Their Eyes« ( www.poynterextra.org/eyetrack2004 ) – J. Nielsen: »Email Newsletters: Surviving Inbox Congestion«. Alertbox, 12.6.2006
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Walter Krämer: So lügt man mit Statistik . Frankfurt a. M. 1998, S. 48.
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Zahlenspiegel. Bundesrepublik Deutschland – DDR. Ein Vergleich, hg. v. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Juli 1983. Abgedruckt bei Walter Krämer: So lügt man mit Statistik , a.a.O., S. 114.
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Darrell Huff: Wie lügt man mit Statistik . Zürich 1956, S. 35ff.
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Focus Nr. 20/2006, S. 187, zitiert nach Script zur WDR-Sendereihe Quarks & Co.: Mit Zahlen lügen . Oktober 2006.
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Auch die Beschriftung weist einen Fehler auf: Die Zahl über den ersten Balken (158 060) gibt die Anzahl der Aussteller exakt an und nicht in Tausend; das wären dann nämlich 158 Millionen Aussteller auf 6,2 Millionen Quadratmetern vermieteter Fläche, also gut 25 Aussteller pro Quadratmeter.
Kapitel 3
Auf der Suche nach dem Warum
Im Jahr 1809 wütete in Düsseldorf eine schreckliche Seuche, an der schon viele hundert Menschen elend mit hohem Fieber gestorben waren; überwiegend mittellose Handwerker und ihre Frauen und Kinder. Die Ärzte waren ratlos. Schließlich beschloss der Magistrat der Residenzstadt, eine Untersuchungskommission einzusetzen, die die Ursachen der Seuche ermitteln und Gegenmaßnahmen vorschlagen sollte. Todesmutig untersuchten die beteiligten Ärzte die Leichname und Sterbelager zahlreicher Opfer der Seuche, aber auch Kleidung und Betten überlebender Familienangehöriger. Dabei stießen sie auf eine Merkwürdigkeit: In den Kleidern und Betten der meisten Überlebenden fanden sie zahlreiche Läuse; an den Leichen und in den Sterbelagern dagegen fehlten sie.
Ursache und Wirkung
Die Kommission schloss also messerscharf: Wer Läuse hat, ist offenbar gegen die Seuche geschützt. Der Magistrat reagierte schnell und erließ das berühmte »Düsseldorfer Dekret«: Bürgerinnen und Bürger der Stadt Düsseldorf! Züchtet Läuse, wenn Euch Euer Leben lieb ist! Fehlt es an Läusen, so kleidet Euch mit verlausten
Hemden und Hosen Eurer Verwandten oder Nachbarn! Oder übernachtet in verlausten Betten!
Leider ließ der Erfolg des Dekrets auf sich warten. Die Seuche tobte weiter durch die verwinkelten Gassen am Rand der Düsseldorfer Altstadt. Bis ein pfiffiger Kölner Arzt durch ein Experiment dahinterkam, was es mit den Läusen und der Seuche wirklich auf sich hatte: Er erwärmte eine Hälfte eines verlausten Bettes mithilfe heißer Ziegelsteine – und konnte rasch feststellen, dass die Läuse alle in die kühlere Hälfte des Bettes flohen. Da die an der Seuche Erkrankten an hohem Fieber litten, wurde ihm klar: Die Läuse mieden die erhitzten Körper der Fiebernden und wechselten zu den gesunden Angehörigen. Die Düsseldorfer hatten Ursache und Wirkung vertauscht : Es waren nicht die Läuse, die die Seuche fernhielten, sondern es war die Seuche, die mit ihrem Fieber die Läuse vertrieb. Die folgenden beiden Grafiken veranschaulichen den Irrtum der Düsseldorfer:
Düsseldorfer Dekret von 1809 oder die folgenschwere Vertauschung von Ursache und Wirkung.
Die Geschichte ist frei erfunden? Nicht ganz! Zumindest brachte Darrell Huff in seinem Buch das Beispiel, dass die Eingeborenen der Neuen Hebriden angeblich aufgrund jahrhundertelanger
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