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Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition)

Titel: Lügen mit Zahlen: Wie wir mit Statistiken manipuliert werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Bosbach , Jens Jürgen Korff
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eingegangen und hat deshalb schon in der Antike einen lateinischen Namen bekommen: post hoc ergo propter hoc – nach dem da, also wegen dem da.
    In der Praxis stellt sich unser Suchen nach Ursachen zum Beispiel wie folgt dar: Wir sehen die Tatsache, dass
bei Bränden die Schadenssumme, die man später feststellt, umso größer ist, je mehr Feuerwehrleute bei den Löscharbeiten beteiligt waren;
die Heilungschancen für Krebsgeschwüre sinken, je länger die Krebsgeschwüre bestrahlt werden;
Leute, die viel Sport treiben, in der Regel schlanker sind als Leute, die wenig Sport treiben;
die Bierpreise steigen, wenn die Diäten der Bundestagsabgeordneten steigen (oder auch umgekehrt).
    In allen diesen Fällen wurden Korrelationen mathematisch sauber festgestellt, die einen Zufall eher unwahrscheinlich erscheinen lassen. Also: Feuer frei auf die mutmaßlichen Verursacher und Sündenböcke!
    Wir haben es ja immer schon gewusst: So ein Feuerwehrmann hockt tagelang, vielleicht wochenlang in seinem Bereitschaftsraum herum und nichts Anständiges passiert – immer nur Fehlalarm und Kleinkram. Und dann kommt endlich ein richtiger Brand, so wie ihn das Herz eines Mannes der Tat begehrt. Kein Wunder, dass jetzt Dächer abgedeckt, Fenster eingedrückt, Türen aufgebrochen, Wände eingerissen und ganze
Sintfluten über das brennende Haus gegossen werden … Und so steigt der Schaden pro Feuerwehrmann ins Unermessliche.
    Alles klar, die Apparatemedizin in der Krebstherapie! Dass die immer mit der größten aller verfügbaren Kanonen schießt, um möglichst hohe Kosten zu verursachen und viel Geld zu verdienen, haben wir schon lange geahnt. Aber dass die Doctores unsere Tumore länger als nötig bestrahlen und uns damit sogar kränker machen, ist doch unerhört! Also höchste Zeit, sich für den Notfall schon mal im Internet nach alternativen Heilmethoden umzusehen.
    Dass Sport nicht nur gesund ist, sondern auch schlank macht, weiß ja fast jedes Kind. Und dass die Politiker eine versoffene Bande sind, pfeifen die Spatzen von den Dächern der Hauptstadt Berlin. Ökonomisch hängt es ja vielleicht so zusammen: Je mehr Diäten sie verprassen können, desto größer ist die Nachfrage nach Bier, und schon steigen die Bierpreise. Ob die Preiserhöhung allerdings von den zwölf Berliner Kneipen aus, in denen die Bundestagsabgeordneten verkehren, dann gleich ganz Deutschland erfassen mag … Kommen Ihnen an dieser Stelle vielleicht doch ein paar Zweifel?
    Diese Zweifel sind höchst angebracht. Denn wer so denkt, wie wir es gerade geschildert haben, hat sich zumindest in drei der vier Fälle getäuscht, weil er etwas Wichtiges übersehen hat – den dritten Mann gewissermaßen. In drei Fällen gibt es eine Sache C, die die gemeinsame Ursache für die Sachen A und B ist. Statistiker nennen dieses C die (oft übersehene) Hintergrundvariable . Zwischen A und B gibt es dagegen jeweils keinen wesentlichen kausalen Zusammenhang. Bei den Großbränden ist C die Größe des Feuers: Je größer das Feuer ist, desto größer ist nachher der Schaden. Und je größer das Feuer ist, desto mehr Feuerwehrleute werden zum Brand geschickt.
    Bei den Krebsgeschwüren ist die Hintergrundvariable C die Größe des Geschwürs: Je größer das Geschwür, desto länger wird es bestrahlt. Je größer das Geschwür, desto geringer sind die Heilungschancen. Beim Komplex Sport und Schlankheit liegen die Dinge komplizierter; deshalb überspringen wir erst einmal diesen Fall. Bei den Bierpreisen und Diäten ist C schlicht und einfach die Zeit: Mit der Zeit steigen die Bierpreise, und mit der Zeit steigen die Diäten. Und gegen die Zeit ist bekanntlich kein Kraut gewachsen.
    Die Zeit übernimmt sehr gern die Rolle des dritten Mannes (oder besser: der dritten Frau). Mit der Zeit steigen zum Beispiel die Urlaubsausgaben, die Anzahl der Menschen auf der Erde, das Bruttoinlandsprodukt, der Flugverkehr, die Anzahl der Fernsehsender, die Whiskypreise, die Dividenden. Und mit der Zeit sinkt die Anzahl der Fische im Weltmeer, die Größe der Urwälder, die Anzahl der Bauernhöfe, der Anteil der Kinder an der Gesamtbevölkerung, die Zahl der Störche in Mitteleuropa, 4 die Anzahl der Lieder und Gedichte, die die Menschen auswendig können. Und weil dem so ist, sind alle diese genannten Größen positiv oder negativ miteinander korreliert und eignen sich deshalb für die muntere Unterstellung oder sogar Produktion von Kausalitäten.
    Wer will, kann sich bei diesen Größen, die

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