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Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Titel: Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Bosbach , Jens Jürgen Korff
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sich alle mit der Zeit ändern, also beliebig bedienen:
je weniger Störche, desto weniger Kinder (wobei noch unklar ist, ob das daran liegt, dass die Störche die Kinder bringen, oder daran, dass die Störche Kindergeschrei lieben und deshalb kinderarme Gegenden meiden);
je mehr Fernsehsender, desto höher die Urlaubsausgaben (was für die Wirkung der Urlaubswerbung spricht);
je mehr Menschen, desto kleiner die Urwälder;
je höher die Dividenden, desto höher das Bruttoinlandsprodukt (und desto höher die Whiskypreise);
je mehr Flugverkehr, desto weniger Bauernhöfe;
je mehr Fernsehsender, desto weniger Gedichte können die Menschen auswendig;
je höher die Urlaubsausgaben, desto weniger Kinder werden geboren;
je teurer der Whisky, desto weniger Fische sind im Weltmeer (vielleicht weil sich die Kapitäne der Fischtrawler dann keinen Whisky mehr leisten können und deshalb leider nicht mehr so oft besoffen sind beim Fischfang).
    Dabei können manche dieser Paare durchaus auch kausal zusammenhängen – über die gemeinsame Hintergrundvariable Zeit hinaus. Aber längst nicht alle!
    Aber wie ist das nun mit Sport und Schlankheit ? Bei diesem Zusammenhang kommen, wenn man länger darüber nachdenkt, diverse Kausalbeziehungen in Betracht. Es spricht einiges dafür, dass regelmäßiger Sport tatsächlich dabei hilft, nicht zuzunehmen. Schon weil man während des Sports weder essen noch Bier trinken kann, und weil man bei körperlicher Betätigung Nährstoffe verbrennt. Aber es gibt auch eine umgekehrte Kausalität: Schlanke Menschen neigen eher dazu, Sport zu treiben, als dicke Menschen; zum einen weil es ihnen rein physisch leichter fällt, ihren Körper zu bewegen, zum andern aus gesellschaftlichen Gründen: Wenn sich ein schlanker Mensch in leichter Sportkleidung in der Öffentlichkeit zeigt, steigt in der Regel sein gesellschaftliches Ansehen. Wenn ein dicker Mensch das tut, muss er damit rechnen, dass sich einige seiner Mitmenschen über ihn lustig machen. Er riskiert also, dass in der Praxis sein gesellschaftliches Ansehen sinkt, wenn
er das tut, was die Gesellschaft theoretisch von ihm verlangt: häufiger Sport zu treiben.
    Die Statistiker sprechen in so einem Fall von Äquivalenz : A ist Ursache von B, aber zugleich ist B auch Ursache von A. Außerdem kommen bei Sport und Schlankheit noch verschiedene Kandidaten als »dritte Männer«, als übersehene Hintergrundvariablen infrage: etwa die soziale Herkunft und die gesellschaftliche Stellung der Personen.
    Einen anderen Fall von Äquivalenz erlebe ich häufiger während meiner Vorlesungen: Je lauter es im Hörsaal ist, desto unkonzentrierter wird mein Vortrag. Und je unkonzentrierter ich vortrage, desto lauter wird das Publikum.
    Das Thema Schlankheit und Übergewicht regt bei vielen Menschen den Forscherdrang an; man sucht hier gerne nach dem »Warum«. Was dabei herauskommt, ist zuweilen abstrus. So wollen amerikanische Soziologen nach einem Bericht von Focus Online herausgefunden haben, dass Frömmigkeit Frauen dick machen kann. 5 Demnach haben amerikanische Frauen ein um 14 Prozent überdurchschnittliches Risiko, fettleibig zu sein, wenn sie sich mit religiösen Büchern, Fernseh-und Radiosendungen befassen. Bei Männern ist das dieser Studie zufolge nicht so, und auch nicht bei Frauen, die aufgrund ihrer Frömmigkeit häufig Gottesdienste besuchen. Die Soziologen vermuteten, dass sich fromme Buchleserinnen und Fernsehzuschauerinnen zu wenig bewegen und deshalb zunehmen. In den Leserkommentaren zu dieser Meldung wurden andere mögliche Aspekte diskutiert. Man kann es einfach positiv deuten und sagen: Fromme Frauen befreien sich eher vom Schlankheitswahn der Gesellschaft und sehen ihr eigenes Körpergewicht mit mehr Gelassenheit. Machos können gehässigerweise eine Vertauschung von Ursache und Wirkung annehmen
– nicht fromme Frauen werden dick, sondern dicke Frauen werden fromm, weil sie keinen Mann abbekommen haben.
    Die Machos sollen hier aber auch noch ihr Fett abbekommen. Wie wäre es also mit einem Abstecher ins Fußballstadion? Da finden wir Spezialisten, die 2010 mitgezählt haben: Drei Mal hat Stürmerstar Lukas Podolski verletzungsbedingt nicht mitgespielt, und drei Mal hat seine Mannschaft, der 1. FC Köln, gewonnen (was, wie Jens bissig bemerkt, sonst eher selten vorkommt. Ausgerechnet Jens aus Bielefeld! Ja, mit so was kennt der sich aus … ) Ergo: Ohne den teuren Star spielt der Rest der Mannschaft offenbar besser. Glauben zumindest die

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